Planung Rathaus-Galerie: Weniger Einzelhandel soll das Center retten

Elberfeld · Konzentration auf Nahversorgung: Der Eigentümer will das Einkaufszentrum neu aufstellen. Die oberste Etage könnte künftig für Wellness oder ähnliches genutzt werden.

 Mehr als 14 000 Quadratmeter für Einzelhandel standen bislang in der Rathaus-Galerie zur Vermietung.

Mehr als 14 000 Quadratmeter für Einzelhandel standen bislang in der Rathaus-Galerie zur Vermietung.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Wuppertals erste Shopping-Mall wird neu aufgestellt: Die Eigentümer der Rathaus-Galerie in Elberfeld planen umfangreiche Veränderungen. Die wohl gravierendste: Die oberste Ebene mit dem Zugang an der Klotzbahn soll, so der Plan, in Zukunft nicht mehr für Ladengeschäfte zur Verfügung stehen. Stattdessen ist eine Umnutzung für Wellness, einen Hotelbetrieb oder ähnliches angedacht. Vom Tisch sind Ideen eines Basars oder einer Markthalle für die unteren Ebenen. Einkaufen bleibt aber das Hauptthema. „Wir wollen die Rathaus-Galerie zum Nahversorgungsstandort ausbauen“, so ein Sprecher des Eigentümers. Anfang 2020 sollen die ersten baulichen Arbeiten starten, 2023 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.

Bei den Elberfeldern, aber auch in der Politik dürften diese Ankündigungen auf offene Ohren stoßen — aber auch auf Skepsis, denn Ankündigungen gab es schon einige in der Vergangenheit. Passiert sei, so der Hauptkritikpunkt in den letzten Jahren, „gar nichts“. 1995 war die Rathaus-Galerie als erstes Shopping-Center in Wuppertal eröffnet worden und gerade in den ersten Jahren ein Erfolgsmodell. Doch die Konkurrenz wuchs, der Boom der Einkaufszentren ebbte ab. Viele Standorte gerieten in wirtschaftliche Schwierigkeiten, klagten über Kundenschwund. Auch die Rathaus-Galerie machte da keine Ausnahme. Hinzu kamen mehrere Wechsel der Besitzer und des Center-Managements. Gebracht hätte das nicht viel, ärgerten sich langjährige Mieter gegenüber der WZ.

Eigentümer räumen
Fehleinschätzung ein

Seit 2017 ist nun ein deutsches Unternehmen aus dem Raum Berlin Eigentümer der Galerie, die für viele hauptsächlich aus der eigentlichen Mall besteht, aber auch Büroflächen umfasst. Dass seit dem Kauf des Immobilienkomplexes, zumindest für Außenstehende, ebenfalls kaum Veränderungen zu bemerken waren, verhehlt der Sprecher nicht — und räumt auch Fehleinschätzungen sein. Einkaufscenter hätten vorher nicht zum Portfolio gehört, die Galerie sei aber eine „herausfordernde Aufgabe mit hoher Komplexität“. Man müsse eingestehen, dass man die Folgen der Vernachlässigung durch die Vorbesitzer unterschätzt habe, hieß es in einem Schreiben an die Mieter.

In diesem Jahr habe man nun begonnen, ein eigenes Team aufzubauen, ergänzt durch externe Expertise. Das Centermanagement wurde gewechselt, das neue, Facility Systems aus Lübeck, übernehme auch das Facility und Property Management. Die Ideen für die Konzeption und Vermietung erarbeite das Bergisch Gladbacher Unternehmen Retail Real Estate Experts (RREE).

Ideen von Markthalle und Basar sind vom Tisch

Die Neukonzeption solle für mehr Nähe zum Mieter sorgen, sagen Peter Schneider und Andreas Müller-Kehm von RREE. Allzu viele Details wollte man noch nicht verraten. Aber: Dass für die obere Ebene nicht mehr mit Einzelhandel geplant werde, stehe praktisch fest, so die Vertreter von RREE. Verhandlungen liefen bereits. Für die unteren Ebenen seien die Schwerpunkte Lebensmittel, Gastronomie, die noch ausgebaut werden soll, und Dienstleistungen. Drogerie und Supermarkt sollen als Ankermieter bleiben, möglicherweise aber durch neue Anbieter. Offen scheint die Zukunft von Smyths Toys, dem Nachfolger von Toys „R“ Us. Spielzeug sei aber weiterhin vorgesehen.

Keine Chance sehen die Verantwortlichen für einen Basar oder eine Markthalle. Das passe einfach nicht. Nichtsdestotrotz wolle man ein gutes Lebensmittelangebot bieten. Im Zuge der Umgestaltung werde es einige „Verschiebungen“ geben, was die Ladenlokale und -besetzungen angeht. Und baulich müsse sich etwas tun, Wege müssten vereinfacht werden. „Die Frequenz ist da, die Leute gehen durch“, sagen Schneider und Müller-Kehm. „Wir müssen sie auch als Kunden gewinnen.“

Aktuell sehen einige Läden nach klassischer Zwischennutzung aus. Viel Kleidung, wenig Deko. Dazu viele Gerüchte, dass einige Geschäftsleute gar keine Miete zahlen müssten. „Stimmt nicht“, so die Verantwortlichen. Es gelten normale Mietsätze, es gebe aber einige Kurzzeitverträge. In Zukunft dürfte sich, dass lassen die Ausführungen erahnen, aber einiges tun. „Wir wollen Mieter, die sich mit der Galerie identifizieren und den Weg, den der Eigentümer gehen möchte, mitgehen.“ Deshalb sei keine schnelle Vollvermietung zu niedrigen Mieten angepeilt. Stattdessen wolle man interimsmäßig Künstlern für kleines Geld die Möglichkeit geben, sich in der Galerie zu präsentieren. Die Resonanz sei bislang schwach gewesen. Interessenten könnten sich unter [email protected] melden.

Erste Vermietungserfolge werden in den kommenden Monaten erwartet, vielleicht schon in diesem Jahr. „Wir hoffen auf eine Signalwirkung. Das schafft Ruhe bei den Bestandsmietern“, so der Sprecher. Es gebe zahlreiche langfristige Verträge mit mehr als zwei Jahren Laufzeit. Der WSV-Fanshop hat einen Vertrag bis 30. Juni 2020. Wie es danach weitergeht, sei offen, heißt es vom Verein.

Bleibt die Frage, wie teuer die Umgestaltung wird. Unter anderem sollen auch Büros in betreuten Wohnraum umgewandelt werden. Zahlen will der Eigentümer nicht nennen, deutet aber an, ordentlich investieren zu wollen. „Das muss er auch“, wird jeder sagen, der sich in der Vergangenheit mit der Rathaus-Galerie beschäftigt hat.

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