Asylverfahren Wuppertaler Schüler setzen sich für Bleiberecht ihres Mitschülers ein

Wuppertal · Der 17-jährige Sharif soll in sein Heimatland Tadschikistan abgeschoben werden. Seine Wuppertaler Mitschüler wollen das verhindern.

 Mit Schildern machen die Schüler auf das Schicksal von Sharif aufmerksam.

Mit Schildern machen die Schüler auf das Schicksal von Sharif aufmerksam.

Foto: Joanna Kaufhold

Sharif (17) aus Tadschikistan lebt seit über zwei Jahren in Wuppertal. Vor einer Woche erhielten er und seine Familie einen Abschiebungsbescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Am Wuppertaler Gymnasium Bayreuther Straße setzen sich jetzt seine Mitschüler für sein Bleiberecht ein.

Am Donnerstag, 28. Februar, versammelten sich die Schüler des Gymnasiums in der Mittagspause auf dem Schulhof. In einer Rede machte der Schülersprecher Junis Abu Jawad seine Mitschüler auf Sharifs Situation aufmerksam: „Sharif ist ein Teil unserer Schule. Für viele von uns ist er ein Freund. Als Schulgemeinschaft müssen wir zusammenhalten und Solidarität zeigen“, so Junis.

Sharif geht seit über einem Jahr auf das Gymnasium Bayreuther Straße. Anfänglich besuchte er die internationale Klasse. Dort werden die Schüler mit dem deutschen Schulsystem und der neuen Sprache vertraut gemacht. Mittlerweile nimmt er schon in der Hälfte der Fächer am Unterricht der 8. Klasse teil.

Einige Mitschüler haben sich zusammengeschlossen, um Sharif zu unterstützen. Sie kontaktierten kirchliche Verbände, kümmerten sich um einen Anwalt und haben Flugblätter verteilt. Und sie haben eine Online-Petition ins Leben gerufen. Wenn sie 2700 Unterschriften zusammen haben, wollen sie die Petition Oberbürgermeister Andreas Mucke vorlegen.

„Wir wollen eine möglichst große Reichweite erzielen, um auf Sharifs Situation aufmerksam zu machen“, sagte die Schülerin Özen Tecer. „Das ist alles, was wir tun können. Freunde von ihm haben sogar geweint.“

Sharif wollte eine gemeinsame Zukunft für die Familie

Die Stimmung nach der Versammlung war angespannt. Die Schüler kritisierten das Vorgehen des Bundesamtes. Der Schülersprecher sagte: „Schüler wie Sharif sollen abgeschoben werden, die fleißig und ein Paradebeispiel für Integration sind.“ Die Schülerin Bengi Çiplak zog einen Vergleich zu ihrem eigenen Leben: „Wenn meine Freunde oder ich 18 werden, dann freuen wir uns auf eine große Feier und mehr Freiheit. Für Sharif ist es eine Strafe. Für ihn bedeutet dieser Moment Furcht und Hilflosigkeit.“

Auch Lehrer wollen Sharif unterstützen. Die kommissarische Schulleiterin Britta Jessinghaus-Eickelbaum betonte die Schwierigkeit der Situation. Als Beamtin sei sie verpflichtet, das von der Behörde Angeordnete zu akzeptieren. Aus menschlicher Sicht findet sie das Verfahren fragwürdig.

Sharif und seiner Familie sei es in seiner Heimat wirtschaftlich gut gegangen, betonte sie. Aber Sharifs Schwester sei in Tschadikistan ermordet worden und der Mutter, die politisch verfolgt werde, drohe eine Gefängnisstrafe. Die Familie sei gemeinsam nach Deutschland gekommen, um sich eine Zukunft aufbauen zu können.

Sharif selbst sieht den Neuanfang in Deutschland als große Chance: „Am Anfang ist es schwierig, seine Heimat zu verlassen. Aber ich wollte, dass wir als Familie eine gemeinsame Zukunft haben.“ Zum Unterricht zu gehen, macht ihm Spaß: „Ich fühle mich hier zuhause. Auch wegen meiner Freunde“, sagte er nach der Versammlung. Die Verunsicherung war dem 17-Jährigen deutlich anzusehen und auch, dass ihn die Unterstützung seiner Mitschüler freute.

Hans-Jürgen Lemmer vom Ressort Zuwanderung und Integration der Stadt äußert sich vorsichtig zu dem Thema: Dass der Abschiebungsbescheid vorliegt, habe erstmal keine Auswirkungen. Das habe er auch Sharifs Mitschülern versucht zu erklären.

„Es bedeutet nur, dass jetzt der nächste Rechtsweg eingeleitet wird. Sharif kann jetzt mithilfe eines Anwalts Klage gegen den Bescheid erheben.“ Erst nach dem Beschluss des Verwaltungsgerichtes sei die Ausländerbehörde für den Fall zuständig. „Bis man weiß, was passiert, dauert es noch eine ganze Weile.“

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