Schwebebahn in Wuppertal Im nächsten Jahr soll es besser werden

Wuppertal · Die Funkstörungen sind zurückgegangen. Die Themen Geschwindigkeit und Drehgestelle bleiben. Doch im kommenden Jahr soll es besser laufen.

Die Schwebebahn hat ein turbulentes Jahr hinter sich.

Die Schwebebahn hat ein turbulentes Jahr hinter sich.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Der Start der neuen Schwebebahn im Sommer war holprig. 2020 soll es besser laufen. Einige Probleme sind aber noch lange nicht geklärt.

Der 1. August brachte nach achteinhalb Monaten Stillstand wegen der abgestürzten Stromschiene endlich den Wiederstart der neuen Schwebebahnen. Und seit dem 1. September fahren diese mit dem neuen Betriebssystem. Doch das hatte seine Mucken und legte die Bahn immer wieder lahm - von wenigen Minuten bis zu über einer Stunde. Die Fahrgäste sind genervt.

„Das passiert nicht mehr so häufig, es ist erheblich besser geworden“, versichert Stadtwerke-Sprecher Holger Stephan. Ursache seien Unterbrechungen der Funkverbindung zwischen Wagen und Leitstelle. Was dahintersteckt, erklärt Christian Kindinger, stellvertretender Betriebsleiter: „Die Fahrzeuge tauschen permanent Daten mit der Leitstelle aus – wie unser Handy mit Google.“ Mit diesen Daten organisiere die Zentrale, dass jedes Streckensegment von nur jeweils einer Bahn befahren wird.

Probleme bei der Funkübertragung hätten unterschiedliche Gründe, sagt Kindinger: Funkschatten, instabile Funknetze, Störungen innerhalb des Wagens. „Es gab nicht die eine Ursache, sondern viele kleine.“ Der Funkkontakt funktioniere über ETCS – „European Train Control System“, ein System, das Bahnunternehmen europaweit einsetzten. Um künftige Störungen zu verhindern, werde meistens die Software verändert – und dann bei den übrigen Nutzern des Systems überprüft. Deshalb dauerten Veränderungen so lang.

Sie würden aber inzwischen schneller mit Störungen fertig: „Was anfangs 15 Minuten gedauert hat, geht jetzt in zwei bis drei Minuten.“ Meist könne die Bahn in den nächsten Bahnhof fahren, dort könne der Fahrer das System neu starten. „Das kommt den Fahrgästen dann nur wie ein langer Aufenthalt vor.“

Halte auf freier Strecke lägen auch nicht immer an Störungen, manchmal gebe es schlicht einen „Stau“, dann warte eine Bahn, bis die Bahn vor ihr einen Bahnhof verlässt. Früher hätten die Bahnen im vorherigen Bahnhof gewartet. Wegen kürzerer Streckenabschnitte komme es nun auch zu Halten zwischen den Bahnhöfen.

Das Ziel: Eine Tages gar keine Störungen mehr

Insgesamt seien Störungen stark zurückgegangen, sagt auch Christian Kindinger: Im Dezember habe es nur noch einige wenige gegeben. „Das ist aber immer noch zu viel“, betont er. „Ich bin überzeugt, dass wir eines Tages keine Störung mehr haben werden.“ Wann die Bahnen wie geplant 60 Stundenkilometer fahren können, stehe noch nicht fest, erklärt WSW-Sprecher Holger Stephan. Seit eine neue Bahn im Mai 2017 das Gerüst berührte, ist das Tempo gedrosselt, aktuell fahren die Bahnen mit 40 Stundenkilometern. „Wir sind da immer noch dran“, versichert Stephan. Zuletzt sei aber ein reibungsloser Betriebsablauf wichtiger gewesen.

Die Störungen hält auch Sedat Ugurmann, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, für ärgerlich. „Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum die Stadtwerke das nicht gelöst bekommen.“ Er hoffe daher, dass sie im kommenden Jahr „mit Nachdruck und mit Leidenschaft“ daran arbeiten.

Hans-Jörg Herhausen, Fraktionschef der CDU, hat grundsätzlich Verständnis für die Stadtwerke. Schließlich sei die Schwebebahn ein einzigartiges Verkehrsmittel. „Bedauerlich sind die Störungen auf jeden Fall.“ Aber er sei „sehr zuversichtlich“, dass am Ende alles funktionieren werde.

„Ich erwarte Zuverlässigkeit von der Schwebebahn“, sagt auch Anja Liebert, Fraktionschefin der Grünen. Als tägliche Nutzerin der Bahn relativiert sie aber kleinere Störungen: „Eine Viertelstunde Verzögerung kann mir im Bus und im Auto genauso passieren.“

Drehgestelle: „Das ist wohl ein Langzeit-Gau“

Auch Axel Sindram vom Fahrgastverband Pro Bahn hat für die Störungen Verständnis: „Das ist eben ein ganz neues System.“ Und es habe sich gebessert. Skeptischer blickt er auf die weiteren Probleme, etwa bei den Drehgestellen. Dort waren Mikrorisse aufgrund von Materialfehlern entdeckt worden: „Das ist wohl ein Langzeit-Gau“, befürchtet er. Die WSW stritten mit dem Hersteller um viel Geld, ebenso bei der Frage, warum eine Bahn 2017 das Gerüst berührt hat. Die Tempo-Drosselung habe Folgen: Damit die Bahn die geplante Leistung erbringe, müssten mehr Bahnen fahren – „das ist kein Geschäft für die Stadtwerke“.

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