Welttag des Buches Der junge Engels: Eine Zeitgeist-Collage

Dirk Walbrecker hat seinen Roman „Auf Bruch“ über drei ereignisreiche Jugendjahre von Friedrich Engels vorgestellt.

 Dirk Walbrecker mit seinem Jugendkultur-Roman „Auf Bruch“.

Dirk Walbrecker mit seinem Jugendkultur-Roman „Auf Bruch“.

Foto: ja/thomas helbig

Ein bisschen ist es wie das geheime Tagebuch eines jungen Friedrich Engels. Auch wenn die Kapitel in „Auf Bruch“ so nie von ihm selbst aufgeschrieben worden sind. Auf 280 Seiten erzählt Kinder- und Jugendbuchautor Dirk Walbrecker die Geschichte des Gymnasiasten Friedrich Engels - seine Zeit des Heranwachsens und des Aufbruchs. Der Titel hat dabei eine doppelte Bedeutung. Denn diese Zeit, die beim 14- bis 16-jährigen Engels geprägt war von Orientierung und elementaren Fragen, fand auch geografisch „Auf Bruch“ in der Brucher Rotte in Barmen statt. Zwischen dem, was den jungen Engels beschäftigt habe, und dem, was junge Menschen heute erleben, gebe es viele Parallelen, meint der Autor. Denn Fragen wie: Wer bin ich? Und was ist mir wichtig?, beschäftigen auch heute noch junge Menschen in dieser Phase ihres Lebens. Genau wie Konflikte mit den Eltern, die andere Vorstellungen vom weiteren Verlauf des Lebens ihrer Kinder haben als diese selbst. Und auch damals stand die Welt vor einem großen Wandel. War es damals die Industrialisierung, ist es heute vielleicht die Digitalisierung, die alles verändert.

Auch wenn nun die Kapitel fiktiv und von Autor Walbrecker niedergeschrieben sind, basieren sie doch auf echten Dokumenten. „Ich habe versucht, alles zu lesen, was es zu Engels gibt“, sagt er. Briefe, Notizen, Zeichnungen und der Austausch mit dem Engelsforscher Michael Knieriem - daraus habe sich ein Bild von der Lebens- und Gedankenwelt von Friedrich Engels ergeben, das Walbrecker in seinem Roman weiter zeichnet und mit Geschichten ergänzt. 

Entstanden sind so mehr als 60 Kapitel - gespickt mit Ausschnitten aus Texten von Engels selbst, durchsetzt mit Zeichnungen, Skizzen und historischen Bildern, die einen so ganz anderen Eindruck von Wuppertal vermitteln. Denn die Schwebebahn etwa gab es zu Engels Zeiten noch nicht - sie ist erst kurz nach seinem Tod 1895 gebaut worden. Diese Collage lässt sich auch gut häppchenweise lesen - und daher auch gut in den Unterricht einbauen, sagt Walbrecker. Dabei sei der Roman nicht nur für Jugendliche gedacht, sondern auch für Erwachsene interessant. 

Der Autor selbst ist ein alter Wuppertaler, wie er sagt. Die ersten 20 Jahre seines Lebens hat er hier verbracht, sei zum Studieren in den Süden gezogen und wieder zurückgekehrt. Nun sei er stolz, in Wuppertal zu leben. Sein Atelier: natürlich an der Friedrich-Engels-Allee. „Wenn ich durch die Stadt gewandert bin, habe ich oft eine ungeheure Empathie mit Engels empfunden“, sagt er. Die Eindrücke, die der junge Engels hier gewonnen habe, das Nebeneinander seiner eigenen, wohlhabenden Familie und ärmeren Stadtbewohnern habe die Wurzeln gelegt für das spätere Engagement des Wuppertalers. Auch deshalb sei Walbrecker dieses Buchprojekt so wichtig gewesen. Mit dem Verleger Thomas Helbig, von dem die Idee zu dem Roman stammt, hat er eine besondere Verbindung: Als Schüler habe er sich im Buchgeschäft des Vaters vorgestellt - und dort sein Taschengeld aufgebessert. 

Vor zweieinhalb Jahren sei er wieder in der Buchhandlung aufgeschlagen. Auf der Suche nach Material über Else Lasker-Schüler und mit der Idee für ein Buch über den Elefanten Tuffi. Mitgenommen habe er die Anregung für das Engels-Buch. Dieses erscheint nun gleich mit zwei besonderen Daten im Rücken. Am gestrigen Welttag des Buches und natürlich im Engelsjahr 2020. Der Jugendkulturroman ist überall erhältlich - für 18,20 Euro, passend zum Geburtsjahr seines Protagonisten. 

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