WZ TV: Barmenia-Chef Beutelmann spürt die Krise kaum

WZ-Interview: Der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Versicherung meldet gute Ergebnisse.

Herr Beutelmann, wie steuert die Barmenia durch die Wirtschaftskrise?

Beutelmann: Möglichst sicher, wir versuchen, uns von den Rahmendaten nicht beeinflussen zu lassen.

Beutelmann: Wir haben sie wenig gespürt und verzeichnen einen Umsatzzuwachs von etwa fünf Prozent. Das ist deutlich über dem Marktdurchschnitt. Das Ergebnis vor Steuern bewegt sich auf Vorjahresniveau, mit dem sind wir ebenfalls zufrieden. Und wir sind auch mit der Entwicklung der Kapitalanlagen zufrieden, denn gerade die Kapitalanlagen haben ja eine besondere Aufmerksamkeit erzielt. Es ist uns gelungen, im vergangenen Jahr die Ergebnisse der Kapitalanlagen zu verstetigen. Wir haben bei allen drei Unternehmenssparten bei den Kapitalanlagen eine Nettoverzinsung, die über vier Prozent liegt.

Beutelmann: Wir wollen im laufenden Jahr zirka 17 Personen einstellen. Es geht insbesondere um neue Mitarbeiter im Leistungsbereich. Wir werden investieren und modernisieren, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Beutelmann: Der Neubau hat bisher gut über 100 Millionen Euro gekostet und wird sich in der Endabrechnung in einer Größenordnung von etwa 165 Millionen Euro bewegen. Wir werden am 2. Juli hoffentlich die Einweihungsfeier vornehmen können. Bis dahin wird auch alles fertig sein.

Beutelmann: Wir haben aktuell 105 Auszubildende und wir werden auch im laufenden Jahr wieder Auszubildende einstellen, alleine 28 Lehrlinge im Bereich Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Wir wünschen uns viele Azubis, insbesondere auch im Außendienst-Bereich.

Beutelmann: Davon bin ich überzeugt, die private Krankenversicherung hat unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen eine berechtigte Hoffnung, in Zukunft auch wieder mehr Vollversicherungsgeschäft zu bekommen. Gerade die Entwicklung im vergangenen Jahr deutet darauf hin, dass der Vollversicherungszuwachs in der Branche erheblich höher als im vorherigen Jahr sein wird. Im Bereich der Zusatzversicherung werden allein wir einen Zuwachs von etwa 45.000 Personen haben.

Beutelmann: Das ist noch nicht der Fall. Es steht aber im Koalitionsvertrag, und es ist zu erwarten, dass dies ab 2011 möglich wird. Wir hoffen, dass die Regierung die Fehlentwicklungen im Bereich der Sozialversicherungen korrigiert. Es geht auch darum, dass sich die gesetzlichen Krankenversicherungen aus dem Zusatzgeschäft zurückziehen. Das ist das originäre Geschäft d+er privaten Krankenversicherungen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen keine Steuern und müssen kein Eigenkapital bilden, alles Dinge, die eine private Krankenversicherung benachteiligt.

Beutelmann: Wir haben die Beiträge im Durchschnitt um drei bis fünf Prozent angehoben, je nach Versicherten-Kollektiv. In einigen Kollektiven auch darüber. Dazu lässt sich eine generelle Aussage schwer treffen. Richtig ist, dass die Entwicklung der medizinischen Leistungen eine besondere Problematik darstellt. Diese Entwicklung trifft aber die gesetzlichen Kassen genauso. Nur dort fällt es nicht so auf, weil ja automatisch durch die Erhöhung von Gehältern und der Beitragsbemessungsgrenze die Einnahmen der gesetzlichen Kassen steigen.

Beutelmann: Seit Jahren betreiben wir schon ein sogenanntes Gesundheitsmanagement. Wir verstehen uns auch als Dienstleister und nicht nur als Kostenerstatter. Wir haben mehrere Programme, wie etwa das Disease- und Case-Management, mit dem wir bestimmte Krankheiten begleiten.

Beutelmann: Wir haben sehr umfangreiche Alterungsrückstellungen in der Summe von mittlerweile über 130 Milliarden Euro in der Branche. Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Problematik des Beitragsanstiegs im Alter entsprechend abzumildern. Wir sind da auf einem guten Weg. Richtig ist, dass wir die Alterungsproblematik über die Altersrückstellungen in den Griff bekommen haben. Es gibt jedoch immer wieder neue Therapie-Verfahren, die teilweise auch sehr viel Geld kosten. Das muss man bei der Beitragsentwicklung mit berücksichtigen.

Beutelmann: Auf alle Fälle, die PKV ist dadurch attraktiver geworden. Es gibt ja eine Steuerentlastung von bis zu 40 Prozent. Allein dadurch, dass man die Beiträge für die vollversicherten Kinder absetzen darf, ist die PKV familienfreundlicher geworden. Trotzdem erheben wir die Forderung, analog zur gesetzlichen Krankenversicherung einen Steuerzuschuss auch für die privat versicherten Kinder zu erhalten. Es ist nicht einzusehen, und das hat selbst die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) eingeräumt, dass es eine Ungleichbehandlung der Kinder gibt. Da dies auch die Politik einsieht, erhoffen wir uns von dieser Seite noch eine entsprechende Entlastung.

Beutelmann: Die Entwicklung im Gesundheitsbereich, und das ist ja der größte Wirtschaftsbereich in Deutschland mit fast fünf Millionen Beschäftigten, wird nur dann dauerhaft zu stabilisieren sein, wenn alle Beteiligten im System einen entsprechenden Beitrag leisten. Es müssen alle Augenmaß behalten, um den Zuwachs der Kosten zu begrenzen. Eine Maßnahme wäre etwa, den Wettbewerb zu forcieren.

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