Zahnarzt-Team wehrt sich gegen Straßenmusikanten

Ralf Pätzig will nicht mehr stundenlang dieselbe Leier von Straßenmusikanten hören. Er hat dem Oberbürgermeister geschrieben.

Barmen. Eigentlich mag Ralf Pätzig Musik. Und Humor hat er auch. Aber am Donnerstag voriger Woche war das Maß voll. Da hat Ralf Pätzig das Fenster geöffnet, 20 Cent in Richtung Straßenmusik geworfen und laut "Aufhören! Pause!" gerufen.

Denn sie waren wieder da, die singenden Männer mit Geige und Trompete, berichtet der Zahnarzt. Vor seiner Praxis an der Ecke Werth/Rauer Werth sei offenkundig ein besonders beliebter Treffpunkt: "Dort wechseln sie sich ab und singen und singen. Ohne Mittagspause, inklusive Überstunden." Es handele sich um abwechselnd "auftretende" Musiker-Formationen, sagt Pätzigs Mitarbeiterin Karina Paetow-Mitschke. "Aber ich glaube, das ist ein und dieselbe Gruppe, die sich nur aufgeteilt hat, um einfach ständig singen zu können."

Denn, so sagt die Stadt: Nach 20 Minuten Spieldauer muss Pause sein. Zehn Minuten, wie Sprecherin Martina Eckermann erklärt. "Gleichzeitig ist der Standort um mindestens 200 Meter zu verlegen."

Soweit die Theorie. Die Praxis aber stellt sich für das Team vom Werth anders dar. Denn die Barden bleiben und singen unablässig, sagt Karina Paetow-Mitschke. "Vor allem aber singen sie immer dasselbe." Jede der drei Gruppen habe ungefähr drei Stücke im Repertoire, was dazu führe, dass man ein Lied "ungefähr zehnmal am Tag hört". "Qué será, será" zum Beispiel, ist eines von Ralf Pätzigs Lieblingsbeispielen. "So lernt man, Musik zu hassen ", sagt der Zahnarzt und lacht, "obwohl mir dieses Gefühl eigentlich fremd ist".

Er habe es schon mit "liebenswürdiger Ansprache" versucht - werde aber weder gehört noch verstanden. Der geplagte Dentist freut sich schon auf den Sommer - und noch mehr Musik. "Ich werde so langsam wahnsinnig." Auch Anrufe beim Ordnungsamt würden nicht fruchten: "Das ist verständlich", findet Pätzig, es gebe ja keine wirkliche Handhabe.

Aber es gibt Regeln: "Wenn wir Hinweise von belästigten Anwohnern oder Gewerbetreibenden erhalten, gehen wir dem nach und fordern die Musiker auf, ihren Standort zu verlassen", sagt Martina Eckermann von der Stadt. Dem werde meist klaglos Folge geleistet. "Die Beschwerden halten sich in Grenzen." Lediglich von zwei Standorten in Barmen - dem Platz vor der Sparkasse Werth sowie vor dem Blumengeschäft gegenüber dem Geschwister-Scholl-Platz - habe man Meldungen erhalten.

Ralf Pätzig hat sich nun mit einem ebenso launigen wie eindringlichen Brief an Oberbürgermeister Peter Jung gewandt: "Ich ersuche Sie, Kraft Ihres Amtes Abhilfe zu schaffen. Sonst schlage ich Ihnen vor, diese Tonkünstler auf dem Balkon des Rathauses Barmen im 20-minütigen Wechsel auftreten zu lassen." Ansonsten, so droht er scherzhaft, "bitte ich um die behördliche Genehmigung, den Werth mit Bohrgeräuschen aus meiner zahnärztlichen Praxis beschallen zu dürfen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort