Ehrenamt Wuppertaler Friseure legen eine Extraschicht für Hochwasser-Opfer ein

Wuppertal · Auf Initiative der „Helfenden Hand“ Wuppertal gab es für Menschen aus der Kohlfurth und dem Morsbachtal, die von der Flut im Juli betroffen sind, kostenlos eine neue Frisur.

 Heike von Hartwich, Initiatorin von „Helfende Hand“ (l.) und Friseur Markus Droste kümmern sich um Silvia Wucherpfennigs Frisur.

Heike von Hartwich, Initiatorin von „Helfende Hand“ (l.) und Friseur Markus Droste kümmern sich um Silvia Wucherpfennigs Frisur.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Eigentlich ist das Elberfelder Friseurgeschäft Droste am Samstagnachmittag geschlossen. Am vergangenen Wochenende legten Markus Droste und seine Mitarbeiterinnen jedoch eine Extraschicht ein – und das für einen guten Zweck. Zugunsten der Aktion „Helfende Hand“, die sich um Flutopfer kümmert, nahm sich das Friseurteam Zeit für zehn Besucher aus der Kohlfurth und dem Morsbachtal. Ob Schneiden, Färben oder Strähnchen machen – jeder Wunsch wurde kostenlos erfüllt.

Alle, die das Gratis-Angebot wahrnahmen, wurden von der Initiatorin von „Helfende Hand“, Heike Hartwich, begrüßt. „In den letzten Monaten hat sich in den betroffenen Gebieten alles um die Beseitigung der Hochwasserschäden gedreht. Und als letztes habt ihr an euch gedacht“, sagte Hartwich zu ihren Gästen. Umso wichtiger sei es nun, nach so viel Arbeit und Stress, etwas fürs eigene „Wohlgefühl“ zu tun. Und damit sich alle rundum wohl fühlen konnten, gab es vor dem Haareschneiden ein Gläschen Sekt und – gespendet von einem Partyservice aus Cronenberg – ein kaltes Büffet.

Zum Extratermin brachten Axel Armborst und Heidi Kunkel-Armborst ein kleines Gastgeschenk mit. Das Ehepaar aus dem Morsbachtal kennt Hartwich erst seit dem Start der „Helfenden Hand“ im August – und doch sprachen die drei so vertraut miteinander wie alte Bekannte. Auch mit anderen Fluthelfern hätten sich Freundschaften entwickelt, sagte Kunkel-Armborst. „Die opfern ihre Zeit“, ergänzte ihr Mann. „Und die Organisation ist super.“

Hilfe können die beiden weiterhin gebrauchen. Während sie beim Friseur saßen, legte eine Gruppe der „Helfenden Hand“ den Garagenvorplatz von Wildschütz Aue neu an – der von Armborst betriebenen Gaststätte, die er diesen Sommer nach langer Corona-Pause wieder öffnen wollte. Die Flut machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Bis heute laufen in den Kellern die Bautrockner

In der Nacht auf den 15. Juli stieg das Wasser unaufhaltsam die Treppe zur Kneipe hinauf. Am schlimmsten aber erwischte es den Keller der Armborsts. „Es hat Wochen gedauert“, so Kunkel-Armborst, „bis das ganze Wasser raus war. Danach mussten wir uns um den Schlamm kümmern.“ Sämtliche Geräte und Öltanks mussten ebenfalls raus. Bis heute laufen in den Kellerräumen die Bau­trockner. Und welche Schäden die Versicherung übernimmt, ist noch nicht geklärt.

Die Mieter in seinem Haus hätten noch ganz andere Verluste zu beklagen, berichtete Armborst. Fotoalben und andere persönliche Gegenstände, die im Keller lagerten, seien „alle nicht mehr zu retten“ gewesen. Die Gartenhäuser und Swimmingpools seiner Nachbarn hätten die Fluten von Rheinbach und Morsbach einfach „weggeschwemmt“.

Seine Frau sprach von der psychischen Belastung, die wohl auch viele andere Betroffene kennen: „Tagsüber ist es in Ordnung. Aber wenn du zur Ruhe kommst und anfängst, darüber nachzudenken – das kann bis in den Schlaf und die Träume hineingehen.“

„Ein offenes Ohr haben für Leute, die Probleme haben“ – diesen umfassenden Ansatz vertritt Heike Hartwich. Dabei ging es bei ihrem ersten Online-Aufruf unter dem Namen „Helfende Hand“ nur um Sachspenden für Flutopfer. Doch sie habe schnell eingesehen, dass „man nicht nur Möbel vermitteln kann, wo noch keine Häuser wieder vorhanden sind.“

Am Ende der „Wohlfühl-Aktion“ blickte man jedenfalls in entspannte Gesichter. Heidi Kunkel-Armborst strich lächelnd über ihre neue Frisur und ihr Mann kommentierte: „Ich fühle mich gut.“ Gut kam denn auch die Idee an, für das unentgeltlich arbeitende Friseurteam eine Dose für Trinkgelder aufzustellen. „Da haben mich schon einige gefragt“, so Hartwich.

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