Politik SPD sucht Hilfe für Wahlprogramm

Wuppertal · Beim ersten Dialog-Abend der SPD wurde über Mobilität und Nachhaltigkeit diskutiert.

 ÖPNV und Rad - die SPD hat sich auch die Wünsche dieser Gruppen angehört. Das soll Einfluss auf das Wahlprogramm haben.

ÖPNV und Rad - die SPD hat sich auch die Wünsche dieser Gruppen angehört. Das soll Einfluss auf das Wahlprogramm haben.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Das Wahlprogramms für die Kommunalwahl 2020 will die SPD Wuppertal nicht im stillen Kämmerlein erarbeiten, sondern im Gespräch mit Bürgern der Stadt. Dafür veranstaltet die Partei so genannte „Dialog-Abende“, bei den Experten und Bürger diskutieren können. Zum Auftakt ging es in den Räumen der SPD an der Robertstraße um Mobilität und Nachhaltigkeit.

Zufrieden mit der Veranstaltung zeigte sie Sedat Ugurman, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Rund 25 Teilnehmer seien dagewesen, hauptsächlich Nicht-Parteimitglieder. Als Experten hätten Axel Sindram von der Fahrgastvereinigung Pro Bahn, Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC, und Henrik Hallmann vom Carsharing-Anbieter Cambio jeweils ihre Verkehrsmittel vorgestellt.

In Bezug auf den Öffentlichen Nahverkehr hat Ugurman mitgenommen, dass dessen Finanzierung gestärkt werden muss. Die Querfinanzierung durch die Energiesparte der Stadtwerke reiche auf Dauer nicht. „Da sind auch Land und Bund in der Pflicht.“ Er halte auch eine Beschleunigung des ÖPNV für wünschenswert.

Das war eine Forderung von Axel Sindram: „ÖPNV-Fahrzeuge müssen raus aus dem Stau.“ Er plädierte außerdem unter anderem für neue Antriebe, höhere Taktdichte und mehr „On-Demand“-Modelle. „Damit waren eigentlich alle einverstanden“, sagt Sindram im Rückblick.

„Hoch interessant“ fand Sedat Ugurman auch den Vortrag von Henrik Hallmann über das Wuppertaler Carsharing-Angebot von Cambio. Der erklärte auf WZ-Nachfrage, dass er erfreut war, das Angebot vorstellen zu dürfen. Cambio sei gerade dabei, das Netz von bisher 24 Stationen in Wuppertal auszuweiten, es soll mehr Stationen mit mehr Fahrzeugen in der Stadt geben. Er betonte, dass Carsharing einen guten ÖPNV und Fahrrad-Infrastruktur braucht: „Wir funktionieren im Verbund gut.“ Typische Kunden nutzten flexibel mal das eine, mal das andere Verkehrsmittel – nur so könnten sie aufs eigene Auto verzichten. „Deutschlandweit ersetzt ein Cambioauto im Schnitt elf Privatautos.“

Radfahrer wünschen sich durchgehende Strecken

Sedat Ugurman findet auch, dass man die Verkehrssysteme zusammendenken kann, „zum Beispiel in einer App“, über die Tickets für den ÖPNV zu kaufen sind, der Carsharing-Wagen oder ein Leihfahrrad gebucht wird. „Verkehrsmittel müssen hoch verfügbar sein, Mobilität muss schnell und leicht sein“, sagt er.

Sedat Ugurman weiß, dass sich Radler vor allem durchgehende Strecken und kein Flickwerk wünschen. Das sei auch das Ziel des Talachsenradwegs über die Hünefeldstraße, der auf Antrag der SPD inzwischen vom Verkehrsausschluss befürwortet wurde. Nicht glücklich damit ist Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt, der Teilnehmer bei dem Dialog-Abend war. Viele Radler wollten die B7 als schnellste Verbindung durchs Tal nutzen. Das die SPD da „andere Ideen“ hat, sei am Dialog-Abend schon gesagt worden.

Grothe betont: „Grundsätzlich hat mir das Format gut gefallen, dass man sich öffnen will.“ Er bedauert, dass sich die Diskussion viel ums Alltagsgeschäft gedreht habe. „Ich hatte gehofft, dass versucht wird, eine Vision zu formulieren.“ Insgesamt habe er den Eindruck, dass die SPD noch keine einheitliche Meinung zum Thema Verkehr habe: „Die einen brennen für Veränderungen, die anderen haben noch die Windschutzscheiben-Perspektive.“ Er wünsche sich „ein klares Bekenntnis zum Radverkehr in Wuppertal, nicht nur auf Nebenstrecken.“

Sedat Ugurmann sagt, dass es durch die Förderung alternativer Verkehrsmittel eine „Neuaufteilung“ des Verkehrsraums geben wird. Er sieht: „Ein Umdenken muss einsetzen“, auch weil das Thema Klimaveränderung wichtiger werde. Das Auto sollte nicht mehr als Freiheitssymbol verstanden werden, sondern als Verkehrsmittel, das von A nach B bringt. Aber er sagt auch: „Wir möchten weg von den Stereotypen wie böser Autofahrer oder böser Radfahrer. Man müsse ruhig und sachlich diskutieren. Aber er weiß auch: „Das ist ein hoch emotionales Thema.“ Er plädiere dafür, mit allen Verkehrsteilnehmern zu sprechen: „Wir müssen alle mitnehmen.“

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