Analyse Was Schülern und Lehrern bei der Integration hilft

Wuppertal · Analyse Stadt hat untersucht, wie Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien in der Schule aufgenommen werden.

 Wie die Integration an Schulen gefördert werden kann, beschreibt eine Studie der Stadt.

Wie die Integration an Schulen gefördert werden kann, beschreibt eine Studie der Stadt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Von den rund 45 000 Schülerinnen und Schülern in Wuppertal haben 7700 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Derzeit gibt es 129 Seiteneinsteigerklassen mit etwa 1700 Schülerinnen und Schülern an allen Schulformen. Der Übergang in die Regelklassen gelingt besser, wenn es dafür ein Konzept gibt, das alle Beteiligten darauf vorbereitet. Das ist ein wichtiges Ergebnis einer Untersuchung der Stadt.

Die Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums haben für die Untersuchung in ausgewählten weiterführenden Schulen im Unterricht hospitiert, online Jugendliche und Lehrer an 26 weiterführenden Schulen befragt und Interviews in ausgewählten Seiteneinsteigerklassen an sechs Schulen geführt.

Lehrer sehen vor allem in den bestehenden Sprachlücken der Zuwandererschüler ein Problem. Denn sie erschwerten die Vermittlung der Unterrichtsinhalte. Sie halten es deshalb für das Wichtigste, die Deutschkenntnisse der Schüler zu verbessern. Die Jugendlichen aus Zuwandererfamilien beklagen zudem, dass Inhalte und Methoden anders als gewohnt sind. Aber die fehlenden Deutschkenntnisse belasten sie auch. Die Studie zitiert eine Schülerin mit: „Die anderen Schüler lachen, wenn wir etwas falsch sagen. Deshalb trauen wir uns nicht, im Unterricht Fragen zu stellen oder zu beantworten“. In Fächern wie Sport fällt es den Schülern leichter, mit anderen in Kontakt zu kommen. Auch die Freundschaft mit einem Schüler der Regelklasse helfe - dieser könne im direkten Kontakt mehr erklären.

Neue Mitschüler vorstellen, statt sie einfach in die Klasse zu setzen

Manche Schüler berichten, dass sie sich in der Regelklasse zunächst sehr allein und von dem nun anspruchsvolleren Unterricht überfordert fühlten. Als gute Praxis-Beispiele nennt die Studie, das Kennenlernen von Zuwanderer- und Regelschülern zu fördern, dazu zum Beispiel Steckbriefe der Schüler aufzuhängen, die Neuzugänge explizit vorzustellen und nicht einfach in die Klasse zu setzen. Genannt wird auch die bewusste Gestaltung des ersten Schultags in der Regelklasse, Infos über die neuen Schüler an den Klassenlehrer zu geben, eine Vorstellungsrunde für alle Schüler durchzuführen und Patenprojekte einzuführen.

Die Lehrer beklagen, dass sie sich Material für den Unterricht mit den Zuwandererkindern selbst zusammensuchen müssen, dass sie wenig Zeit haben, Organisatorisches zu besprechen. Viele engagieren sich über das verlangte Maß hinaus. Sie wünschen sich gezielte Fortbildung und eine systematische Unterstützung.

Die Eigenmotivation der Zuwandererjugendlichen ist groß. Die Studie berichtet von Äußerungen, wie sehr sie sich auf die Schule gefreut haben, wie wichtig es ihnen ist, deutsch zu lernen und in der Schule Freunde zu finden.

Die Studie zieht das Fazit, die Untersuchung habe „gezeigt, wie wichtig ein strukturierter, schulinterner und fächerübergreifender Umgang mit der Thematik der Integration neu zugewanderter Schüler und Schülerinnen ist, damit sich sowohl Lehrkräfte als auch Schüler unterstützt und begleitet fühlen.“

Es folgt eine Aufzählung zahlreicher „Bedarfe“, unter anderem mehr Material für den Unterricht, mehr Stellen für die Schulen, systematische Begleitung der Schüler, Einsatz von Integrationsbeauftragten an Schulen, Einführung von Patensystemen, mehrsprachige Elterninformationen, außerschulische Aktivitäten, ehrenamtliche Unterstützer, Ferienprogramme, Infomaterial für Angebote im Quartier oder Arbeitskreise für Lehrer.

Die Druckfassung der Studie kann bestellt werden bei:

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