Grüne in Wuppertal „Uns hat der Beschluss der CDU schon überrascht“

Wuppertal · Parkstraße statt Kleine Höhe: Die Grünen wollen in Ronsdorf für die Forensik werben.

 Die CDU hat sich gegen eine Forensik auf der Kleinen Höhe entschieden.

Die CDU hat sich gegen eine Forensik auf der Kleinen Höhe entschieden.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die designierte Spitzenkandidatin der Grünen für die Wahl zum Stadtrat, Yazgülü Zeybek, und ihr Parteikollege Bürgermeister Marc Schulz sehen im Sinneswandel des Kooperationspartners CDU zur Zukunft der Kleinen Höhe ein ermutigendes Zeichen für die Entwicklung Wuppertals. Im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung erklären sie, was die Entscheidung der CDU gegen die Forensik auf der Fläche zwischen Uellendahl-Katernberg und Velbert-Neviges für die Kommunalwahl bedeuten kann. Beide Parteien treten mit dem ehemaligen Präsidenten des Wuppertal Institutes, Uwe Schneidewind, als gemeinsamem Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters an.

Herr Schulz, Frau Zeybek, wie bewerten sie die Kehrtwende der CDU in der Frage Forensik auf die Kleine Höhe?

Marc Schulz: Uns hat der Beschluss der CDU schon überrascht. Aber es gab schon auch Hinweise darauf, dass innerhalb der Fraktion und der Partei noch Beratungsbedarf bestand.

Und da haben die Grünen ein wenig geholfen.

Yazgülü Zeybek: Nein, wir hatten den Eindruck, dass die CDU in dieser Beratung unter sich bleiben wollte.

Schulz: Ich glaube, die Ortsbegehung mit der Bürgerinitiative und die mehr als 1400 Einwendungen von Bürgern waren mit entscheidend. Die CDU hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, ihre Meinung zu überdenken. Bei der SPD ist das nicht der Fall.

Aber die Entscheidung für die Forensik auf der Kleinen Höhe war vier Jahre alt. Warum hat der Sinneswandel Ihrer Meinung nach so lange gedauert?

Zeybek: Das ist für uns als Grüne natürlich schwer zu sagen. Aber ich habe den Eindruck, dass bei der CDU eine Entwicklung eingesetzt hat, mit neuen Leuten und mit neuer Offenheit.

Hat das was mit der Zusammenarbeit mit den Grünen zu tun?

Schulz: Das hat damit etwas zu tun, dass wir zum Beginn unseres Kernbündnisses vereinbart haben, wie wir zusammenarbeiten wollen. Was letztlich zu dem Kurswechsel geführt hat, muss die CDU schon selbst sagen. Was aber sichtbar ist, das ist eine neue Offenheit.

Ist die CDU jetzt grün?

Schulz: Die Frage nach dem sinnvollen Umgang mit Ressourcen ist zwar ein Kernthema der Grünen, aber längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

Zeybek: Wir können schon erkennen, dass die Kandidatur von Uwe Schneidewind dem Zusammenwirken von Wirtschaft und Ökologie in Wuppertal Schwung gibt. Er kann diese beiden Lager verbinden. Wirtschaft und Ökologie ist auch ein Thema der CDU.

Nachdem die Forensik nicht auf die Kleine Höhe kommt, will das Land an der Parkstraße bauen. Dort wollte die Stadt Gewerbe ansiedeln. Wohin jetzt damit?

Schulz: Das werden wir als nächstes mit der CDU und Uwe Schneidewind besprechen.

Zeybek: Auf jeden Fall müssen wir hier strategisch vorgehen und uns Gedanken machen.

Welche zum Beispiel?

Schulz: Der Standort für die siebte Gesamtschule ist so ein Beispiel. Wir halten die Badische Straße für geeignet, weil die Fläche dort günstig liegt im Verhältnis zum ursprünglich vorgesehenen Standort Art-Hotel. Die Spitzenstraße hingegen ist aus unserer Sicht besser für Gewerbe geeignet.

Wo wir schon von Gewerbeansiedlung reden: Was soll es denn sein?

Schulz: Also Logistikzentren von DHL und Amazon auf jeden Fall nicht.

Zeybek: Smarte Technologie ist unserer Meinung nach ein Feld, auf dem Wuppertal Erfolg haben kann. Wir haben die Universität und Automobilzulieferer - beides bildet eine gute Basis für die Entwicklung smarter Technologie. Und dann gibt es ja auch noch die Idee des Circular Valley, in dem geschlossene Wertstoffkreisläufe organisiert werden sollen.

Für Smart Technology hat Ihr Kandidat Schneidewind einmal die Fläche an der Parkstraße ins Spiel gebracht. Da kommt ja nun eine forensische Klinik hin.

Schulz: Ja, und sie schafft 150 teils hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Das heißt, dass Sie mit der Forensik dort Ihren Frieden gemacht haben.

Schulz: Das habe ich schon im Oberbürgermeister-Wahlkampf 2015 gesagt, als es um die Bebauung der Kleinen Höhe ging. Forensische Kliniken werden benötigt. Auch im Raum Wuppertal. Der therapeutische Ansatz beinhaltet heute auch die wohnortnahe Unterbringung von Tätern. Schauen Sie mal nach Dortmund-Applerbeck oder Köln-Porz. Dort gibt es forensische Kliniken, das ist überhaupt kein Problem.

Und wer von den Grünen fährt im bevorstehenden Wahlkampf nach Ronsdorf, um die Leute dort davon zu überzeugen?

Zeybek: Unsere Parteivorsitzende Claudia Schmidt wohnt in Ronsdorf und spricht sich auch für den Standort Parkstraße für die Forensik aus. Und die Grünen in Ronsdorf stehen auch dazu.

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