Wuppertaler Prognose: „Die Deutschen spielen besser“

Wenn Deutschland am Sonntag auf England trifft, sitzen die 301 Engländer Wuppertals irgendwie zwischen den Stühlen.

Wuppertal. Wer bei diesem Spiel kein Fan ist, wird es niemals werden: Deutschland trifft auf England. Während vor unserem geistigen Auge all die dieses Match umwebenden Mythen vom Wembley-Tor bis zu tausendundeinem verschossenen Elfmeter im Zeitraffer ablaufen, blicken 301 von gut 350.000 Wuppertalern dem Klassiker im WM-Achtelfinale mit besonders gemischten Gefühlen entgegen - sie sind nämlich Engländer.

Einer von diesen ist Hilary Griffiths, Chef-Dirigent der Wuppertaler Bühnen. Er weiß bereits heute: Wenn sich am Sonntag um 18 Uhr der Vorhang im Opernhaus hebt, "gibt es entweder ein glückliches Orchester oder einen glücklichen Dirigenten" - je nachdem, wie sich Englands Fußballer in Südafrika geschlagen haben.

Hilary Griffiths sagt es mit einem Schmunzeln, denn der Dirigent weiß, was es heißt, wenn deutsche auf englische Kicker treffen. Der gebürtige Brite erwartet Emotionen pur. Das Spiel wird er ab 16 Uhr auf einer Leinwand in der Opernhaus-Kantine verfolgen. Von dort geht es um 18 Uhr direkt zum Auftritt, denn im Opernhaus will ein Doppel-Programm ("Eine florentinische Tragödie/Gianni Schicchi") absolviert werden.

Vorher wird aber erst einmal vor der Leinwand gezittert. Dass Griffiths dabei seinen Landsleuten die Daumen drückt, versteht sich von selbst. Auch wenn das Mitfiebern eine aufwühlende Angelegenheit ist, wie der sportbegeisterte Musiker betont. "Es ist ein Fluch, ein englischer Fan zu sein", sagt Griffiths und seufzt. Weshalb? "Weil unser Team meistens so schlecht spielt. In der Champions League sind die einzelnen Fußballer richtig gut, aber wenn sie dann in der Nationalmannschaft zusammenkommen, ist das Zuschauen eine Tortur."

Joe Swann, Anglistik-Dozent an der Bergischen Universität, hält deswegen direkt zu den Deutschen. Auch er beklagt den mangelnden Teamgeist der englischen Mannschaft. "Die Deutschen spielen einfach viel besser zusammen", sagt Swann. "Sie sind in der Lage, aufregenden Fußball zu spielen und ihre Fans zu begeistern." Sollte es erneut zu einem Elfmeterschießen kommen, sieht Swann die deutsche Mannschaft auf der Siegerseite: "Mit Manuel Neuer im Tor wird Deutschland das locker packen." Eine Ansicht, die viele leidgeprüfte England-Fans teilen dürften.

So fiebern Swann, Griffiths und ihre Landsleute ebenso wie die Deutschen dem Spiel entgegen. Allerdings: 139 Wuppertaler gibt es, die über jedes Tor und jedes Ergebnis jubeln dürfen. Sie haben beide Pässe - deutsch und britisch.

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