Campus Wuppertal „Überbrückungshilfe“ für Studenten stößt auf geteiltes Echo

Bildungsministerin gibt Soforthilfen frei, einige Studenten können das Geld aber nicht in Anspruch nehmen.

 Fritz Berger, Geschäftsführer des Wuppertaler Hochschulsozialwerks.

Fritz Berger, Geschäftsführer des Wuppertaler Hochschulsozialwerks.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Im „Corona“-Semester sind viele Studenten mit der Frage konfrontiert, wie sie ihr Studium finanzieren. Drei von vier Wuppertaler Studenten sind laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes (DSW) aus 2016 berufstätig und verdienen rund 400 Euro im Monat. Viele sind in der Gastronomie oder Nachhilfe tätig. Aufgrund der Krise können sie kaum arbeiten. Laut StudyDrive, einer privaten Online-Lernplattform, ist die Studienfinanzierung das derzeit am meisten diskutierte Thema auf der Plattform.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Corona-Pandemie Studierende in den Abbruch ihres Studiums treibt“, erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek kürzlich. Deshalb hat ihr Ministerium eine „Überbrückungshilfe“ für Studenten verabschiedet. Diese beinhaltet ein zinsloses Darlehen über 650 Euro im Monat bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Zusätzlich sollen 100 Millionen Euro an die Studentenwerke fließen.

„Bildungsministerin Karliczek hat sich sehr lange Zeit gelassen, um Studenten mit Sofortmaßnahmen zu helfen. Erfreulich ist, dass den Studentenwerken nun doch noch Zuschüsse für nicht rückzahlbare Nothilfen zur Verfügung gestellt werden sollen. Wie viele Studenten in dieser Situation das zinslose Darlehen beantragen werden, bleibt abzuwarten“, kommentiert Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal.

Einige Studenten fallen
durchs Raster

Gerade für die 100 Millionen Euro haben sich laut dem Wuppertaler Uni-Rektor Lambert T. Koch die Universitäten „sehr nachdrücklich eingesetzt, weil uns die Stärkung der Darlehenskomponente des ‚Hilfspakets‘ als nicht ausreichend erschien.“ Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz NRW zeigt sich zwar enttäuscht über die langen Verhandlungen zwischen Ministerium und DSW. Doch sofern die Umsetzung zügig erfolgt, „können wir erst mal zufrieden sein.“

Für das Landes-Asten-Treffen (LAT), der Studentenvertretung in NRW, ist die Hilfe „eine Mogelpackung“ – gerade in puncto Zinsfreiheit. „Die Zinsen, die der Bund bis März 2021 übernimmt, betragen maximal 152,65 Euro“, rechnet LAT-Koordinatorin Katrin Lögering aus. Danach müssten Studenten die Zinslast alleine tragen. Zudem kritisiert sie, dass Studenten über dem 10. Semester, oder jene mit laufenden Studienkrediten, keine „Überbrückungshilfe” erhalten, wodurch sie durchs Raster fallen würden.

So geht es der Lehramtsstudentin Nina Hilbert. Sie arbeitet freiberuflich in der Berufsorientierung und in den Ferien bei einer Event-Agentur. Beide Jobs seien nun weg, Unterstützung über das BAföG bekomme sie nicht. Es bleibe ein Darlehen beim Jobcenter: „Schulden bleiben Schulden, sie müssen beglichen werden, was ohne Jobperspektive unmöglich ist.“ Lediglich ein Fond des Sozialwerkes habe ihr helfen können, was aber bloß ,,ein Tropfen auf den heißen Stein“ sei.

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