Umwelt : Das Imkern erfordert viel Wissen
Zoo. Hans-Ulrich Müller berät Wuppertaler, die sich für Bienenvölker interessieren. Er sagt, Youtube-Videos helfen da nicht weiter.
In den vergangenen Jahren wurde viel über das Bienensterben berichtet. Die Auswirkungen bemerkt Imker Hans-Ulrich Müller ganz direkt: „Da rufen Leute bei mir an, die sich auf Youtube-Videos übers Imkern angeschaut und sich ein Volk gekauft haben – und dann wissen sie nicht mehr weiter.“ Prinzipiell findet der Bienen-Sachverständige das Interesse am Imkern zwar gut, betont aber: „Einen Imker-Lehrgang sollte man schon absolvieren.“
Er selbst bietet jeden Winter einen an. Dann erwerben die Teilnehmer an drei Samstagen jeweils sechs bis acht Stunden lang theoretisches Wissen über Bienen und Honig. An drei bis vier weiteren Samstagen lernen sie, was sie in der Praxis tun sollten. „Dann haben die Teilnehmer eine gewisse Grundkenntnis“, sagt Hans-Ulrich Müller. Auf Youtube hingegen würde viel Halbwissen und manchmal sogar Fehlinformationen verbreitet.
Müller hat zwölf große und acht kleine Völker. Die meisten stehen direkt neben seinem Haus oberhalb des Zoos am Waldrand. Zwischen 20 und 40 Kilogramm Honig liefert jedes Volk. Doch der Honig sei für ihn nie der Grund gewesen, Imker zu werden, betont Müller: „Mich interessieren die Bienen.“ Er liest viel über die Insekten und gehört auch zur Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker, die widerstandsfähige Bienen züchten wollen.
Begeistert erzählt der Imker vom durchorganisierten Arbeitsablauf im Bienenstock. Hier greift er gezielt ein, um die Bienen gegen die berüchtigte Varroamilbe zu stärken. So sticht er Bienenwaben an und zählt anschließend, ob das Volk diese gestörten Waben ausräumt. Je mehr dieser gestochenen Zellen ein Bienenvolk leert, desto besser ist dessen Hygiene. Gleichzeitig kann sich solch ein Volk besser gegen die Varroamilbe schützen; denn wenn die Arbeitsbienen rechtzeitig entdecken, dass eine Brutzelle von einer Varroamilbe infiziert ist, können diese durch Aufstechen der Zelle die Fortpflanzung der Milbe verhindern. Durch das Züchten von Königinnen, die diese guten Eigenschaften an ihre Nachkommen weitergeben, will Müller Bienenvölker mit varroa-sensitiver Hygiene (VSH-Bienen) schaffen.
Völker überleben den Winter nicht, der Grund ist oft unklar
Hierbei leitet er die VSH-Gruppe des Landesverbandes der NRW Buckfastimker, die es seit drei Jahren gibt. „Jetzt haben wir das erste Mal ein Volk mit 100 Prozent VSH und ein Volk mit 80 Prozent“, freut er sich. Seit einem Jahr arbeitet diese Gruppe im Projekt SMR-Selektion des Bieneninstituts Kirchhain.