Bildung „Jedes Kind hat das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung“

Nordstadt. · Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund erklärt Grundschülern die Kinderrechte.

 Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund sprach mit den Schülern über ihre Rechte.

Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund sprach mit den Schülern über ihre Rechte.

Foto: Fries, Stefan (fri)

An der städtischen Gemeinschaftsgrundschule an der Markomannenstraße wurde am Dienstag und Donnerstag über die Kinderrechte informiert. Kerstin Holzmann vom Kinderschutzbund erklärte den Schülern auf spielerische Weise ihre verschiedenen Rechte.

Im Vorfeld hatte die Klasse von Susanna Kuklinski schon das Buch „Jetzt bestimme ich“ von Juli Zeh und Dunja Schnabel durchgenommen. Darin wird den Kindern das Thema Selbstbestimmung erklärt. Darauf aufbauend gab es die Unterrichtsstunde zum Thema Kinderrechte.

Gebannt lauschten die Neun- und Zehnjährigen den Ausführungen von Holzmann, die es verstand, das komplexe Thema kindgerecht zu vermitteln. Immer wieder stellte Holzmann Fragen und regte so zum Mitmachen an. Die Schüler zeigten sich interessiert und stellten Fragen. So wollten sie wissen, warum die Kinderrechte auf der ganzen Welt gelten, nur nicht in den USA – darauf hatte Holzmann allerdings keine Antwort.

Eine intensive, aber
lehrreiche Unterrichtsstunde

Ansonsten war es eine intensive, aber lehrreiche Unterrichtsstunde. Holzmann stellte zunächst jedes Recht vor und erklärte es anhand von Beispielen. Beim Recht auf Gesundheit konnten sich viele Schüler äußern und erzählten, was sie und ihre Eltern tun, um fit und gesund zu bleiben. Holzmann erklärte, dass nicht alle Kinder weltweit das Recht auf Bildung nutzen können.

Beim Recht auf Freizeit stellte Holzmann anhand von Beispielen die Frage nach Kinderarbeit. Die Schüler sollten beurteilen, ob das Einkaufen für die Familie, das Zustellen von Zeitungen und das Aufräumen des eigenen Zimmers als normales Helfen gewertet werden solle oder ob es sich dabei um Kinderarbeit handle. So gelang es Holzmann, auf kindliche Weise ein ernstes Thema anzusprechen.

Ernst wurde Holzmann beim Recht auf gewaltfreie Erziehung. „Ein Kind, das mit Gewalt groß wird, sieht das als Normalität an. Da möchte ich eingreifen und zeigen, dass es nicht normal ist und dass sich das Kind Hilfe suchen kann und soll.“ Gekonnt schaffte Holzmann es, den Kindern auch dieses schwierige Thema zu erklären. Mit Hilfe von „guten und schlechten Geheimnissen“ gewann sie die Aufmerksamkeit der Schüler und sorgte für viele Meldungen. Fast jeder wollte sich äußern und brachte Beispiele für Geheimnisse.

„Ein gutes Geheimnis bereitet Freude und macht Spaß, während ein schlechtes Geheimnis Bauchschmerzen macht“, sagte Holzmann. Sensibel ging sie auf die Schüler ein und gab Ratschläge und Lösungen für all diejenigen, die Gewalt in der Familie erleben, ohne die Kinder direkt anzusprechen. Es wurde erklärt, was Kinder in einer Notlage tun sollen und wie sie sich richtig verhalten. Außerdem appellierte sie an die Schüler, die sogenannten schlechten Geheimnisse einer Vertrauensperson mitzuteilen. „Es ist kein Petzen.“ Die Kinder bekamen anschließend von Holzmann die Kinderrechte ausgeteilt.

Am Ende waren die Kinder begeistert vom Unterricht und haben viel gelernt. Am besten kamen die guten und schlechten Geheimnisse an. Die kleine Yaren will zum Beispiel „ein schlechtes Geheimnis weitersagen“. Sie weiß nämlich jetzt, dass sie „damit jemandem helfen kann“.

Schulleiterin Ute Fallgatter-Hendriks zeigte sich zufrieden mit der Informationsstunde. „Jedes Kind hat ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Wir wollen nicht wegsehen, können aber nicht alles feststellen.“ Kerstin Holzmann bringt es auf den Punkt: „Die Kinder kennen jetzt ihre Rechte und wissen, wie sie handeln sollten. Ob und wie sich ein Kind öffnet, können wir aber nicht beeinflussen.“

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