Corona-Ablenkung Sozialdienst katholischer Frauen und Malteser initiieren Nachbarschaftshilfe

Oberbarmen. · Weil die jüngsten Bewohner in Heckinghausen so viele Fragen zur Pandemie haben, hat der Sozialdienst katholischer Frauen Antworten geliefert.

 Semra (7), Dorothee van den Borre, Sabine Münch, Jeanette Remberg-Trump und Zehra Akinci (v.l.) zeigen Motive aus dem Corona-Buch.

Semra (7), Dorothee van den Borre, Sabine Münch, Jeanette Remberg-Trump und Zehra Akinci (v.l.) zeigen Motive aus dem Corona-Buch.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Für uns ist es auch eine tolle Zeit, weil man merkt, wie viel Nächstenliebe in uns steckt“, lobt Dorothee van den Borre. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Heckinghausen und den Malteser Integrationsdienst und hat in den vergangenen Wochen viele Projekte initiiert. So entstand ein dichtes Hilfsnetzwerk im Stadtteil – natürlich immer auf Abstand.

Zu Beginn der Corona-Einschränkungen stellten Dorothee van den Borre und ihre Kollegin Zehra Akinci fest, dass das Virus bei Kindern viele Fragen hinterlässt. Da Zehra Akinci nicht nur Islamwissenschaftlerin, sondern auch eine begabte Zeichnerin ist, malte sie kurzerhand das Kinderbuch „Semra und das Corona-Tier“. Ein wichtiges Hilfsmittel war dabei ein Grafik-Tablet, das der Zonta Club Wuppertal gespendet hat. Semra heißt ihre Tochter, und deren Fragen nahm sie in dem Buch auf.

Wunderbar drückt Zehra Akinci die Gefühle der Kinder aus: Die Wut auf das Virus, das Treffen mit Freundinnen verhindert, die Langeweile, die Sorge um die Großeltern. Einfühlsam erklären die beiden Frauen, warum die Einschränkungen nötig und welche Ängste unbegründet sind. Außerdem enthält das Büchlein Beschäftigungsanregungen. Das beginnt mit Ausmalschildern „Kinderzeit“ und „Erwachsenenzeit“. Die Kinder malen ihr eigenes Anti-Corona-Tier, packen in einen Koffer Dinge, die sie glücklich machen, schreiben an Oma und Opa und zeichnen ihren Lieblingsplatz. „Wir haben schon ganz viele tolle Bilder bekommen“, sagt die Sozialarbeiterin erfreut.

200 Corona-Bücher hat das Team dank Finanzierung durch Malteser und SkF gedruckt und mit verschiedenen Beschäftigungsmaterialien in Tüten gepackt und an neue Nachbarn verteilt. „Bei vielen kommen in dieser Situation negative Erfahrungen und Zukunftsängste hoch. Da wollten wir ihnen zeigen, dass wir sie nicht alleine lassen“, erklärt Dorothee van den Borre. Dankbar reagierten die Familien – meist mit Fluchthintergrund – auf diese Aufmerksamkeit. Viele Kinder warfen dem SkF bunte Gemälde in den Briefkasten, die dieser an Seniorenheime weitergab. Junge Erwachsene übernahmen für ältere Nachbarn das Einkaufen. Im Ramadan brachten zwei muslimische Frauen Geschenktaschen zu Obdachlosen und sorgten damit für begeisterten Applaus. Als nächstes Projekt veröffentlichten die Sozialpädagoginnen ein Heft zum Ramadan mit Ideen, wie dieser auch ohne große Familientreffen festlich gestaltet werden kann.

Da sich viele Senioren einsam fühlen, hat das SkF-Team auch Geburtstagstüten gepackt. Dafür haben die neuen Nachbarn fröhliche Karten und Lesezeichen gebastelt und bringen die Taschen zu den Jubilaren. Telefonisch sind Mitarbeiter und Ehrenamtler des SkF-Lotsenprojekts immer erreichbar. Sie helfen bei Problemen – etwa wenn das Kurzarbeitergeld nicht zum Leben reicht – und haben ein offenes Ohr für alle Ängste.

Immer wieder neue Projekte sorgen dafür, dass die Menschen in Oberbarmen und Heckinghausen auch ohne direkten Kontakt in Verbindung bleiben. So wendet sich der fünfsprachige Blog Wupperleben an Frauen mit Migrationshintergrund. Hier erzählen sie von ihrem Leben in Deutschland, erklären schwierige Begriffe, vermitteln Helfer. Im Online-Wohnzimmer treffen sich Familien regelmäßig in Videokonferenzen. Da viele neue Nachbarn in engen Wohnungen wohnen, geht eine Umweltpädagogin mit einzelnen Kindern regelmäßig für zwei Stunden in die Natur. Dafür werden auch weitere Ehrenamtler gesucht.

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