Umwelt Coroflex verarbeitet Silikon jetzt vollständig PCB-frei

Wuppertal · Coroplast-Unternehmen reagiert auf erhöhte Werte in Pflanzen. Anwohner sind entschädigt worden.

 PCB reichert sich in Grünkohl besonders an. Deshalb eignet sich Pflanze gut als Testpflanze.

PCB reichert sich in Grünkohl besonders an. Deshalb eignet sich Pflanze gut als Testpflanze.

Foto: dpa/Holger Hollemann

Der Wuppertaler Hersteller von Kabeln und Leitungen Coroflex, ein Geschäftsbereich der Coroplast Group, hat nach eigenen Angaben wie geplant zum Jahresbeginn vollständig auf eine PCB-freie Silikonverarbeitung umgestellt.

Coroflex hatte im Juni 2020 angekündigt, die Verarbeitung von Silikon am Standort Nächstebreck bis Ende 2020 vollständig auf ein Verfahren umzustellen, bei dem kein PCB mehr entsteht. Das Unternehmen hatte diese Entscheidung bekanntgegeben, nachdem in der Umgebung des Firmengeländes bei der Analyse von Löwenzahnblättern durch das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW) PCB gefunden wurden, die bei der Verarbeitung von Silikon anfallen können. Die festgestellten Werte überschritten teilweise den in Nordrhein-Westfalen üblichen sogenannten Hintergrundwert für PCB. Die Stadt Wuppertal hatte daraufhin eine Empfehlung herausgegeben, wonach bestimmte Blattgemüsesorten, die im näheren Umfeld der Firma geerntet wurden, vorsorglich nicht verzehrt werden sollten. Das LANUV hatte aber eingeschränkt, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme.

Hintergrund der Messungen war, dass im Jahr zuvor in Ennepetal erhöhte PCB-Werte im Umfeld des Unternehmens BIW gemessen worden waren. Daraufhin hatte das Land Untersuchungen bei den weiteren acht Unternehmen veranlasst, die in NRW ebenfalls Silikon herstellen. Dazu gehören auch die beiden Unternehmen Prysmian in Ronsdorf und Coroplast in Nächstebreck.

Bodenproben ergaben bei beiden keine Auffälligkeiten. Aber beim sogenannten Löwenzahn-Screening, das die Anreicherung von PCB in Pflanzen misst, wurden zur Überraschung der Fachleute erhöhte Werte festgestellt.

In Ronsdorf lagen die Werte an einer der vier geprüften Stellen über dem Richtwert von 1,7 Mikrogramm pro Kilogramm Frischmasse. Da die Fundstelle jedoch auf einem Friedhof lag, sah die Stadt keinen Handlungsbedarf. In Nächstebreck überschritten die Werte an drei von vier Stellen den Richtwert, lagen bei 2,1, 3,0 und – nah am Werk – bei 8,0. „Das sind aber deutlich geringere Werte als in Ennepetal“, betonte Hubert Leonard Nobis, stellvertretender Leiter des Umweltamts.

„Wir haben mit Nachdruck daran gearbeitet, die Umstellungsprozesse in der Produktion zu bewältigen und die Freigaben bei unseren Kunden zu erlangen“, so Martin Uebele, Pressesprecher der Coroplast Group. „Allerdings sind uns im Zuge der teilweise sehr aufwendigen Freigabeprozesse auch Kunden verlorengegangen.“

Es stehen noch Ergebnisse von Untersuchungen des LANUV bei extra angepflanzten Grünkohlpflanzen aus. Es bleibe abzuwarten, inwieweit die Ergebnisse von den in NRW üblichen Hintergrundwerten abweichen. „Da in der zweiten Jahreshälfte 2020 noch das traditionelle Verarbeitungsverfahren Anwendung fand, erwartet Coroflex jedenfalls, dass sich bei im Spätherbst 2020 geernteten Grünkohlpflanzen noch Spuren der für die Silikonverarbeitung typischen PCB-Kongenere werden nachweisen lassen.“

Im Sommer hatte sich das Unternehmen mit den Menschen getroffen, die von der Verzehrwarnung betroffen waren, und ihnen eine Entschädigung angeboten. Das Unternehmen meldet, dass alle betroffene Nachbarn jetzt bedacht wurden. „Wir haben etwa 150 Nachbarn in einem unbürokratischen Verfahren auf Kulanz einen Pauschalbetrag von 100 Euro ausgezahlt, in Einzelfällen auch mehr,“ sagte Uebele. „Unsere Zahlungen sollten einen Beitrag zum Ausgleich des finanziellen Schadens leisten, den die Nachbarn durch die Befolgung der Verzehrempfehlung erlitten haben“, so Uebele. „Wir sind mit der breiten Akzeptanz des Angebots sehr zufrieden“, so der Pressesprecher der Coroplast Group.

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