Europapolitik Schüler diskutieren über Europa

Jugendliche durften sich im Rathaus wie Europäische Parlamentarier fühlen. Sie debattierten über die Einführung einer europäischen Armee.

 Dave Merkel von den Jungen Europäischen Förderalisten moderierte die Veranstaltung.

Dave Merkel von den Jungen Europäischen Förderalisten moderierte die Veranstaltung.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Am Montag durften im Ratssaal des Barmer Rathauses mal nicht die Mitglieder des Stadtrats, sondern 65 Schüler aus vier Wuppertaler Schulen diskutieren und argumentieren. Der Anlass: die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) Wuppertal hatten zu einer Simulation einer Debatte im Europäischen Parlament geladen. Den ganzen Tag lang beschäftigten sich die Schüler im Alter von 15 bis 19 Jahren mit dem Thema EU, im Zentrum stand die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Sie bekamen die Aufgabe, für einen Tag in die Rolle eines Europaabgeordneten zu schlüpfen, und gemeinsam mit ihrer „Fraktion“ eine Stellungnahme zu einer gemeinsamen europäischen Armee zu entwickeln. Bereits einige Wochen vor der Simulation hatten die Schüler von den JEF Infomaterial zur EU bekommen, und konnten sich entsprechend auf die Debatten vorbereiten. Am Montagvormittag fanden dann „Fraktionssitzungen“ statt, in denen die Anträge zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik ausgearbeitet wurden. Am Nachmittag wurden diese Anträge dann im „Parlament“ diskutiert.

„Das Ziel der Veranstaltung ist es hauptsächlich, Bildungspolitik zu leisten“, erklärt Dave Merkel, Vorsitzender der JEF Wuppertal. „Wir wollen auf die EU aufmerksam machen und sie in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Und wir glauben, dass eine solche Simulation und die Interaktion mit anderen Schülern mehr bewirkt, als der Sozialwissenschaftsunterricht in den Schulen.“

Über eine europäische Armee wurde angeregt diskutiert

Zum Thema Europäische Armee diskutierte das „Parlament“ angeregt, und die „Fraktionen“ brachten zahlreiche Ideen und Anträge ein. Während sich die meisten darüber einig waren, dass es eine gemeinsame europäische Armee geben sollte, war man sich etwa über die Oberbefehlshaber einer solchen Armee uneinig. Die einen forderten, dass der Rat der Europäischen Union den Oberbefehl haben solle, die anderen, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs den Oberbefehl im Wechsel alle fünf Jahre innehaben sollten. Dieser Vorschlag stieß besonders aus einem Grund auf Kritik: Man hatte Angst, dass so ein einziger Regierungschef zu viel Macht bekommt. Dazu wurden auch ganz grundsätzliche Fragen gestellt: Wie soll eine europäische Armee finanziert werden? Wie sieht die Souveränität eines Mitgliedstaates der EU eigentlich noch aus?

„Inhaltlich haben die Schüler ihre Anträge selbst ausgearbeitet“, betont Merkel. Nur bei organisatorischen Fragen hatten sie Hilfe von Lehreranwärtern aus Solingen, die als „Teamer“ die „Fraktionssitzungen“ begleiteten. Aussuchen, in welcher „Fraktion“ sie sind, konnten  sich die Schüler nicht.

„Wir haben darauf geachtet, dass die Fraktionen gemischt sind mit Schülern aus unterschiedlichen Schulen, sodass die Schüler auch richtig miteinander ins Gespräch kommen müssen“, erklärt Dave Merkel. Bei der Debatte ging es wie auch in realen Parlamenten zu: es gab Zwischenrufe, kritische Nachfragen, und besonders viele Anträge zur Verkürzung der Redezeit oder zur sofortigen Abstimmung. „Das ist immer ein gern genutztes Mittel in solchen Debatten“, sagt Dave Merkel. Er leitete die Debatte und musste die „Abgeordneten“ ab und zu auch mal zur Ordnung rufen.

Die Schüler hatten sichtlich Spaß am Debattieren. „Es war auf jeden Fall interessant, mal den Alltag des Europäischen Parlaments kennenzulernen“, findet Lorenz. Auch Angelina hat die Simulation Spaß gemacht. „Wir wussten auch vorher schon einiges über die EU und die Arbeit des Parlamentes, aber wenn man das Ganze mal selbst ausprobiert, kann man sich direkt viel leichter hineinversetzen.“ Und auch Dave Merkel ist zufrieden: „Die Schüler haben intensiv diskutiert und ihre eigenen Ideen eingebracht.“ Überzeugungsarbeit will der europäische Föderalist aber nicht leisten. „Wir wollen die EU den Schülern näherbringen. Aber was sie aus dieser Erfahrung machen, ist ihre eigene Entscheidung.“

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