Landwirtschaft im Bergischen Zu wenig Nutzflächen: Heimische Landwirte schlagen Alarm

Bauern sehen sich durch städtische Projekte in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet. Weiterer Flächenfraß bedrohe ihre Betriebe.

 Carsten Bröcker, Martin Dahlmann und Tim Neues (v.l.) bewerten die Vorgaben zur Stadtentwicklung kritisch.

Carsten Bröcker, Martin Dahlmann und Tim Neues (v.l.) bewerten die Vorgaben zur Stadtentwicklung kritisch.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Landwirte in Wuppertal sind sauer auf die städtische Politik und warnen vor dem weiteren Verlust bäuerlich genutzter Flächen. Man habe angesichts der fortschreitenden Ausweisung von Wohn- oder Gewerbegebieten in den Außenbezirken der Stadt, den Plänen zur Errichtung einer Forensik auf der Kleinen Höhe oder der Organisation einer Bundesgartenschau (Buga) „größte Bedenken“, wie es mit der heimischen Landwirtschaft weitergehe, sagte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Mettmann, Martin Dahlmann, am Montag bei einem Pressegespräch auf dem Gut zur Linden in Vohwinkel.

In den vergangenen Wochen habe man mehrere Gespräche mit Vertretern der Parteien geführt, dabei jedoch nicht den Eindruck gewonnen, dass die lokale Politik die Interessen der Landwirte besonders wert schätze.

Den Landwirten werde die
Existenzgrundlage entzogen

Die Parteivertreter hätten zwar „Verständnis für die Landwirtschaft“ gezeigt, aber zugleich darauf verwiesen, dass man dringend neue Gewerbegebiete brauche, ergänzte der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Wuppertal-West, Tim Neues. Damit werde den Landwirten auf Dauer die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen.

Carsten Bröcker vom Gut zur Linden, der zudem stellvertretender Vorsitzender der Ortsbauernschaft Wuppertal-West ist, hat dazu ernüchternde Zahlen parat: Innerhalb von 25 Jahren sei etwa ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche – rund 1160 Hektar - verlorengegangen. Etwa 20 Höfe hätten über den genannten Zeitraum ihre Arbeit einstellen müssen. Gehe die lokale Politik mit der Ausweisung von Neubau- oder Gewerbeflächen wie bislang voran, dann seien in einer Generation – also etwa 30 Jahren – „alle Flächen technisch verbraucht“, mahnte Bröcker. Dann sei die heimische Landwirtschaft am Ende und es blieben nur noch „Importe aus Übersee“ (Dahlmann).

Ein Dorn im Auge ist den Landwirten zum einen der geplante Bau einer forensischen Klinik auf der Kleinen Höhe. Dadurch könnten etwa 30 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche verlorengehen, sagte Bröcker. Dabei gebe es mit dem diskutierten Areal an der Parkstraße in Ronsdorf einen Forensik-Standort, der bereits jetzt im Besitz des Landes sei.

Politik müsse sich der Bedeutung der Landwirtschaft bewusst sein

Weiterer Stein des Anstoßes: die Pläne zur Ausrichtung der Buga im Jahr 2031. Entgegen der Aussage des Oberbürgermeisters solle die Buga nun doch in den Außenbezirken der Stadt angesiedelt werden. Derzeit stünden die Zeichen auf eine Ausrichtung im Westen der Stadt. Etwa 27 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche könnten dann zumindest vorübergehend wegfallen – unter anderem weil sie als Parkplätze genutzt werden.

Inwieweit die dabei geschotterten Flächen für die Landwirte später wieder nutzbar sind, sei zweifelhaft, erklärte Bröcker. Kreisvorsitzender Dahlmann plädierte dafür, ähnlich wie bei der Bürgerbefragung zur Seilbahn auch eine Abstimmung zur Buga durchzuführen.

Nach Ansicht der Bauernvertreter sollten bei der Entwicklung von Gewerbe- oder Neubaugebieten vor allem die innerstädtischen Flächen sowie die Leerstände im Bestand genutzt werden, statt an den kommunalen Rändern Flächen zu planen und zu verbrauchen. Die Politik müsse sich der Bedeutung der Landwirtschaft klar sein und könne „nicht so großzügig mit den bisschen noch verbliebenen Flächen umgehen“, kritisierte Bröcker.

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