Wut und Frust bei Studenten - Protestwoche geplant

Bei vielen Studierenden gärt es – die Designer demonstrierten gestern als erste.

Wuppertal. Das Plakat ist nicht zu übersehen: "Hier wird gestreikt", steht in großen Lettern geschrieben - nächste Woche werden die Studenten der Bergischen Universität sich an den deutschlandweiten Protest-Aktionen, die sich gegen die Misere an den Hochschulen richtet, beteiligen.

Gestern machten die Wuppertaler Kommunikationsdesigner mit Trillerpfeifen und Megafon vor dem Rektorat ihrem Unmut mit ihren ganz speziellen Problemen schon einmal Luft: "Wir werden blockiert", rufen die Studierenden - unüberhörbar ist ihr Frust und ihre Wut. Die aktuellen Studienbedingungen im Fach Kommunikationsdesign seien nicht mehr tragbar: "Wir haben eindeutig zu wenig Professoren." Stellen seien ohne Ersatz gestrichen worden, die Seminare überlastet, die Auswahl der Angebote spärlich. Dadurch bleibe auch die Einführung eines Masters in weiter Ferne - die dafür nötigen Stellen seien faktisch nicht vorhanden, monieren die Studenten.

"Wir sind zu gut, um keine Mehrheit mehr zu haben", sagt Studentin Lena Stiller und verweist auf die guten Ergebnisse, die das frisch akkreditierte Fach vorweisen könne. Die Ursache für die Krise ist neben der generellen Misere an den Universitäten auch in der speziellen Konstellation des Fachbereichs F zu suchen. Der besteht aus mehreren Fächern: Kunst, Gestaltungstechnik, Industrie- und Kommunikationsdesign. Der Bereich Kommunikationsdesign fühlt sich innerhalb des Fachbereichs übergangen. Es werde über die Köpfe hinweg entschieden, Stellen würden anderen Studiengängen übertragen: "Wir werden langsam ausgehungert, das ist keine Bagatelle ", schildert Hans Günter Schmitz, ehemaliger Dekan und Fachgruppensprecher des Bereiches, die Situation.

"Ich muss die ganze Uni im Auge behalten", verteidigt sich Rektor Lambert T. Koch und erklärt: Von zehn benötigten Stellen könnten nur neun finanziert werden. "Da ist Solidarität gefragt: Jedes Fach muss zurückstecken", fordert der Rektor.

Exakt um dieses Thema wird es in der kommenden Woche gehen. Es rumort auf dem Campus: "Mehr Personal, eine bessere technische Ausstattung, Seminarplatzgarantien oder die Abschaffung des Bachelors in seiner jetzigen Form - gehören zu den Forderungen der Studenten. "Was den Bachelor angeht, ist es zu spät, das hätte vor Jahren passieren müssen", sagt Michael Scheffel, Professor im Fachbereich Germanistik. Auch er hält den Bachelor in den Geisteswissenschaften nur für bedingt geeignet.

Bei den Studenten geht es zudem um ganz existenzielle Dinge: "Ich muss zwei Mal die Woche arbeiten, um leben zu können. Das ist mit dem jetzigen Punktesystem nicht machbar", beschwert sich Germanistikstudent Jens Hansen. 500 Euro pro Semester fallen an Studiengebühren an, weitere 200 Euro beträgt der Semesterbeitrag. "Die Qualität der Lehre sinkt. Der Zeitdruck erschwert ein intensives Studium, und bürokratisch zusammengesetzte Module führen zu sinnlosen Lehrinhalten". Auch die Organisation der Räume sei unerträglich. "Wir sitzen während unserer Vorlesungen immer noch im Kinosaal. "Wir bekommen nichts für unser Geld geboten. Wir werden uns wehren", kündigt Hansen kämpferisch an.

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