Bildung Wuppertals Schulen werden smart

Wuppertal · Der Stadt winken bis zu 20 Millionen Euro für digitale Endgeräte im Unterricht.

 Mobile Endgeräte sollen im Schulalltag so alltäglich werden wie der Taschenrechner.

Mobile Endgeräte sollen im Schulalltag so alltäglich werden wie der Taschenrechner.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Gehören Smartphones aus dem Unterricht verband - oder müssen sie zwangsläufig integriert werden? Auf diese Frage gibt es für Felix Schaumburg, Lehrer und Medienberater der Stadt, nur eine korrekte Antwort. „Die Relevanz von Smartphones und Co. wird zunehmen. Die Schule muss sich dem stellen“, sagt der Pädagoge. Wer digitale Endgeräte in der Schule verbiete, der verschließe die Augen vor der Herausforderung. Er glaubt, dass das Smartphone bald Unterrichtsmaterial werden wird, so wie heute Stifte und Taschenrechner.

Die Wuppertaler Schulen werden sich in Kürze noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen müssen, denn die lang erwarteten Bundesgelder aus dem Digitalpakt sollen kommen. Und mit ihnen werden digitale Endgeräte und technische Ausstattung der Schulen einen großen Schub erhalten. Schuldezernent Stefan Kühn sagt: „Wir hoffen auf bis zu 20 Millionen Euro.“ Er bemängelt allerdings, dass es noch keinerlei Verordnung über die Vergabe der Mittel gebe. Kühn glaubt aber, dass Wuppertal gut aufgestellt ist, weil es derzeit so aussieht, dass das Geld nicht in den Anschluss der Schulen an das Glasfasernetz ausgegeben werden darf, sondern für Endgeräte und technische Ausstattung wie etwa die Wlan-Abdeckung der Gebäude ausgegeben werden muss.

Dann hätte Wuppertal alles richtig gemacht, denn im Gegensatz zu anderen Kommunen hat sich die Stadt schon längst selbst um ein schnelleres Internet an den Schulen gekümmert. Im Rahmen des Medienentwicklungsplans pumpt die Stadt eine Summe von 24 Millionen Euro in die Internetanbindung der Schulen - plus acht Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Programm „Gute Schule“. Das Ziel ist, dass Ende 2020 alle Schulen - auch Grundschulen - ans Glasfaserkabelnetz angeschlossen sind oder in Randlagen zumindest über schnelles Internet per Richtfunk verfügen. Kühn: „Damit sind wir Vorreiter.“

„Die Schüler sprachen gar
nicht mehr miteinander“

Während die technischen Voraussetzungen in Wuppertal nach und nach geschaffen werden, ist der pädagogische Umgang mit den neuen Medien noch in der Findungsphase. Zumal vor allem das Smartphone viele Gesichter hat.

Am Johannes-Rau-Gymnasium in Barmen ist das Nutzen von Smartphones im Schulgebäude seit vier Jahren mit Ausnahme der Pausenräume der Oberstufenschüler verboten. Schulleiterin Christiane Genschel erinnert sich an die Zeit davor: „Das Smartphone griff dermaßen um sich. Die Schüler sprachen gar nicht mehr miteinander.“ Das Verbot habe erst für einen Aufschrei gesorgt, inzwischen sei es kein Thema mehr. Das Smartphone komme nur in Ausnahmefällen im Unterricht zum Einsatz. Nur dann, wenn der Lehrer das zu Recherchezwecken erlaubt. Die Medien-Erziehung stecke noch „in den Startlöchern.“ Genschel: „Die Schulen müssen schauen, wie sie das in die Lehrpläne einbauen.“ Sicherlich gebe es dann noch Qualifizierungsbedarf bei den Lehrern.

An der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule geht man mit dem Smartphone liberaler um. Außerhalb des Unterrichts und der Mensa ist es erlaubt. Auf dem Schulhof sei der elektronische Begleiter dadurch natürlich sehr verbreitet, berichtet Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden. „Ich denke, ein Verbot ist auch nicht der richtige Umgang. Die Schüler müssen lernen, damit umzugehen“, sagt sie. Auf die Gefahren und Probleme, gerade im Umgang mit Sozialen Netzwerken werde bereits im Informatik-Unterricht im 5. und 6. Jahrgang hingewiesen. Konflikte rund um im Internet geteilte Bilder und Kommentare gehörten auch zum Schulalltag. „Wir haben 1400 Schüler und sind damit ein Abbild der Gesellschaft.“ Doch die Schulleiterin sagt auch: „Wir können die Probleme nur behandeln - aber nicht beseitigen.“

Klar ist: Für viele Schüler sei auch die Zeit ohne Smartphone eine besondere Erfahrung. Etwa bei Schulausflügen, wo tagsüber einmal bewusst das Handy ausgeschaltet wird. Kleinherbers-Boden hat die Erfahrung gemacht: „Manche Schüler finden es auch gar nicht schlecht, nicht immer von den Eltern erreichbar zu sein. Das Smartphone ist auch ein Kontrollinstrument.“

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