Zeugenaussage sorgt 2005 für die Wende beim Wupper-Mord

Aus der Hauptzeugin des Mordprozesses wurde die Mittäterin.

Am Pfingstsamstag 2005 machten Spaziergänger am Wupperufer in Müngsten einen grausigen Fund. Auf dem Wasser trieb die Leiche eines 35-jährigen Tamilen. Zunächst tappte die Polizei im Dunkeln — war es ein Unfall? Selbstmord? Oder gar Mord? Erst die Obduktion brachte Gewissheit. Demnach wurde der Mann in der Nacht zum 13. Mai in dem Fluss ertränkt.

Was die Beamten damals noch nicht wissen konnten: Es sollte eine Geschichte mit mehreren spektakulären Wendungen werden. Zunächst wurde ein 18-jähriger Ukrainer, der seit mehreren Jahren in Wuppertal lebte, festgenommen. Eine Zeugin hatte den jungen Mann schwer belastet. Dabei sollen sich Täter und Opfer gekannt haben. Das Motiv: Mord zur Verdeckung einer Straftat. Laut Anklageschrift wollte der Ukrainer dem Mann seine Geldbörse samt 150 Euro stehlen. Als dieser den Raub bemerkte, kam es zum Streit, in dessen Folge das Opfer mit einem Stein am Kopf sowie mehreren Tritten und Schlägen verletzt wurde. Um seine Tat zu vertuschen, soll der Angeklagte den Mann anschließend zur Wupper geschleppt und dort ertränkt haben.

Spektakuläre

Kriminalfälle

So weit die erste Version, allerdings brachte der Prozessbeginn die erste Wende in dem Mordfall. Zwar gestand der Angeklagte, den Mann getötet zu haben, jedoch nicht alleine.

Vielmehr soll eine gleichaltrige Freundin, mit der er ein geschwisterähnliches Verhältnis pflegte, die treibende Kraft hinter der Tat gewesen sein. Sie war pleite, wollte schnelles Geld machen und den 35-Jährigen mit Sex ablenken. Als der Diebstahl misslang, soll sie ihren Freund angestachelt, mitgeprügelt und den Mann schließlich unter Wasser gedrückt haben. Das Kuriose: Die Frau hatte zuvor als Zeugin gegen den Ukrainer ausgesagt. Auch die Staatsanwaltschaft zweifelte an der Version und sah in ihr nicht die Täterin.

Die Ereignisse überschlugen sich, als ein weiterer Zeuge auftauchte und für die zweite Wende im Prozess sorgte. Dieser sagte aus, dass die junge Frau ihm ihre Mittäterschaft gestanden habe. Daraufhin wurde die 18-Jährige festgenommen, schwieg aber zu den Vorwürfen. Es tauchten jedoch weitere Indizien auf, die die Glaubwürdigkeit des Zeugen bestätigten.

Während die junge Frau weiter schwieg, wurde der Ukrainer Mitte März 2006 nach Jugendstrafrecht wegen gemeinschaftlichen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt.

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