WZ TV: Wuppertaler Studenten legen Uni-Betrieb lahm

Auch in Wuppertal streiken in dieser Woche die Studenten. Ihr Protest richtet sich aber vor allem an Bund und Land.

Wuppertal. "Geist ist geil" heißt seit Montag die Devise der Wuppertaler Studenten, die sich in die bundesweiten Protestaktionen gegen die Bildungspolitik einreihten: Der Slogan richtet sich gegen eine nach Aussagen der Studentenschaft "wirtschafts- und gewinnorientierte Hochschulpolitik", in der keine Luft mehr bleibe für eine freie Lehre. Die protestierenden Studenten kritisieren die Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen sowie die damit verbundene Verschulung des Studiums. Außerdem fordern sie die Abschaffung der Studiengebühren.

Auf einer Vollversammlung auf dem Campus Grifflenberg mit rund tausend Studenten war die Stimmung am Montag klar für eine Streikwoche. Am Vormittag wurden bereits Vorlesungen gestört und Eingänge verriegelt, um den Zugang zu Lehrveranstaltungen zu verhindern.

"Die Bedingungen sind skandalös", formuliert es Christoph Baum, Mitorganisator der Streikwoche und fügt an: "Vor lauter Termindruck haben wir nicht mehr die Zeit, Inhalte zu vertiefen. Selbstbestimmtes Lernen ist nicht mehr möglich."

Somit richtet sich der Protest in erster Linie gegen die Bildungspolitik allgemein. Ein "Grifflenberger Masterplan" nennt aber auch Forderungen an die Bergische Universität. "Die Mehrheit der Studenten muss arbeiten, um das Studium finanzieren zu können", so Lehramtsstudent Bastian Wefes. Terminstress und unnötige bürokratische Hürden würden das Studium zusätzlich erschweren. Mehr Kindergartenplätze, um auch jungen Eltern ein Studium zu ermöglichen, mehr Personal sowie ausreichend geeignete Lehrräume sind weitere Forderungen.

Beides ist in Wuppertal auf dem Weg - ein neues Hörsaalzentrum mit zusätzlichen Seminarräumen soll 2010 fertig sein, an weiteren Betreuungsplätzen werde laut Unileitung gearbeitet. "Das Rektorat gibt sich Mühe", räumt Wefes ein, jedoch sei das immer noch zu wenig.

Unirektor Professor Lambert T. Koch zeigte Verständnis für den bundesweiten Protest der Studenten. Gerade vor Wahlen sei es nachvollziehbar, sich Gehör zu verschaffen. Koch räumte ein, dass auch an der Bergischen Universität die Personal- und Betreuungssituation nicht durchgängig optimal sei. "Wir arbeiten stetig an einer Verbesserung und werden mit dem neuen Hörsaalzentrum auf einen Schlag eine deutliche Entlastung bekommen."

Dabei wandte er sich allerdings entschieden gegen eine Abschaffung der Studiengebühren. Sie allein reichten für einen angemessen Lehrbetrieb nicht aus. "Aber ganz ohne Studiengebühren geht es auch nicht mehr."

Der für Studium und Lehre zuständige Prorektor Professor Andreas Frommer verwies auf die zum Teil gravierenden Gegensätze zwischen einzelnen Fächern. Während die Geisteswissenschaften zum Teil erheblich überlastet seien, fänden Ingenieure und Techniker an der Bergischen Universität geradezu traumhafte Studienbedingungen vor.

Für eine Abschaffung des Bachelors, wie von den streikenden Studenten gefordert, ist es nach Auffassung der Hochschulleitung zu spät. "Aber natürlich gibt es Nachbesserungsbedarf in einzelnen Fächern", so Koch.

Höhepunkt der Proteste sollen am Mittwoch eine Demonstration in der Elberfelder Innenstadt sein sowie am Samstag eine Groß-Demonstration in der Landeshauptstadt. Widersprüchliche Aussagen gibt es zu dem Punkt weiterer sogenannter Türblockaden. Beobachter sprachen am Montag vielen Studenten, die sich für Proteste, aber gegen Blockaden ausgesprochen hätten. Rektor Koch sicherte zu, man werde den Zugang zu prüfungsrelevanten Lehrveranstaltungen sicherstellen.

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