Wenn es am ganzen Körper juckt Wuppertaler Gesundheitsamt meldet Anstieg von Krätzefällen

Wuppertal · Die Krätze tritt vor allem in Kitas und Schulen auf. Das Wuppertaler Gesundheitsamt beobachtet in letzter Zeit einen leichten Anstieg der Krankheit.

 Krätzmilben bohren sich unter die Haut und lösen Juckreiz aus.

Krätzmilben bohren sich unter die Haut und lösen Juckreiz aus.

Foto: Daniel Naupold

Wenn die Haut juckt und schuppt, ist meist der erste Reflex, sich zu kratzen. Daher rührt auch der Name Krätze, eine Krankheit, die vermehrt dort auftritt, wo viele Menschen auf engen Raum zusammenkommen. „Das kann in einer Kita, in einer Schule aber auch in einer Justizvollzugsanstalt sein“, sagt Matthias Buntrock-Schweer, Abteilungsleiter Infektions- und Umwelthygiene beim Gesundheitsamt Wuppertal. Die Krätze, im Fachjargon Skabies oder Scabies, ist eine ansteckende Hauterkrankung, die durch Parasiten verursacht wird. „Die Krätzmilben graben sich in die obere Hornschicht der Haut und fressen das Hornmaterial“, sagt Buntrock-Schweer. Die Ausscheidungen der winzigen Tiere verursachen einen Juckreiz beziehungsweise eine allergische Reaktion.

Voraussetzung für die Übertragung ist ein längerer Hautkontakt. „Krätze wird nicht über Flächen übertragen“, sagt Buntrock-Schweer. Allerdings könnten die Milben über Leibwäsche wie Unterwäsche und Strümpfe sowie Bettwäsche übertragen werden. Kleidungsstücke mit direktem Hautkontakt sollten täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad täglich gewaschen werden. „Es sollte kein Ecoprogramm verwendet werden, weil die Programme die Temperatur nicht erreichen“, so Buntrock-Schweer. Außerhalb der Haut verhungern die Milben und sterben ab. Polster oder Kuscheltiere kann man von Milben befreien, indem man die Teile vier Tage in einem Plastiksack verschließt.

Der Hautarzt muss die Diagnose stellen

Um die Krätze am Körper festzustellen, sei eine vernünftige Diagnose nötig. „Am besten vom Hautarzt“, sagt Buntrock-Schweer. Die allergische Reaktion trete nicht immer an der Stelle auf, an der jemand von Krätzmilben befallen ist. „Die muss man suchen, am besten mit einem Mikroskop“, so Buntrock-Schweer. Mit einer Lupe sei es manchmal auch möglich, die Krätzmilben selbst zu entdecken. Wenn die Diagnose Krätze bestätigt wurde, wird meist eine Milben toxische Creme verschrieben, die auf die Haut aufgetragen wird. Bereits nach der ersten Anwendung darf ein Kind wieder die Kita oder Schule besuchen, so Buntrock-Schweer.

Dass sich die Krankheit häufig wieder auftrete, kann er sich nur mit Anwendungsfehlern erklären. „Die Hinterohrfalte ist ein kritischer Bereich. Wenn sie nicht behandelt wird, ist einen Wiederbefall möglich“, sagt der Dipl.-Ing. für Umwelt- und Hygienetechnik. In Fällen, in denen die Krankheit trotz der Creme nicht abklingt, empfiehlt das Robert-Koch-Institut ein Präparat zur oralen Einnahme. „Das Auftragen der Salbe ist aber deutlich schonender und zielgerichteter“, so Buntrock-Schweer.

Krätze ist meldepflichtig, damit das Gesundheitsamt eingreifen kann. „Wir beraten Kitas und Schulen, was zu tun ist, wenn die Krankheit auftritt. Manchmal müssen wir zwangsweise eine Einrichtung schließen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern“, sagt der Experte für Infektions- und Umwelthygiene.

Michael Neumann, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen, kann nicht sagen, wie viele Kinder pro Jahr von Scabies betroffen sind. „Einerseits ist die Krankheit ganz normal, andererseits kommt sie relativ selten vor“, so Neumann. Matthias Buntrock-Schweer beobachtet einen Anstieg der Fallzahlen. Die Ursache dafür kann er nicht ausmachen: „Entweder gibt es mehr Eltern, die die Krankheit melden oder es gibt tatsächlich einen Anstieg.“

Dabei ist es nicht selbstverständlich, über Krätze zu sprechen. Keine der betroffenen Einrichtungen wollte sich zum Thema äußern. „Scabies haftet wie den Kopfläusen eine asoziale Klassifizierung an“, sagt Matthias Buntrock-Schweer. Es werde davon ausgegangen, dass es sich bei den Erkrankten um Menschen handle, die ihre Hautoberfläche nicht ausreichend reinigen. „Das trifft aber nicht zu.“ Krätze kann also jeder bekommen; eine Prophylaxe gibt es nicht. Nur eine Empfehlung hat der Experte vom Gesundheitsamt: „Sport-T-Shirts, die Stunden zuvor noch getragen wurden, sollte man nicht tauschen.“

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