WZ TV: Der Steinbruch rüstet sich für Razorlight

Alle warten auf Razorlight: Der Steinbruch Oteleshofen wird zum Konzertsaal.

Wuppertal. Von oben betrachtet ist kaum etwas Ungewöhnliches zu sehen. Bagger rotieren 60 Meter in der Tiefe, Arbeiter wuseln unten wie Ameisen umher, stapfen über den durch die Witterung schlammigen Boden. Und doch ist das geschäftige Treiben im Steinbruch Oetelshofen in diesen Tagen ein anderes als sonst. Denn der Kalkstein-Steinbruch im Westen Wuppertals im Stadtbezirk Vohwinkel an der Grenze zu Wülfrath wird heute einmal mehr Schauplatz eines Spektakels ganz anderer Art: Die englische Band Razorlight wird heute Abend vor dieser spektakulären Kulisse ein Konzert geben.

In der Reihe der T-Mobile Street Gigs findet der Auftritt der angesagten Band in Wuppertal statt. Nachdem im Internet Vorschläge für die spannendsten Locations für das 19. Konzert der Reihe abgegeben werden und dafür abgestimmt werden konnte, hat sich die Band höchst persönlich für den Steinbruch entschieden. Und wer je in dieser Rundung stand, die an ein antikes Amphitheater erinnert, und die steilen Wände 60 Meter hoch in den Himmel geblickt hat, der weiß, dass die Band richtig entschieden hat.

"Seitdem im vergangenen Jahr der Freestyle-Motocross-Wettbewerb der Red Bull X-Fighters hier stattfand, haben wir eine Unmenge an Anfragen", sagt Jörg Iseke, Geschäftsführer des Steinbruchs. Von der klassischen Oper bis zu einer Weltmeisterschaft der Feuerwerker reicht die Liste der Interessenten. Doch Iseke winkt ab. "Das ist ein großer Eingriff ins Tagesgeschäft - wir können die Öfen nicht einfach abstellen."
Sechs Tage benötigen die Mitarbeiter der Düsseldorfer Agentur Do It!, um Bühne und Equipment in das unwegsame Gelände zu transportieren und aufzubauen. "Das ist ein Aufwand, der machbar ist", sagt Iseke - nicht zuletzt, weil im übrigen Teil des acht Hektar großen Geländes weiter gearbeitet werden kann.

Außerdem ist da noch der Spaßfaktor. "Musik im Steinbruch?", Iseke lehnt sich zurück und lächelt, "das ist ein alter Traum von mir." Als Jugendliche, so berichtet er, habe man viele Partys in diesem Teil des familiengeführten Steinbruchs veranstaltet. Würde etwa Pink Floyd anfragen, er wäre sofort dabei, beteuert der Geschäftsführer.

Gut, die Mannen, die er heute begrüßen kann, haben noch nicht so viele Jahre auf dem musikalischen Buckel, doch das Quartett hat sich spätestens seit der Singles "America" und "Wire to wire" eine breite Fangemeinde erspielt. "Ehrlich gesagt kannte ich die nicht", gibt Iseke zu, doch haben seine Kinder ihm gleich begeistert zu dem Konzert geraten. "Wir haben schon Spaß an diesen Veranstaltungen hier - das bringt Farbe in die mitunter graue Welt des Steinbruchalltags."

Tom Oessling, Produktionsleiter von Do It! und in sämtliche Street-Gig-Konzerte bisher eingebunden, ist unterdessen von der Welt des Steinbruchs fasziniert. "Wir haben ja schon an vielen ungewöhnlichen Orten unsere Konzerte veranstaltet - aber das ist sicher einer der spektakulärsten." Vor allem logistisch habe das die 120 Mann starke Crew vor neue Herausforderungen gestellt. "Wir müssen ja eine ganz eigene Infrastruktur hier aufbauen", sagt er.

Strom, sanitäre Einrichtungen, Bühnentechnik und Catering - alles muss die steilen, nur für Allrad-Fahrzeuge befahrbaren Wege hinab gebracht werden. Das gilt nicht zuletzt für die Zuschauer. Die glücklichen Gewinner sollten auf ein hippes Outfit mit hochhackigen Schuhen verzichten. Denn sie müssen zu Fuß über die Terpentinen hinunter kraxeln. Belohnt werden sie mit einer atemberaubenden Kulisse.

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