Kriminalität Mann wurde zweimal entführt - um den Bruder zu erpressen

Wuppertal · Am Freitag beginnt vor dem Wuppertaler Landgericht der Prozess um die zweite Verschleppung.

Wuppertaler wurde zweimal entführt - um den Bruder zu erpressen
Foto: picture alliance / dpa/Peter Steffen

Erneut muss sich das Landgericht mit der Entführung eines Wuppertaler Kioskbesitzers (27) befassen. Der war 2015 bereits einmal verschleppt worden. Und während vor einem Jahr der Prozess gegen einen der Täter lief, wurde er erneut verschleppt. Dafür müssen sich jetzt zwei Männer, 25 und 28 Jahre alt, vor dem Landgericht verantworten. Die zweite Entführung war offenbar brutaler und es ging um mehr Geld.

Laut der aktuellen Anklage sollen die beiden Angeklagten mit weiteren Mittätern die Entführung geplant haben, um den Bruder des Entführten unter Druck zu setzen. Denn sie waren der Meinung, dieser Bruder müsse ihnen noch Schulden aus einem Drogengeschäft zurückzahlen.

Daher sollen sie den 27-Jährigen am 9. Mai 2019 in dessen Kiosk überfallen, ihm eine Pistole vorgehalten, ihn damit und mit weiterer Gewalt bedroht und schließlich trotz erheblicher Gegenwehr überwältigt haben. Mit einem Auto fuhren sie ihn laut Anklage in eine Lagerhalle in der Nähe von Rotterdam. Über ein verschlüsseltes Krypto-Mobiltelefon sollen sie Kontakt zu dem Bruder aufgenommen und von diesem ein Lösegeld von 500 000 Euro gefordert haben – sonst würden sie den Entführten töten.

Opfer erschien nicht
zur Aussage vor Gericht

Nach Verhandlungen sollen sich beide Seiten geeinigt haben, dass der Bruder 150 000 Euro sofort zahlt und eine weitere Summe zehn Tage später. Nach weiteren Verhandlungen und Zahlung einer hohen Summe sollen die Entführer das Opfer am Abend des 11. Mai in der Provinz Gelderland in den Niederlanden freigelassen haben.

Ganz ähnlich war bereits seine erste Entführung 2015 abgelaufen. Auch die diente der Erpressung seines Bruders – nach Geldverlusten beim Betrieb einer Cannabis-Plantage in Mönchengladbach. 70 000 Euro wurden damals gefordert, nach Zahlung von 25 000 Euro war der Kioskbesitzer unverletzt freigekommen.

Über diese Entführung sollte er am 10. Mai 2019 vor dem Landgericht als Zeuge berichten. Aber er erschien dann nicht in der Verhandlung. Einen Tag später tauchte er schwer verletzt wieder auf, musste im Krankenhaus behandelt werden. Und wollte erst einmal nichts darüber sagen, wo er gewesen ist.

Angeklagt war damals ein 40-Jähriger, der 2018 in Polen gefasst wurde. Weil er im Prozess ein Geständnis ablegte, blieb dem 27-Jährigen erspart, die Entführung zu schildern. Er berichtete aber, dass er Todesangst hatte. Das Gericht hat den Angeklagten damals zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt und eine Einweisung in eine Entziehungsklinik angeordnet. Er hatte zudem 10 000 Euro Schmerzensgeld für den 27-Jährigen hinterlegt.

Der jetzige Prozess um die erneute Entführung des Kioskbesitzers soll am Freitag, 29. Mai, beginnen und bis Mitte August dauern.

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