Corona-Auswirkungen Wenn das Fußball-Abo Kosten statt Kunden bringt

Elberfeld · Wirte müssen für Abos zahlen, obwohl die Kneipen geschlossen sind. Zwar erlassen die Anbieter einen Teil der Gebühren, das hilft aber nicht allen.

 Andreas Kluczynski vom Spunk hat das Sky-Abo gekündigt.

Andreas Kluczynski vom Spunk hat das Sky-Abo gekündigt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wer den Bundesliga-Fußball liebt, selbst aber kein Abonnement beim Bezahlsender Sky abgeschlossen hat, den zieht es an den Samstagen der Fußball-Saison in die Kneipen, bei denen die Samstagspiele live zu sehen sind. Oft in den Fan-Trikots mit den Vereinsfarben der Lieblingsmannschaften verfolgen die Experten ab 15.30 Uhr die Konferenz-Schaltung auf den Leinwänden der Gaststätten, jubeln oder sind deprimiert von dem, was da von Sky über die überdimensionalen Bildschirme flimmert. Das dazugehörige Bier und die Diskussionen vervollständigten das Vergnügen.

Das war so bis zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Die Lokale, Bildschirme, Stühle und Biergläser blieben leer, die Zapfhähne beschäftigungslos. Das dauerte von März bis Mai 2020 rund zwei Monate, in denen der Bezahlsender Sky kulant auf die Abbuchung der Abo-Gebühren verzichtete, weil die Gaststätten ihr Abo nicht nutzen und die beliebten Bundesliga-Nachmittage nicht veranstalten konnten. Zwar wurden in den Stadien Geisterspiele durchgeführt, doch wie auf den Rängen und Tribünen herrschte auch in den Kneipen das Kontaktverbot.

Ab dem 4. November dann der zweite Corona-Lockdown, der die Gastronomie, die bis dahin alles getan hatte, um die Corona-Vorgaben umzusetzen, in noch größere Schwierigkeiten brachte. Zu den laufenden Kosten wie Wasser, Strom, Miete und Pacht kamen ab Dezember für die Fußball-Kneipen noch die Abo-Gebühren für Sky, das gastronomisch nicht mehr genutzt werden konnte.

„Uns Gastwirten wurden zwar 30 Prozent der Gebühren erlassen, aber ich muss immer noch 580 Euro pro Monat für einen Service zahlen, den ich gar nicht in Anspruch nehmen kann“, sagt Andreas Kluczynski, Inhaber der Kult-Kneipe „Spunk“ an der Flensburger Straße. „Das ist so, als würde ich jemanden zehn Bier in Rechnung stellen, die er gar nicht getrunken hat.“ Verärgert fügt er hinzu: „Ich habe jetzt mein Abo gekündigt.“ Bei einem Kontakt mit Sky sei Kluczynski erklärt worden, dass auch Sky seine Verpflichtungen habe und ein weiteres Entgegenkommen nicht möglich sei, um die hohe Qualität der Fußballübertragungen nicht zu gefährden.

Ein beliebter Treffpunkt der Fußballfreunde aller Couleur ist auch die Traditionsgaststätte Söhn in der Uellendahler Straße, die von Guido Jeide und Ehefrau Ines Vollmann geführt wird. Auch sie haben natürlich unter den Folgen der Gaststätten-Schließungen zu leiden. Iris Vollmann verrät, dass bei ihnen die Sky-Gebühren nach dem Kulanz-Abzug immer noch 300 Euro pro Monat betragen. „Wir sind der Meinung, dass die Schließung von Gaststätten, die alle Auflagen erfüllt haben, nichts bringt“, und klagt, über den schleppenden Eingang der staatlichen Hilfen. „Bisher sind erst die Zahlungen für November/Dezember eingegangen.“

Ines Vollmann sieht sich an die Debatte um das Rauchverbot erinnert: „Da haben wir erst mit großem finanziellen Aufwand alle Voraussetzung für die Trennung von Rauchern und Nichtrauchern gesorgt, und dann wurde ein generelles Rauchverbot in gastronomischen Betrieben erlassen. Jetzt setzen wir alle Hygiene-Vorschriften um, und dann müssen wir den Laden dicht machen.“ 

Der für Wuppertal zuständige Hotel- und Gaststättenverbund (Dehoga) nimmt durch seine stellvertretende Geschäftsführerin Isabel Hausmann zu diesem Thema Stellung und weist darauf hin, dass die Kosten für Sky-Verträge über die Überbrückungshilfe III bei den Fixkosten geltend gemacht werden können und räumt ein: „Den Gastronomen steht das Wasser bis zum Hals“, stellt aber auch fest: „Das Risiko, einen abgeschlossenen Vertrag nicht nutzen zu können, liegt beim Gastwirt.“ Obwohl die Kooperation seitens des Verbandes mit Sky schon vor der Pandemie beendet wurde, hatte die Dehoga den Bezahlsender gebeten, den Gastwirten entgegenzukommen. „Eine rechtliche Grundlage gibt es hierfür nicht“, sagt Isabel Hausmann und äußert auch für Sky Verständnis: „Auch Sky muss seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen und kann ebenso wenig für die Pandemie wie die Gastwirte.“

Anlässlich einer Anfrage der WZ wies Jens Bohl, Senior-Manager bei Sky, darauf hin, dass Sky seinen Geschäftskunden („Die Gastronomie ist die Leidtragende der fortdauernden Pandemie-Krise“) die Gebühren von Mitte März bis Ende Mai und für den Monat November bedingungslos erlassen habe. „Da die Maßnahmen der Bundesregierung mindestens bis zum 7. März verlängert wurden, haben wir die Gebühren im Monat Februar genauso wie auch im Dezember bedingungslos um 30 Prozent reduziert,“ so Bohl, der mit den Worten schloss: Wir hoffen, damit unseren Teil zur Bewältigung der Krise beigetragen zu haben.“

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