Zu Besuch in der Unterwelt

Im Rahmen des Kanalbau-Projekts „Lokschuppen“ durften Wuppertaler 25 Meter tief unter der Erde gucken, wie dort gearbeitet wird.

Wuppertal. Es ist eine Reise in eine gigantische Unterwelt. Mehr als 25 Meter fährt der Aufzug den möglichst schwindelfreien Betrachter in die gähnende Tiefe der 18 Meter breiten Pressgrube. Riesige Rohre, in die locker ein Mittelklassewagen passen würde, führen hier mehrere hundert Meter weit durch das Erdreich.

Beim Tag der offenen Tür der Wuppertaler Stadtwerke an der Großbaustelle Homannbrücke in Vohwinkel konnten die Besucher die riesigen Ausmaße der Entwässerungsmaßnahme "Lokschuppen" im Wuppertaler Westen vor Ort erleben - und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beim Marsch durch die enormen Röhren tief unter Erde ließ sich erahnen, welch immenser Aufwand hier betrieben wird. Über 100 Stahlbetonteilstücke wurden allein zwischen der Homannbrücke und der Lessingstraße verbaut, jedes davon mehr als 50 Tonnen schwer.

Die Anlieferung erfolgte nachts mit Schwertransportern. Beim Herablassen in die Grube durch einen speziellen Kran war jedes Mal Präzision gefragt. "Das Ganze ist auch für uns eine gewaltige Aufgabe", sagt WSW-Projektleiter Michael Kalz, für den besonders der Rohvortrieb unter Wohngebäuden eine besondere Herausforderung war. "Da muss schon bei der Planung alles stimmen", betont er.

Mit schwerem Gerät wird dann der Tunnel gegraben und jedes Rohstück einzeln verlegt. "Sie müssen sich das wie die Arbeit mit einem riesigen Zahnarztbohrer vorstellen", erläutert der Abteilungsleiter für Stadtentwässerung, Udo Lauersdorf. Die Besucher zeigten sich schwer beeindruckt. "Es ist wirklich unglaublich, was hier entstanden ist", sagt Anwohnerin Susanne Eulberg. Gemerkt hat sie selber kaum etwas von den enormen Baumaßnahmen tief unter ihrer Wohnung. "Nur das Bett hat manchmal ein wenig gezittert", sagt sie.

Die Stadtentwässerungsprojekte der WSW werden für den Bürger angesichts der vorangeschrittenen Flächenversiegelung, strengeren Umweltvorschriften und größeren Regenmengen immer wichtiger. Das Großprojekt "Lokschuppen" soll im Stadtteil eine spürbare Verbesserung der Entwässerung bringen. Das geplante Regenüberlaufbecken östlich des Parkplatzes wird nach Ansicht der Experten zu einer deutlichen Entlastung der stark beanspruchten Kanalisation in der Kaiserstraße führen. Diese muss im Moment die kompletten Niederschläge von den Quartieren nördlich der Bahntrasse mit aufnehmen. Deshalb gibt es in der Kaiserstraße nach starkem Regen oft Überschwemmungen.

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