Wuppertaler weltweit Wuppertaler Team hilft im Ixil-Dreieck in Guatemala

Elberfeld. · 1994 gründete Martin Müller die Hilfsorganisation APEI, die kleine Schulen in abgelegenen Dörfern errichtet. In diesem Jahr war die Kommunikation mit den Helfern vor Ort besonders schwer. Dabei war sie dringend nötig, zerstörte doch ein Hurrican viele Häuser.

 Mitte Oktober zerstörte ein Hurrikan viele Häuser in der Ixil-Region in Guatemala.

Mitte Oktober zerstörte ein Hurrikan viele Häuser in der Ixil-Region in Guatemala.

Foto: Martin Müller/APEI

Schon immer war das Leben karg im Ixil-Dreieck im Norden Guatemalas. Deshalb hatte der Wuppertaler Martin Müller 1994 die Organisation APEI gegründet, die kleine Schulen in abgelegenen Dörfern einrichtete und Lehrer entsandte. Anders als ihre Eltern sollten die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen und dadurch ihre Interessen besser vertreten können. Noch Mitte Februar bis Mitte März diesen Jahres war Martin Müller in Guatemala. „Im Land merkte man damals gar nichts von Corona“, erinnert sich der Elberfelder. Doch der neugewählte Präsident, von Beruf Arzt, entschied sehr früh, alle Grenzen und Flughäfen zu schließen. Er wusste um das schlecht ausgestattete Gesundheitssystem seines Landes. Im letzten Moment konnte Martin Müller seinen Flug umbuchen und gerade noch das Land verlassen.

Für seine Schützlinge begann eine harte Zeit. Zwar war die ländliche und sehr dünn besiedelte Ixil-Region vom Virus nur wenig betroffen. Doch der Busverkehr wurde im ganzen Land eingestellt. „Dadurch konnten die Kleinbauern ihre paar Produkte von ihren Feldern nicht mehr zum nächsten Markt bringen. Dann bricht ihnen sofort das Einkommen weg“, erzählt Martin Müller. Auch Saisonarbeit, etwa auf den großen Kaffeeplantagen, fiel weg. Schulunterricht wurde ab März bis heute landesweit eingestellt. „Wir haben dann überlegt, wie wir den Unterricht wenigstens etwas aufrecht erhalten können.“ APEI bezahlte die Lehrer – anders als der Staat Guatemala – weiter. Sie fuhren mit ihren Motorrädern einmal pro Woche in jedes Dorf und unterrichteten die Schüler einzeln oder in Kleingruppen. Schnell merkten sie dabei, dass in manchen Familien die Ernährungssituation schwierig war. Deshalb finanzierte APEI dann auch Lebensmittelpakete mit Maismehl, Öl und Zucker, die die Lehrer in die Dörfer brachten.

Mitte Oktober erreichte jedoch die nächste Katastrophe Guatemala: Ein Hurrikan verwüstete die Ixil-Region. Kaum hatten die Bewohner ihre Häuser notdürftig geflickt, erreichte drei Wochen später der nächste Hurrikan das Gebiet. „Zwei Dörfer sind total zerstört – die Häuser dort sind nur aus Holz gezimmert“, erzählt Martin Müller. Noch problematischer ist, dass das Unwetter die Schotterstraßen an vielen Stellen zerstört hat. Wassermassen rissen Brücken weg und sorgten an den steilen Hängen für Erdrutsche. Bis heute sind viele Dörfer nicht mehr erreichbar. „Am Anfang brachten Helikopter von der Armee noch Lebensmittel. Ansonsten gab es jedoch keine Hilfe vom Staat Guatemala“, sagt Müller.

Aus Baumstämmen und Brettern versuchten die Bauern, Behelfsbrücken zu bauen. Mit Hacken und Schippen kämpften sie gegen Felsen und Erdmassen auf ihren Straßen. APEI spendete nun Geld, um Bagger für diese Arbeiten zu engagieren. Zum ersten Dorf – dort betreibt APEI ein Internat und eine weiterführende Schule – ist der Weg jetzt wieder frei. In den nächsten Wochen sollen auch die anderen Dörfer wieder ans Straßensystem angeschlossen werden.

Bang wartet Martin Müller dann auf Auskünfte zur Lage vor Ort. Schon jetzt weiß er, dass viele Trinkwasserleitungen zerstört sind. Deshalb kaufte APEI Wasserfilter. Sobald die Dörfer wieder erreichbar sind, sollen diese verteilt werden. „Unser Vorteil ist, dass wir sehr dicht an diesen Menschen sind. Unser pädagogischer Leiter ist indigen, er spricht die Sprache der Dorfbewohner“, erklärt Müller. Da APEI schon so lange vor Ort hilft, haben die Menschen auch ein großes Vertrauen aufgebaut. Das versucht das Wuppertaler Team nun auch in diesen schwierigen Zeiten zu erfüllen.

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