Wuppertals jüngstes Streichquartett

Die jungen Musiker sind zusammen gerade einmal 29 Jahre alt und proben an der Bergischen Musikschule – mit großem Eifer und viel Abwechslung.

Wuppertal. Die Nasen reichen kaum über die Notenpulte. Wenn der sechsjährige Dominik seinen Mitspielern den Einsatz geben will, muss er aufstehen, um sie zu sehen. Wuppertals wohl jüngstes Streichquartett probt eifrig im großen Saal der Bergischen Musikschule unter der Anleitung von Kerstin Weuthen. "Unsere Grundidee war es, ganz früh das Zusammenspiel zu fördern", erklärt die Geigenlehrerin. "So kann das Quartett auf lange Sicht zusammenwachsen."

Das gemeinsame Musizieren fördere nicht nur das Zuhören und Aufeinander-Reagieren, sondern auch die Sozialkompetenz und die Konzentration, so Weuthen. Und dann ist da noch die nicht ganz uneigennützige Hoffnung der Musikschul-Lehrer: Wenn die Kinder sich früh ans gemeinsame Musizieren gewöhnt haben, legen sie später auch trotz Schulstress und Pubertät das Instrument nicht aus der Hand.

Solche Nützlichkeitserwägungen sind den drei Geigern Laura (8), Louis (8) und Dominik (6) sowie der Cellistin Paula (7) allerdings sehr fern. Sie spielen gerade gemeinsam "Bruder Jakob". Naja, zumindest weitgehend. "Die große Aufgabe: Alle spielen sauber und gleichzeitig!", interveniert Kerstin Weuthen.

Wieder mogeln sich ein paar falsche Töne dazwischen. Eine Mutter springt herbei, um heruntergefallene Noten aufzuheben. Jetzt müssen alle "schläfst Du noch" einzeln vorführen. Bei dem einen klingt der erste Ton falsch, beim nächsten der letzte. "Den zweiten Finger ein bisschen höher", empfiehlt die Lehrerin. Noch kurz die "Salami" - jeder spielt seine Zeile immer wieder - und schon kommt das nächste Stück. "Die Kinder brauchen viel Abwechslung", erklärt Weuthen.

Laura, Louis, Dominik und Paula klatschen, sprechen und stampfen den Rhythmus. Wenn die Übungsstunde gar zu lang wird, dürfen die Jungs auch eine Runde durch den Saal rennen. Doch heute sitzen sie konzentriert auf ihren Stühlen und streichen über ihre kleinen Viertelgeigen. "Rondosaurus" heißt das nächste Stück, das ein wildes Durcheinander ergibt. Wieder muss die Lehrerin eingreifen.

"Woran erkennt man die Geschwindigkeit?", will Weuthen wissen. "Am Einatmen", weiß Louis genau. "Und am Bogen", fügt Paula hinzu. Tatsächlich erklingen beim zweiten Versuch alle Töne gleichzeitig. Zumindest, bis plötzlich zwei längere Noten auftauchen.

Trotz aller Herausforderungen findet Paula: "Streichquartett ist leichter als alleine spielen." Laura hingegen meint: "Streichquartett ist aufregend." Sie alle gehen gerne in die Stunde, wollten unbedingt ihr Instrument lernen. Und so hören sie aufmerksam zu, wenn die Lehrerin nebenbei noch das "Accellerando" erklärt ("schneller werden"). Den Schlusston treffen sie schließlich alle. Gemeinsam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort