Wupperthal am Fuß der Zederberge

Das namensverwandte Dorf hat rund 4000 Einwohner. Dort verdienen die Menschen ihr Geld mit dem Anbau von Rooibos.

Wupperthal am Fuß der Zederberge
Foto: Goodwin

Wupperthal. Wupperthal — das ist kein Tippfehler, sondern ein kleines Dorf in Südafrika. Gegründet wurde es im Jahr 1829 von dem evangelischen Missionar Johann Gottlieb Leipolt, der im Bergischen Land geboren wurde. Die kleine Siedlung mit etwa 4000 Bewohnern hat es zu weltweiter Bekanntheit gebracht — schließlich wird dort, und nur dort, also im Gebiet um Wupperthal, Rooibos-Tee angebaut und verarbeitet.

Wupperthal am Fuß der Zederberge
Foto: Goodwin

Katharina Goodwin (69, kleines Foto: Katharina Goodwin) hat Wupperthal besucht. Sie wurde in Kapstadt geboren, wohnt heute in Stuttgart und ist die stellvertretende Vorsitzende der Herrnhuter Missionshilfe (HMH). „Es war toll, Wupperthal zu sehen, ich kenne das ja noch aus meiner Kindheit“, sagt sie.

Im Rahmen einer Begegnungsreise der HMH konnte sich Goodwin ein Bild des Projektes machen, dass die HMH unterstützt. „Wir wollten uns das Gemeindeleben und die Projekte anschauen, denen wir in Südafrika beistehen. Dazu gehörte auch das Projekt in Wupperthal. Dort wird aber nicht nur die Produktion und der Vertrieb von Rooibos-Tee unterstützt. Die Frauen des Dorfes haben die heilende Wirkung von Rooibos (Rooibos bedeutet Rotbusch) bei Hautkrankheiten festgestellt und stellen auch Kosmetika her. Damit verdienen sie selbstständig ihren Lebensunterhalt“, sagt sie.

Katharina Goodwin über den Weg nach Wupperthal

Die ursprünglich rheinische Missionsstation wurde von der HMH übernommen. Das Dorf liegt in einem Tal der Zederberge, etwa 200 Kilometer nördlich von Kapstadt. „Wupperthal ist unglaublich schön, aber auch sehr abgelegen. Da fährt man nicht einfach so mal hin, weil man zwei Stunden über eine Schotterpiste in die Berge fahren muss, nachdem die letzte asphaltierte Straße endet“, sagt sie.

Aber nach einer mehrstündigen Fahrt durch verwitterte Sandsteinformationen bei Temperaturen von bis zu 42 Grad, entschädige Wupperthal jeden Reisenden mit seiner Schönheit. „Es war einfach toll, als wir da ankamen. Man schaut von oben ganz tief in das grüne Tal herunter, um das herum nur diese karge Steinlandschaft existiert“, sagt sie. Die weißen Häuschen Wupperthals sind am Fluss angesiedelt, der durch das Tal fließt. Dies habe die rheinischen Missionare an ihre Heimat erinnert, erklärt Goodwin.

Die auf den ersten Blick unscheinbare ländliche Gemeinde exportiert ihre Rooibos-Produkte in die ganze Welt. Der aus den gemahlenen Zweigen und Blättern des Strauchs hergestellte Tee erfreut sich in Deutschland, Japan und den USA großer Beliebtheit. Seitdem auch die heilende Wirkung der Pflanze auf die Haut bei Allergien, Verbrennungen und Insektenstichen bewiesen wurde, werden auch die Kosmetik-Produkte immer beliebter. „Sechs Frauen aus Wupperthal stellen Seifen, Bodylotions, Gels, Shampoo und Cremes her. Bemerkenswert ist, dass sie auch das Organisatorische des kleinen Betriebes selbst übernehmen“, sagt Goodwin. Sie gründeten die Kooperative „Red Cedar Cosmetics“.

Die Red Cedar-Produkte werden über den „Moravian Merchandise“ vertrieben. Das heißt, dass die Produkte fair gehandelt werden und keine Gewinne für den Vertrieb erwirtschaftet werden. Er soll sich lediglich selbst tragen. „Besonders ist, dass die Bewohner ohne den Rooibos keine Verdienstmöglichkeit hätten. Das bisschen an Gewerbe, das sie hier durch den Rooibos haben, ist für die Menschen sehr wichtig. Ohne den Rooibos blieben den Bewohnern nur ein paar Ziegen, Gemüse und gelegentlich eine Kuh“, sagt Goodwin.

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