Elberfeld. Gymnasiasten vermitteln Informationen per QR-Code

Elberfeld. · Jugendliche der St.-Anna-Schule brachten die Plakette am Grabstein von Johann Gregor Breuer an.

 Lorenz Imhäuser zeigt den Kalender, der im Rahmen des Projekts entstanden ist. Chiara di Bari hatte den QR-Code zur Installation mitgebracht. Lehrer Christoph Sänger (r.) freute sich über die Ergebnisse.

Lorenz Imhäuser zeigt den Kalender, der im Rahmen des Projekts entstanden ist. Chiara di Bari hatte den QR-Code zur Installation mitgebracht. Lehrer Christoph Sänger (r.) freute sich über die Ergebnisse.

Foto: Fischer, Andreas

Vordenker, aktiver Christ und nicht zuletzt Vernetzer: Dass der Elberfelder Lehrer Johann Gregor Breuer eine wichtige Figur nicht nur des rheinischen Katholizismus war, daran lässt das Gymnasium St. Anna keinen Zweifel. Der gebürtige Neusser schuf Grundlagen des Kolpingwerks und vertrat auch ein engagiertes Verständnis von Glaube und Kirche. Zu seiner Erinnerung ging die Schule jetzt neue Wege und versah Breuers Grabstein mit Informationen – per QR-Code-Plakette.

Informieren also können Interessierte sich auf dem Friedhof Hochstraße ab sofort zwar nicht etwa mit Hinweisschildern, aber übers Smartphone: Abfotografiert führt das schwarz-weiße Kästchen zu einer Internetseite mit Auskünften zu Person und Tun. Bevor es mit rund 80 Schülern vom Gymnasium aus an die Anbringung ging, gab es indes schon einiges an Information in traditioneller Form: Michael Grütering, langjähriger Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu, stellte Breuer im Mehrzweckraum der Schule vor und gab ansprechend Einblick in das Wirken eines Mannes, der für ihn weit übers Tal historisch von Bedeutung war: „Da ist einer, und der wirkt in die Breite hinein.“

Nicht nur unter den drei Religionskursen der zehnten Jahrgangsstufen mochte Breuer (1820/21-1897) nicht jedem etwas sagen. Mancher, der sich künftig am Grabstein schlau machen wird, kennt vielleicht den nach ihm benannten Breuer-Saal an der Auer Schulstraße. Wie heute plastisch zu hören, entwickelte der früh zur Halbwaise Gewordene ab seiner Zeit als Aushilfslehrer in Elberfeld Angebote für junge Menschen, die weithin Schule machten. Einen Chor an der Mädchenschule in der Grünstraße betrieb Breuer laut Grütering nur als „Fassade“; die Funktion sei eine andere gewesen.

Breuer bot den Gesellen Möglichkeiten zur Fortbildung

Die Schülerinnen lernten Handarbeiten, Nähen, Stricken; in damaligen Verhältnissen waren das für Frauen durchaus Kompetenzen von lebenspraktischer Bedeutung.

Analog nahm Breuer demnach auch die Zukunft junger Männer in den Blick – mit einem Schritt, mit dem er Geschichte schrieb: 1846 gründete er den Elberfelder Gesellenverein, und in seinem Gefolge gab es bald quer durchs Land Hunderte solcher Gründungen. Der „mangelhaften Schul- und Lebensbildung“, die Breuer bei Handwerksburschen beobachtet hatte, setzte er so ein Angebot zur Fortbildung und Erbauung entgegen. Es wurde Keimzelle des Kolpingwerks, bis heute großer katholischer Sozialverband.

Folgen gab es laut Grütering noch mehr: Durch Breuers „Chor“ wurde demnach Handarbeiten zum preußischen Schulfach. Auch in Wuppertal sei sein Wirken bis heute lebendig: „Wenn Breuer sich nicht ins Zeug gelegt hätte, gäbe es das Krankenhaus St. Joseph nicht“, ebenso mehrere Kirchengemeinden im Tal. Und auch die Tradition der Katholikentage gehe letztlich auf ihn zurück. Grundsätzlich wegweisend erschien aber vor allem eines: Dass ein Mensch wie Breuer für eine aktive Rolle des Glaubens in der Welt eintrat und neben die Verkündigung auch sozialen Einsatz stellte. Bei Klerikern, so war zu hören, machte er sich damit nicht nur Freunde.

Besagte „Vernetzung“ zielt ab auf Breuers Anliegen, dass Gesellen durch den Verein in Kontakt treten und untereinander Unterstützung finden sollten. Der derzeit beliebte Begriff fiel nicht explizit, doch zum Gesamteindruck hätte es gepasst: Nicht nur dass es wohl nicht ganz alltäglich ist, via QR-Plakette am Grab eine aktuelle Technik für Kircheninhalte zu nutzen. Auch Pfarrer Grütering gab mit seinem Vortrag ein Beispiel für eingängige Vermittlung, bei dem noch der erfahrene Prediger durchklingen mochte. In freier Rede und sonorer Stimme hätte er noch mehr zu erzählen gewusst – doch Lehrer Christoph Sänger musste freundlich eingreifen, der schulische Zeitplan gebot Eile: Der Gang zur Code-Installation stand an. Mehr Informationen finden sich künftig am Stein.

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