Wuppertals Kneipen werden jetzt zu Raucherclubs

Mit einem Trick darf in den Gaststätten weiter geraucht werden. Wer qualmen will, muss Club-Mitglied werden.

Wuppertal. Seit dem 1. Juli müssen Gastwirte ihre Gäste nach draußen bitten, wenn die sich eine Zigarette anzünden möchten. Es sei denn, die Qualmer sind Mitglied in einem Raucherclub. Die schießen seit dieser Woche wie Pilze aus dem Boden, jede Eckpinte macht jetzt auf Club, um die Raucher als Kunden nicht zu verlieren - und das Ganze auch noch mit Unterstützung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga).

Die Lobbyisten sind auf den Trick mit dem Raucherclub gekommen, die als geschlossene Gesellschaften vom Nichtraucher-Schutzgesetz ausgenommen sind. Der heiße Tipp der Dehoga an die Mitglieder aus NRW macht mittlerweile Karriere. "Rund 1000 Betriebe gibt es in Wuppertal, die ein Raucherclub werden können", so Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig.

Und es sieht ganz danach aus, dass diese Zahl erreicht wird, denn mittlerweile werden an jeder Ecke fleißig von der Dehoga vorformulierte Aufnahmeanträge ausgefüllt. Für die Kunden ist die Mitgliedschaft in der Regel kostenlos, der Wirt muss kein Geld für einen Mitgliedsausweis nehmen.

Jeder Betrieb entscheidet selber, ob er einen Raucherclub gründen möchte. Ist er bereits Mitglied der Dehoga, wird ihm bei der Gründung geholfen. Vor allem kleine Betriebe liebäugeln mit der geschlossenen Gesellschaft.

"Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen. Die Gäste sind am 1. Juli einfach gegangen", erzählt Ursula Staas vom künftigen Raucherclub Jever-Eck am Otto-Hausmann-Ring. "Die Papiere für einen Raucherclub habe ich per Express geordert."

Verbündete im Geiste ist Christine Wrona, Wirtin im Barmer Rathaus-Eck: "90 Prozent meiner Kunden sind Raucher und sie alle vor die Tür bitten - das geht nicht." Christine Wrona greift zum Kugelschreiber, um die Mitgliedsausweise ihrer Gäste so schnell wie möglich fertig zu stellen. Der Aufkleber "Raucherclub. Mensch. Kultur. Kneipe." klebt schon an der Tür. Für sie ist der Raucherclub eine Art Rettungsring, "sonst hätte ich in zwei Monaten den Laden dicht machen können."

"Die meisten Gäste reagieren positiv auf den Club, sogar die Nichtraucher. Klagen gab es bisher keine", so Thomas Düssel, neuer Clubinhaber der Kneipe Wirtschaftswunder. Weniger Umsatz hat er seit der Öffnung seines Raucherclubs nicht bemerkt.

Alle übrigen Kneipen müssen ihre Kundschaft entweder vor die Tür setzen oder sie haben das Glück, groß genug zu sein, um einen Raucherraum einrichten zu können. Beispiel Brauhaus in Barmen: Im rot-gelben Raucher-Look gehaltenen Nebenzimmer heißt es ungeniert: Qualm frei.

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