Analyse Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund steigt

Analyse 37,8 Prozent der Wuppertaler haben eine Einwanderungsgeschichte. Zuletzt stiegen die Zahlen der Zuzüge aus der EU.

Wuppertal ist eine Einwanderungsstadt. 37,8 Prozent der gesamten Stadtbevölkerung haben aktuell, Stichtag 31. Dezember 2017, einen Migrationshintergrund. Die Spannbreite der Anteile in den 68 Quartieren liegt dabei zwischen 10,2 und 67,4 Prozent. Zuletzt ist Hans-Jürgen Lemmer, Ressortleiter Zuwanderung und Integration, in den Bezirksvertetungen Barmen, Oberbarmen und Ronsdorf gewesen, um die Quartiere mit den höchsten Quoten dort zu besprechen: Barmen-Mitte, Oberbarmen-Schwarzbach und Rehsiepen.

Denn diese Viertel zeichnen sich durch Problemlagen aus, die nicht ausschließlich, aber auch mit der Migration zu tun haben. Lemmer nennt es Herausforderungen, nicht Probleme. Probleme gebe es, wenn man sich der Themen nicht bewusst werde und diese nicht angehe. Und so hat er in den BVen die Problemlagen benannt sowie den Status Quo der Institutionen und Angebote dargestellt.

Wuppertal hat 68 Quartiere. Lemmer hat davon bisher drei mit Problemlagen identifiziert - er geht davon aus, dass im kommenden Jahr noch vier bis fünf dazukommen. Also bis zu acht von 68 Quartieren an strukturellen Problemen leiden, bei denen der hohe Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle spielt. In den meisten anderen gebe es keine vergleichbaren strukturellen Herausforderungen. Die Integration verläuft in den meisten Quartieren gut.

In den betroffenen Quartieren liegen die Problemlagen nicht an der Migration an sich. Das hänge immer auch mit der Struktur insgesamt zusammen, erklärt Lemmer - etwa mit der Zahl der Arbeitslosen, der Zahl der Leistungsempfänger, der Lage aus Sicht des Jugendamtes.

Beispiel Oberbarmen-Schwarzbach: Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund ist dort seit 2014 von 56,1 auf 63,7 Prozent gestiegen. Viele der Zugewanderten stammen aus Griechenland (1256), der Türkei (1012) oder Polen (942). Lemmer erklärt die steigende Zahl gerade bei EU-Einwanderern damit, dass die eben Anschluss an die eigene Gemeinschaft suchten. Für Zuwanderer aus der EU ist das beinahe überlebenswichtig. Sie haben in den ersten fünf Jahren keinen Anspruch auf staatliche Leistungen, wenn sie sich diese nicht erarbeiten. Arbeit ist meist die Triebfeder für Einwanderung – sich eine bessere Zukunft aufbauen. Problematisch sei meist die fehlende Sprachkenntnis. Im Umfeld des Quartiers wiegt das schwer. Das ist geprägt durch vielschichtige Probleme wie Kleinkriminalität, Perspektivlosigkeit, gerade bei Jugendlichen, steigende Gewaltbereitschaft und schlechte Substanz der Gebäude. Nach einem Bericht aus Lemmers Ressort sind die helfenden Institutionen und Angebote nicht mehr ausreichend.

Anders ist die Lage etwa am Rehsiepen in Ronsdorf. Dort besteht die größte Gruppe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus Syrern (455). Kriegsflüchtlinge. Sie werden vom Staat unterstützt, brauchen aber Hilfe bei der Integration. Dort fehlt es aber an Ärzten, Geschäften oder auch Kinderbetreuung und daraus resultierend an Möglichkeiten, an Sprachkursen teilzunehmen.

Die Herausforderungen sind andere. Sie lassen sich nicht an der Anzahl und der Herkunft der Menschen festmachen. Sie hängen mit den Umständen in den Quartieren zusammen. Sicher ist, die Herausforderungen müssen angegangen werden, damit Integration gelingt. Das fasst Lemmer für 2019 ins Auge.

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