Ressourcenmanagement Wuppertaler Start-up arbeitet an Technologie für sauberes Wasser

Wuppertal · Die Firma Green Ocean aus dem Circular Valley ermöglicht es Unternehmen, ihr toxisches Wasser zurück ins System zu führen.

 Peter Muth ist Geschäftsführer von Gren Ocean.

Peter Muth ist Geschäftsführer von Gren Ocean.

Foto: Green ocean

Gas ist die Ressource, um die sich momentan alles dreht. Dabei wird ein weiteres Gut knapp. Und das ist für unser Überleben noch wichtiger. Die Rede ist vom Wasser. Da es in rauen Mengen aus unseren Leitungen fließt, nehmen es viele als selbstverständlich wahr. Experten allerdings prognostizieren in nicht allzu ferner Zukunft eine eklatante Wasserknappheit voraus. Bis 2030 soll demnach die weltweite Nachfrage nach Frischwasser das Angebot um 40 Prozent übersteigen. „Es wird ein Kampf ums Wasser zwischen Menschen und Industrie geben“, ist sich Peter Muth von Green Ocean sicher.

Das Problem ist, dass eine riesige Lücke im Wasserkreislauf klafft. Sehr viel Wasser ist toxisch und biologisch so stark verunreinigt, dass herkömmliche Kläranlagen es nicht reinigen können. Hauptverursacher ist die Industrie. Die Unternehmen haben einen immensen Kostenaufwand, um verunreinigtes Wasser zu entsorgen, oder mit bisher hochkomplizierten Verfahren zu reinigen. Entsprechend viel davon landet einfach in Flüssen. „Im Weser-Ems-Land und im Raum Maastricht gibt es Flüsse, die, wenn es lange nicht geregnet hat, toxisch extrem stark verunreinigt sind“, erklärt Muth. Green Ocean ist ein Team aus – wie sie sich selber nennen, Wasserenthusiasten mit langjähriger Industrie- und Entwicklungserfahrung im Chemieanlagenbau, Wassermanagement und Betrieb komplexer Infrastruktur sowie in der Strukturierung und Führung operativer Unternehmen. In der zweiten Gruppe des Circular Valleys hatte das Unternehmen aus Mülheim und der Schweiz seine Lösung für die Wasserknappheit vorgestellt.

Das Team hat umweltfreundliche Technologien entwickelt, die giftige und nicht biologisch abbaubare chemische Verbindungen in Abwässern um bis zu 90 Prozent zu Wasser und Kohlendioxid umsetzen. Vereinfacht gesagt, werden in dem Verfahren Moleküle umgeformt und biologisch abbaubar gemacht.

Die anschließend noch enthaltenen Reststoffe sind biologisch abbaubar und können in einer nachgeschalteten biologischen Kläranlage problemlos mineralisiert und entsprechend zurück ins System geleitet werden.

„Wir entwickeln hochwertige, verlässliche und nachhaltige Next Generation Verfahren und integrieren diese kundenspezifisch in industrielle Produktionsprozesse und deren Infrastruktur. Damit helfen wir unseren Kunden zu einem wesentlichen Schritt auf dem Weg zu einer Wasser-Kreislaufwirtschaft“, sagt Muth.

Green Ocean will Ökologie und Ökonomie integrieren, indem Abwasserverursacher durch den Einsatz umweltfreundlicher und zirkulärer Verfahren ihre Profitabilität zusätzlich steigern können. „Ökologie ist notwendig und macht Sinn, Gewinnstreben bei den Abwasserverursachern verleiht der Umsetzung das Momentum“, so Muth weiter.

Einsetzbar sind die entsprechenden Anlagen in Unternehmen der abwasserintensiven Industrie. Bei der Entsorgung von Kühlschmierstoffen aus der Metallbe- und -verarbeitung oder bei der Behandlung von in vielen chemischen Synthesen anfallenden sogenannten Mutterlaugen, Filtraten, Waschwässer, Reinigungswässer oder Abgaswaschwässern. Green Ocean hilft, die Probleme bei der Entsorgung von Klärschlamm aus biologischen Kläranlagen – egal ob kommunal oder  industriell.

„Unsere Verfahren können in praktisch allen industriellen Sektoren eingesetzt werden und leisten einen direkten Beitrag zu den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen“, so Muth.

Über die NRW Bank ist das Start-up auf Circular Valley aufmerksam geworden. „Wir waren sehr beeindruckt von dem Spirit, der in Wuppertal herrscht. Das waren alles Leute, die die Ärmel hochkrempeln wollen, die Pioniere sein und etwas bewirken wollen“, erinnert sich Peter Muth. Viele Kontakte zu großen Unternehmen und den Zugang zu diversen Netzwerken hat Circular Valley ermöglicht.

Seit Initiierung haben die Gründer erhebliche Eigenmittel beigetragen, 2018 wurde ein industrieller Investor gewonnen. Mit der Hilfe kann Green Ocean bald seine Demonstrationsanlage in Betrieb nehmen. Sie ist transportierbar und kann direkt beim Kunden ihre Möglichkeiten demonstrieren.

Die Anlage könnte auch verschifft werden, denn: „Viele Unternehmen haben ihre abwasserstarken Produktionen ins Ausland verlegt, weil hier die Entsorgung oder Aufbereitung zu teuer ist“, sagt er. Zudem würde er sich auch mehr Aufmerksamkeit und höhere Strafen vonseiten der Umweltbehörden wünschen. Denn gerade, weil das Wasser den Unternehmen so teuer kommt, leiten viele ihr Abwasser auch illegal ab. „Auch wenn wir eine günstige und gute Alternative sind, sind wir trotzdem teurer als kostenlos“, sagt Muth.

Durch die vielen neuen Kontakte ist Green Ocean nun auch bereits mit einigen Unternehmen über deren Abwasser im Gespräch und macht Tests. Im kommenden Jahr wollen die Jungunternehmer 15 Anlagen bauen und betreiben. „Wir finanzieren, bauen, und betreiben die auf die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden ausgerichteten Anlagen und integrieren diese maßgeschneidert in den kundenspezifischen Produktionsprozess“, sagt Muth. Dazu sucht das Unternehmend dringend Chemieingenieure.

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