MoMa Virtuelle Reise mit der Schwebebahn in das Jahr 1902

Das Museum of Modern Art in Ney York hat eine Reihe mit Videoschätzen gestartet - mit der Schwebebahn. Die Videos sind aktuell im Twittertrend und werden viel diskutiert.

Szene aus dem Film „The Flying Train“, der 1902 entstand.

Szene aus dem Film „The Flying Train“, der 1902 entstand.

Foto: Deutsche Mutoskop und Biograph G.m.b.H. The Museum of Modern Art. Film Stills Archive

Sommer 1902 in Wuppertal: Keine Autos auf den Straßen. Pferdekutschen, Damen in langen pompösen Kleidern und Herren in schlichten Sakkos mit Krawatte prägen das Straßenbild der Gründerzeit. Und mittendrin ein „fliegender Zug“, der sich in zwölf Meter Höhe über die Wupper schlängelt: die Schwebebahn. Seit circa einem Jahr ist sie in Betrieb und fährt mehrmals täglich von Elberfeld nach Vohwinkel und zurück. Sie passiert den alten Döppersberg, überquert Straßen, auf denen Pferdekutschen rollen und fährt an der alten Bismarck-Statue an der Alexanderbrücke (heute Ohligsmühle) vorbei. 118 Jahre später erinnern nur noch wenige Gebäude an die damalige Baukunst, die zahlreichen architektonisch imposanten Häuser, von denen viele im Ersten und Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind.

Koloriert und in der Geschwindigkeit angepasst

Der kurze Film „The Flying Train“ nimmt seine Zuschauer mit auf eine Zeitreise in dieses Jahr, lässt sie in dem alten Wagen der Schwebebahn mitfahren und die Aussicht von dort selbst erleben. Man startet die kurze Fahrt hinter der ehemaligen Station Bruch, schwebt unterhalb des Sonnborner Viadukts entlang über die heutige Ohligsmühle bis hinter den alten Döppersberg.

Der Film ist der Auftakt der Online-Reihe „Virtual Views“ (dt. virtuelle Ansichten) des New Yorker Museum of Modern Art (Moma). Das Originalmaterial wurde dafür verbessert, kuratiert und veröffentlicht. Jeden Donnerstag im August werden ausgewählte alte Videos aus dem Archiv digital aufbereitet bei YouTube sowie auf der Webseite des MoMa gezeigt.

Youtuber Denis Shiryaev färbt die Bilder anschließend nach, indem er einen Algorithmus verwendet, der Schwarzweißfotos mit Farbaufnahmen vergleicht und daraus lernt, welche Farbtöne eine bestimmte Farbe produzieren. Dadurch entstehen künstliche Einfärbungen, die dennoch natürlich erscheinen, erklärt er auf seiner Webseite.

Im Netz gibt es viel Lob
für die Arbeit

Viele Wuppertaler sind begeistert von dem historischen Fundstück. „Unser schönes Wuppertal, damals wie heute“, „Super Erinnerung an tausende Schwebebahnfahrten“ oder „Ich kann nicht glauben, dass das vor 118 Jahren aufgenommen wurde. So futuristisch“, lauten Kommentare dazu bei Facebook und YouTube.

Dass die Schwebebahn heutzutage immer noch fährt, wenn auch mit einigen Problemen in letzter Zeit, und eine der wenigen Konstruktionen ist, die noch erhalten sind, findet auch Beate Eickhoff vom Von der Heydt-Museum erstaunlich. „Super toll, so etwas heute zu sehen, vor allem jetzt im Engelsjahr. Das Moma ist eines der bedeutendsten Museen weltweit und dass Wuppertal von denen aufgegriffen worden ist, ist schon Wahnsinn.“

Holger Stephan, Pressesprecher der WSW, ist ebenfalls begeistert: „Die Stadt sah ganz anders aus damals, vor allem am Döppersberg ist die Bebauung wirklich beeindruckend.“ Kulturdezernent Matthias Nocke findet vor allem die Atmosphäre, die der Film vermittelt, untermalt durch passende Harfenmusik, faszinierend. „Vieles, was man sieht, ist einerseits vertraut und andererseits vollkommen anders, als man es kennt“, fasst er treffend zusammen. Man könne sich heute gar nicht vorstellen, dass Wuppertal mal so aussah. Er hebt vor allem die bahnbrechende Ingenieurskunst der Schwebebahn hervor: „Irre, wie futuristisch das ist!“

Das Original-Video ist auf der Webseite des Moma zu sehen:

und das nachkolorierte sowie geschwindigkeitskorrigierte Version auf dem Youtube-Kanal von Denis Shiryaev.

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