Forschung Veranstaltungen sollen sicherer werden

Wuppertal · Bergische Uni untersucht den Einsatz von privaten Ordnungsdiensten bei Groß-Events. Verbundprojekt geht jetzt zu Ende.

 Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes dürfen auch Körperkontrollen durchführen.

Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes dürfen auch Körperkontrollen durchführen.

Foto: picture alliance / Thomas Frey/d/Thomas Frey

Das Unglück auf der Loveparade vor knapp zehn Jahren in Duisburg hat der Öffentlichkeit auf tragische Weise vor Augen geführt, was passieren kann, wenn es bei der Planung und Umsetzung von Großveranstaltungen Versäumnisse, Defizite und mangelnde Absprachen gibt. Eine wichtige Rolle spielen dabei private Veranstaltungsordnungsdienste, die für den sicheren Ablauf von Fußballspielen, Festivals, Volksfesten und weiteren Massenveranstaltungen  zuständig sind. Zugleich haben diese Ordnungsdienste nicht gerade den besten Ruf, gelten die Mitarbeiter doch oft als ungelernt, schlecht bezahlt und im Umgang mit den Besuchern als nicht sonderlich kommunikativ veranlagt.

Um dies zu verändern und im Zeichen einer wachsenden Event-Kultur für mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen zu sorgen, hatten die Bergische Uni, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie das Internationale Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit (Ibit) vor drei Jahren das Projekt „Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes“ aus der Taufe gehoben. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell unterstützt, am Dienstag wurden die Ergebnisse bei einer Konferenz in der Historischen Stadthalle präsentiert. Rund 120 Wissenschaftler, Branchenvertreter und weitere Experten kamen zu dem Treffen.

Bei dem Projekt sei es zunächst darum gegangen, den Veranstaltungsordnungsdienst und dessen Aufgaben als „Teil der Sicherheitsbranche“ zu definieren, sagte Professor Dr. Ing. Frank Fiedrich vom Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Uni. In diesem Zusammenhang gehe es auch darum, die Aufgaben des Veranstaltungsordnungsdienstes von jenen des Sicherheitsdienstes zu trennen. So seien Mitarbeiter des Veranstaltungsordnungsdienstes eher für logistische Aufgaben wie das Lenken der Besucherströme oder Abreißen von Eintrittskarten zuständig, während die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes auch Körperkontrollen durchführen oder gegenüber Besuchern das Hausrecht durchsetzen dürften.

Die Bergische Uni hatte in dem Projekt die Konsortialführerschaft, unterstützt wurde das Forschungsvorhaben auch von dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW), dem Deutschen Fußballbund, der Deutschen Hochschule der Polizei sowie internationalen Partnern. Auf die Bedeutung der privaten Ordnungsdienste bei Großveranstaltungen sei man bereits im Rahmen des vorangegangenen Projekts „Basigo“ (Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen)  aufmerksam geworden, betonte Fiedrich. Da damals das Thema nicht ausreichend erforscht werden konnte, habe man vor drei Jahren das jetzt zu Ende gehende Projekt begonnen.

Das Ziel sind einheitliche Qualifizierungsmaßnahmen

Ziel sei es, einheitliche Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter des Veranstaltungsordnungsdienstes zu erarbeiten und einzuführen, erklärte der Professor. Auch „die öffentliche Wahrnehmung“ der Kräfte der privaten Ordnungsdienste solle verbessert werden. Dazu gehört auch, das Selbstverständnis in dieser „Teilbranche“ des Sicherheitsdienstes zu stärken.

Für ihre Forschungen hatte das Team um Professor Fiedrich 15 Großveranstaltungen besucht, die Organisation derselben unter die Lupe genommen und auf mögliche Schwachstellen abgeklopft. Zudem wurden mehr als 60 Personen aus der Branche, aber auch von Polizei und Feuerwehr auf ihre Erfahrungen in Sachen Organisation von Großveranstaltungen interviewt. Über eine Online-Befragung wurden zudem rund 5000 Fragebogen zu dem Thema ausgewertet.

30 Handlungsempfehlungen sind so im Rahmen des Projekts entstanden. Empfohlen wird den Vertretern der Branche unter anderem mehr „wertschätzende Führung“ im Umgang mit den Mitarbeitern. Auch eine Standardisierung der Qualifikationsmaßnahmen wird vorgeschlagen. Und auch wenn Fiedrich weiß, dass vermutlich nicht jeder Veranstaltungsordnungsdienst die Empfehlungen umsetzen wird, ist er zuversichtlich, dass mit Unterstützung durch den Branchenverband BDSW die Vorschläge auch in der Praxis Niederschlag finden.

Wie wichtig das Projekt für die Branche ist, betont der Hauptgeschäftsführer des BDSW, Harald Olschok. Nach dem Loveparade-Unglück seien die Auflagen für Großveranstaltungen verschärft worden, es werde ein Sicherheitskonzept von den Veranstaltern verlangt. Da viele Mitarbeiter der Sicherheitsbranche aber auf freiberuflicher Basis und nur für einen begrenzten Zeitraum eingestellt würden, müsse der Qualifizierung der Beschäftigten ein noch höherer Stellenwert als bislang beigemessen werden. Dazu gehöre auch, die Mitarbeiter beim Umgang mit Menschen oder in Fragen des Crowd-Managements noch besser zu schulen.

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