Umwelt Wuppertaler Jugendliche verbessern die CO2-Bilanz ihrer Schule

Wuppertal · Schulen aus ganz Deutschland präsentieren ihre Ideen.

 Protest der Erich-Fried-Gesamtschule vor dem Wuppertaler Rathaus.

Protest der Erich-Fried-Gesamtschule vor dem Wuppertaler Rathaus.

Foto: energiesparmeister.de

Die Schulen in Deutschland sind marode. Die Digitalisierung hängt meilenweit zurück, die Ausstattung der Klassenzimmer ist alt und die sanitären Anlagen zuweilen dermaßen versifft, dass es sogar Eltern und Schüler unlängst zu Demonstrationen getrieben hat. Laut dem aktuellen Kommunalpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beträgt der Investitionsrückstand an deutschen Schulen über 45 Milliarden Euro. Finanzielle Mittel fehlen insbesondere auch für energetische Sanierungen wie Gebäudedämmung, Heizungsmodernisierungen oder Solaranlagen. Im Rahmen des Projekts „Schools4Future“ haben Schüler aus zwölf deutschen Schulen den CO2-Fußabdruck ihrer Schulen berechnet, Maßnahmen zur Emissionsreduktion entwickelt und Klimaschutzmaßnahmen in ihren Schulen umgesetzt. Darunter auch die Erich-Fried-Gesamtschule in Ronsdorf. Projektstart war 2020. Nun stellen alle Schulen in Wuppertal ihre Ergebnisse vor.

Kommunen sehen
erhebliches Investitionsdefizit

An fast allen Schulen besteht großes Potenzial für CO2-Einsparungen: Mehr als die Hälfte der Kommunen sehen ein erhebliches Investitionsdefizit an ihren Schulen, jede sechste Kommune sogar einen gravierenden Rückstand. Die Schüler aus Ronsdorf haben ihre Schule komplett unter die Lupe genommen. Sowohl das Gebäude an sich, als auch die Themen Ernährung in der Mensa und Energie. So gab es Ideen, in den Toiletten mit Schildern zum Wassersparen zu animieren, ineffiziente Leuchtmittel zu ersetzen, Energiescouts zu ernennen, die Energiefressern auf die Spur kommen, und Lebensmittel in Bio-Qualität einzukaufen.

Viele Aspekte, die besonders viel CO2-Verbrauch einsparen würden, haben aber etwas mit der energetischen Sanierung des Gebäudes zu tun. Schülersprecherin Lina Börger führte im November im Stadtrat der Politik in einem flammenden Appell vor Augen, dass die CO2-Bilanz ihrer Schule im bundesweiten Vergleich mit vielen anderen Schulen einen traurigen Spitzenplatz einnehme. Dass die Sanierung der Schule auf die lange Bank geschoben und womöglich erst in zehn bis 20 Jahren umgesetzt werden könnte, sei nicht zu akzeptieren, wie die angehende Abiturientin klarstellte. Als Beispiele nannte sie die alte Ölheizung und die schlechte Radwegeinfrastruktur rund um die Schule. Eine weitere Möglichkeit auf die Probleme aufmerksam zu machen, bekommen Börger und ihre Mitstreiter, wenn sie ihre Ergebnisse nun vorstellen. Unter den Teilnehmern der Veranstaltung wird auch Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sein.

Die teilnehmenden Schulen am Projekt „Schools4Future“ haben bei der Berechnung Hilfe von Experten des Wuppertal Instituts und vom Büro Ö-quadrat bekommen. Um das große, in Schulen schlummernde CO2-Minderungspotenzial zu erschließen, haben sich rund um die Projektschulen breite Kooperationsgemeinschaften gebildet: Schulträger, Lehrpersonal, Schüler, Eltern, das breitere Schulumfeld und weitere Umsetzungspartner vor Ort – wie etwa lokale Unternehmen oder Energiegenossenschaften – arbeiten gemeinsam an dem Ziel, die Klima- und Umweltbilanz zu verbessern. „Das Projekt umfasst einen bunten Strauß an Themen und belegt, dass Schüler zu Klimaschutzexperten in den Bereichen erneuerbare Energien, Mobilität, Ernährung, Digitalisierung oder Beschaffung werden können“, sagt Oliver Wagner, Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik am Wuppertal Institut und Projektleiter bei Schools4Future, und ergänzt: „Das Projekt zeigt deutlich: Gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren kann man für den Klimaschutz an Schulen viel bewegen.“ Das Projekt „Schools4Future“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung gefördert.

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