Wuppertaler Stadtjubiläum Wuppertals 170 unsichtbare Millionen

In der Rangfolge der teuersten Bauwerke der Stadt belegt der Wuppersammler einen Spitzenplatz.

 Hier ein Blick in die Tiefen eines Schachtes des Wuppersammlers, nachdem dort in der Anfangszeit der Arbeiten ein Durchbruch geschafft war.

Hier ein Blick in die Tiefen eines Schachtes des Wuppersammlers, nachdem dort in der Anfangszeit der Arbeiten ein Durchbruch geschafft war.

Foto: kurt keil

Alle reden vom Döppersberg, und ach die Schwebebahn ist in aller Munde, vornehmlich dann, wenn sie nicht fährt. Und meistens geht es auch um die vielen Millionen aus den Kassen des Steuerzahlers, die in das neue Stadtzentrum und in den Neubau des weltberühmten Verkehrsmittels geflossen sind. Bei insgesamt gut 150 beziehungsweise mehr als 600 Millionen Euro ist das kein Wunder. Selten, eigentlich nie jedoch geht es um den Wuppersammler, um ein Kanalbauwerk also, das weit und breit seines Gleichen sucht.

Vor fast zehn Jahren endeten die Arbeiten an einem Projekt, das letztlich mit 170 Millionen Euro oder 343 Millionen D-Mark zu Buche schlagen sollte. Es ist damit eines der teuersten Projekte in der Geschichte Wuppertals, deutlich teurer als die Tribüne im Zoostadion, die einst für 30 Millionen statt der zunächst geplanten zehn Millionen D-Mark erneuert wurde, ganz zu schweigen von der Stadthalle, deren Sanierung schließlich mehr als 80 Millionen D-Mark kostete und damit doppelt so teuer wurde wie vorgesehen, dafür Wuppertal aber ziert wie es sich viele andere Städte wünschten.

Umso ungewöhnlicher ist es, dass eine Stadt ihren Reichtum gleichsam vergräbt. 170 Millionen Euro - verbaut, verbuddelt, nie mehr gesehen. Die Erklärung ist profan. Wuppertal hat den Sammler nicht freiwillig bauen lassen. Das Land NRW wollte es so, zumindest wurde in den 1980-er Jahren beschlossen, dass Regenwasser nicht mehr ungeklärt in öffentliche Gewässer geleitet werden darf. Diese Entscheidung hatten zuvor vermutlich zigtausende von Fischen in der Wupper mit dem Leben bezahlt. So manches, was ungereinigt in den Fluss lief, bekam den Tieren schlecht. Das galt für Regenwasser aus Mischgebieten ebenso wie für die Brühe, die nach satten Bergischen Regengüssen vom Asphalt in die Kanäle lief.

Von der Idee, entlang der Wupper mehrere Auffangbecken zu bauen, nahmen die Planer damals Abstand. Die Wahl des Stadtrates fiel in den frühen 1980er Jahren auf einen Tunnel, der das Wasser einsammelt, sauberes von schmutzigem Wasser trennt und zu klärendes Wasser zur Kläranlage Buchenhofen transportiert. Das ist so kompliziert wie es klingt.

Länger, tiefer, größer - ein Meisterwerk der Baukunst

Der Wuppersammler ist ein technisches Meisterwerk. Welches Wasser wohin gehört, wird im Sammler permanent ausgewertet. Und das auf einer Länge von fast zehn Kilometern. Die Röhre ist in 15 Metern Tiefe verlegt worden, noch unter dem alten Kanal. Dazu wurden an verschiedenen Stellen, dem Alten Markt in Barmen und der Kläranlage Buchenhofen große Löcher gegraben, von denen aus Tunnel-Bohrmaschinen ihren Dienst verrichteten. Nachdem der Hauptsammler fertig war, wurden mehr als 60 Zuleitungen gebaut. Damit erreicht die Stadt eine großflächige Ableitung von Niederschlagswasser in den Sammler.

Der Wuppesammler ist ein Bauwerk der Superlative, nicht nur, was die Kosten angeht. Die Länge, die Zahl von 60 Sonderbauwerken wie Zuleitungen, Verzweigungen und Schächte, die Bautiefe von elf bis 15 Metern, sein Volumen von insgesamt mehr als 40 000 Kubikmetern, der Durchmesser von zwei bis 2,6 Metern und nicht zuletzt seine Baukosten machen den Sammler zu einem Jahrhundertprojekt Wuppertals. Dass es fast 20 Jahre dauerte vom Spatenstich am 21. Dezember 1990 bis zur vollständigen Inbetriebnahme im Juli 2010 verwundet angesichts der Ausmaße nicht.

Der Wuppersammler ist notwendig zum Schutze des Flusses und der darin lebenden Tiere. Außerdem folgte sein Bau einer Vorgabe des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Wuppersammler ist teuer. Das gilt für den Bau wie für die ständige Unterhaltung des hochkomplexen Bauwerkes. Der Sammler entlastet die zumeist mehr als 100 Jahre alten Schmutzwasserkanäle der Stadt, die seither nach und nach saniert werden können. Baukosten, Unterhaltungskosten, Sanierungskosten - all das erklärt, warum Wuppertal in den Gebühren, die es seinen Bürgern für die Abwasserbeseitigung in Rechnung stellt, im Vergleich mit andern Städten am oberen Ende der Preistabelle rangiert. Solche Ausgaben müssen über Einnahmen finanziert werden, also über die Gebühren, die Eigentümer direkt entrichten und Mieter über die Nebenkosten ihrer Miete.

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