Politik : SPD auf der Suche nach sich selbst
Wohin geht es mit der Partei? Wann löst die Zeit des Aufbruchs die Zeit des Jammerns ab?
Soll niemand sagen, dass sie es nicht versucht. Nein, das kann der SPD keiner vorwerfen. Es gibt schon keine TV-Couch mehr, auf der die Partei nicht gelegen hätte, Philosophen und Politologen beschäftigt die Frage, wie es kommen konnte, wie es kam, und wo der Ausgang ist, hinter welcher Tür sich das sozialdemokratische Paradies eröffnet.
Die SPD ist nicht allein, auch in Wuppertal nicht. Es spricht für die Sehnsucht der Genossen nach der guten alten Tante SPD, dass am Donnerstagabend so viele den Weg in die Citykirche am Kirchplatz in Elberfeld gefunden haben. Dorthin hatte der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh Genossen und Freunde eingeladen, um mit seinem Bundestagskollegen und noch neuen Landeschef der SPD, Sebastian Hartmann, sowie dessen Wuppertaler Pendant, Heiner Fragemann, über die Zukunft der ältesten Partei Deutschlands zu beraten. „Wir sind mehr geworden“, sagte Fragemann und verwies auf die gestiegenen Mitgliederzahlen auch nach dem verpufften Schulzeffekt.
Doch die steigende Zahl der Parteibücher steht in einem bedenklichen Missverhältnis zur Zahl der Stimmen bei Wahlen. Der Trend kennt nur eine Richtung: abwärts. Wie schlimm die Lage für die SPD ist, machte zuletzt der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach deutlich, als er seiner Sorge um die Sozialdemokraten Ausdruck verlieh.
Das ist die Höchststrafe, aber dennoch nichts, was den neuen Landesvorsitzenden der SPD aus der Fassung zu bringen scheint. Die Frage nach der Zukunft seiner Partei beantwortet Sebastian Hartmann (41) selbstbewusst mit Rezepten aus der Vergangenheit. Zurück zu den Wurzeln, Kümmern um das, was die Menschen bekümmert. „Dass wir wieder über den starken Sozialstaat reden, ist ein Verdienst der SPD“, sagt er. Sein Ziel sei es, die Themen der Menschen in der Mitte der Politik zu positionieren.
Dabei geht es um bezahlbaren Wohnraum, um ein besseres Bildungsangebot, sieben Milliarden Euro soll das Land dafür zusätzlich ausgeben. Die Geldquelle ist klar: Wenn alle, auch die großen internationalen Konzerne, ihrer Steuerpflicht nachkommen, sind genügend Mittel verfügbar. „Wir wollen keine Talentschulen wie die Landesregierung. Wir wollen, dass alle Schulen auch Talentschulen sind.“ Es sei ein Fehler gewesen, den Grünen das Thema sieben Jahr lang überlassen zu haben.