Streit Zoff mit der Stadt Wuppertal: Nach Jahrzehnten soll der Blumenkübel weg

Wuppertal-Südstadt · Erwin Neufeld hat seit Jahrzehnten zwei Blumenkübel vor seinem Haus in Wuppertal stehen. Jetzt müssen sie laut Stadt plötzlich weg.

 Erwin Neufeld und einer seiner Kübel an der Graf-Adolf-Straße.

Erwin Neufeld und einer seiner Kübel an der Graf-Adolf-Straße.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Zwei Blumenkübel sorgen für Zwist. Sie stehen vor dem Haus Graf-Adolf-Straße 103 – und sollen weg. Sagt die Stadt. Sie beruft sich auf gesetzliche Vorgaben, moniert, dass die Mindestbreite des Gehwegs nicht mehr eingehalten wird,  das Sichtfeld von Fußgängern eingeschränkt wird, sollten sie die Straße überqueren wollen. Erwin Neufeld, Eigentümer des Gebäudes und damit auch der steinernen „Corpora Delicti“, zeigt dafür wenig Verständnis. Denn: Jahrzehntelang hätten die bepflanzten Kübel niemanden gestört. Einigen konnten sich die Parteien bislang nicht. Der Fall wäre fast vor dem Verwaltungsgericht gelandet, denn Neufeld wollte Widerspruch gegen den Bescheid der Stadt einlegen. Das geht aber gar nicht, wie die Stadt gegenüber der WZ erläutert. Stattdessen würde direkt vor Gericht verhandelt. „Das wollte ich natürlich nicht“, sagt Neufeld — und zog sein Schreiben wieder zurück. Abgeschlossen hat er mit dem „Kübelgate“ aber noch nicht.

Doch der Reihe nach: In den 1980er Jahren kauften Neufeld und seine Frau das Mehrfamilienhaus fast an der Ecke zur Cronenberger Straße, in dessen Erdgeschoss sich heute noch ein Ladenlokal befindet. „Damals standen die Kübel schon“, sagt Neufeld. Und die seien auch nie ein Thema gewesen. Später habe dann ein Pächter des Lokals einen dritten Kübel vor dem Laden platziert – mit Holzeinfassung. Auf den „aktuellen“ Google Street View-Bildern, die bekanntlich gute zehn Jahre auf dem Buckel haben, sind die Kübel noch in trauter Dreisamkeit zu sehen. Das Holz, räumt Neufeld ein, faulte irgendwann weg. Er entsorgte daraufhin den mittleren Kübel – und stellte stattdessen eine Mülltonnenbox dort auf. „Dann mussten wir nicht mehr die Tonnen in den Keller bringen.“ Wegen einer Genehmigung dafür fragte er allerdings nicht an. Ein Fehler, wie er heute weiß.

Aus der Nachbarschaft wurde er bei der Stadt gemeldet. Jedenfalls vermutet er das. Und die Verwaltung schickte ein ziemlich deutliches Schreiben. Von einer „Bürgerbeschwerde“ ist darin die Rede und der „unverzüglichen Räumung der Fläche“. Die Box habe er schnell entfernt, doch wegen der Kübel suchte er noch einmal Kontakt mit der Stadt. Eine Mitarbeiterin habe ihm geraten, für die Blumengefäße einen neuen Antrag bei der Stadt zu stellen. Ein Trick, ist sich Neufeld mittlerweile sicher. Denn den Antrag lehnte das zuständige Ressort schnell ab. Neufeld darf nun gar nichts mehr auf den Gehweg stellen.

Manchmal sei der Gehweg
auch ohne Kübel schmaler

Dabei, ärgert er sich, sei das auf vielen Straßen in der Südstadt üblich. Und an vielen Stellen sei der Gehweg dann noch viel schmaler - manchmal sogar schon ohne Kübel. „Ich habe nachgemessen.“ Und schließlich seien die Bäumchen ja auch ein netter Hingucker. „Ich kümmer mich doch um sie.“ Ebenso, wie um das kleine Blumenfeld auf dem Gehweg und die Bäume gegenüber – die beide eigentlich der Stadt gehören. Doch die schaffe das ja gar nicht, sagt Neufeld. Dass ausgerechnet jene Stadt ihm nun seine Blumenkübel wegnehmen will, versteht er nicht.

Auch Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius (SPD), an den sich Neufeld gewandt hatte, schüttelt nur den Kopf. Die Bezirksvertretung habe in der Vergangenheit immer wieder gelobt, wenn Bürger selbst tätig werden und zur Verschönerung der Südstadt beitragen. „Und diese Kübel stehen dort doch schon ewig.“

Eine Art Bestandsschutz gibt es offenbar aber nicht. Die Stadt wollte sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht zum konkreten Fall äußern. Allgemein sei es aber nun mal so, dass für Blumenkübel und ähnliches eine Sondernutzungsgenehmigung notwendig sei. Die werde aber kaum noch erteilt, weil gerade die Gehwegbreiten dann oft nicht mehr eingehalten würden. Dass die Kübel über Jahrzehnte gestanden haben, mache keinen Unterschied. „Wo kein Kläger, da kein Richter. Jetzt hat sich aber wohl jemand beschwert.“

Neufeld kann aber noch eine Anekdote beisteuern. Als er eingewendet habe, dass ohne die Kübel dort vermutlich immer wieder Autos verkehrswidrig auf dem Gehweg parken würden – ein Problem nicht nur in der Südstadt — habe ihm die Stadt eine Alternative vorgeschlagen. „Sie könnte Pöller aufstellen“, so Neufeld. Die seien zwar nicht schön, aber aus Sicht der Verwaltung zumindest abstandstechnisch regelkonform. Neufeld hätte lieber die Kübel, doch deren Tage sind gezählt.

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