Forschung Wuppertaler Uni: Pandemie hinterlässt deutliche Spuren bei Grundschülern

Wuppertal · Ängste und depressive Symptome traten in den Corona-Jahren vermehrt auf. Kinder mit Zukunftsängsten sind aggressiver, wie die Forscher feststellten.

Die Pandemie-Jahre haben bei den Grundschülerinnen und Grundschülern deutliche Spuren hinterlassen.

Die Pandemie-Jahre haben bei den Grundschülerinnen und Grundschülern deutliche Spuren hinterlassen.

Foto: picture alliance/dpa/Gregor Fischer

Wie geht es Kindern nach zwei Jahren Corona? Dieser Frage gingen Bildungsforscher der Bergischen Universität Wuppertal nach. In der ersten Jahreshälfte 2022 befragten sie in Kooperation mit einem Schulamtsbezirk in Köln Eltern, Lehrkräfte, Kinder und Schulleitungen über die aktuelle Situation in den Grundschulen. Das Ergebnis: Die vergangenen zwei Pandemie-Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen.

„Ausgangslage für die Studie war die hohe Anzahl an Problemen, die viele Lehrkräfte während der Corona-Pandemie bei Kindern festgestellt haben“, erklärt Christian Huber vom Arbeitsbereich für Rehabilitationswissenschaften mit dem Förderschwerpunkt Emotional-Soziale Entwicklung an der Bergischen Universität. Gemeint sind unter anderem Unterrichtsstörungen, Konflikte und Hyperaktivität sowie sozialer Rückzug und Angst. Auch die Lehrkräfte fühlten sich überfordert und hätten das Problem, dass sie die inhaltlichen Rückstände nach den Lockdowns nicht aufholen können.

Die Forscher befragten über 1200 Grundschüler, rund 1150 Eltern, fast 150 Lehrkräfte und 22 Schulleitungen. Dabei stellte sich heraus, dass Kinder eine stark erhöhte Aggressivität bei sich selbst wahrnehmen, dass diese Aggressivität insbesondere bei Kindern feststellbar ist, die starke Zukunftsängste im Zuge der Corona-Pandemie entwickelt haben, dass Kinder der dritten und vierten Klassen im Schnitt deutlich in ihrem sozialen Lernen zurückliegen, weil sie viele soziale Lernerfahrungen nicht machen konnten.

Auch Ängste und depressive Symptome traten vermehrt auf. „Viele Kinder sitzen somit in einem Zustand in den Klassenzimmern, in dem inhaltliches Lernen nur schwer möglich sein dürfte“, so Christian Huber. Die Studie ergab, dass etwa 30 Prozent der Lehrkräfte stark oder sehr stark belastet sind, etwa zehn Prozent so stark, dass sie perspektivisch ausfallen könnten.

Aus ihren Ergebnissen leiteten die Forscher Empfehlungen ab, wie die Situation für Kinder, Familien und Eltern aufbereitet werden könnte. So sind viele Kinder mit der Aufbereitung der Pandemie und der Kriegsereignisse alleine. „Die Aufbereitung sollte in den Familien, Schule und Ganztag Vorrang vor dem Aufholen des verpassten Lernstoffs haben, sonst werden sich die Verhaltensprobleme auch im kommenden Schuljahr nicht oder nur sehr langsam reduzieren.“

Zum anderen vollziehe sich soziales Lernen bei Kindern meist im Umgang mit Gleichaltrigen. Dies war in der Pandemiezeit aber nicht oder nur erschwert möglich. „Alle sozialen Erfahrungen in Schule, Sport und Freizeit sind jetzt wichtig. Die Rolle von Eltern und Schulen ist dabei, Konflikte regelmäßig zu besprechen und Konfliktlösungen mit den Kindern zu erarbeiten.“ Red

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