Forschung Wuppertaler Firmen beteiligen sich an Suche nach Corona-Impfstoff

Wuppertal · Bayer und AiCuris testen bereits bekannte Wirkstoffe gegen andere Krankheiten auf ihre Eigenschaften in Bezug auf Covid-19. Die Entwicklung eines Impfstoffs ist kompliziert und langwierig.

 Die Entwicklung von Impfstoffen wurde in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Trotzdem gibt es einzelne Test-Stufen, die nicht übersprungen werden dürfen.

Die Entwicklung von Impfstoffen wurde in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Trotzdem gibt es einzelne Test-Stufen, die nicht übersprungen werden dürfen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Virus SARS-CoV-2 bestimmt das Leben der Menschen in Deutschland. Viele mussten bisher ihre Geschäfte schließen oder im Home Office arbeiten. Alte und kranke Menschen müssen besonders geschützt werden und in Alten- und Pflegeheimen in NRW herrschte bislang Besuchsverbot. Ein Impfstoff, der gegen das Coronavirus schützt oder ein Medikament, das gegen die Erkrankung hilft, wäre die Voraussetzung, um zu einem normalen Leben zurückzukehren. Gegen SARS-CoV-2 sind nach Angaben des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen innerhalb kurzer Zeit mindestens 121 Impfstoffprojekte angelaufen.

Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass es 2021 einen Impfstoff geben wird. Das liegt daran, dass ein Wirkstoff bis zur Zulassung verschiedene Stufen durchläuft: Analyse des Virus, Design eines Impfstoffes, Erprobung an Tieren, Erprobung an Freiwilligen, Zulassungsverfahren und die Massenproduktion. „Das sind verschiedene Stufen, von denen keine ausgelassen werden darf“, sagt Dr. Rolf Hömke vom Verband forschender Pharma-Unternehmen (VFA). Die meisten Impfstoffe befinden sich im Stadium der Tiererprobung. Zehn werden derzeit an Menschen erprobt.

Die Entwicklung eines Impfstoffes sei bereits schon stark verkürzt worden, so Hömke. Früher habe es 15 bis 20 Jahre gedauert, um einen Impfstoff zu entwickeln. „Wenn jetzt von 12 bis 18 Monaten gesprochen wird, ist das revolutionär schnell“, sagt er. Möglich ist das, weil in den vergangenen Jahren viel Vorarbeit geleistet wurde, weil man erkannt habe, dass man sich für den Fall einer Pandemie rüsten muss. Es wurde ein Prototyp-Virus entwickelt, der an das jeweilige Virus angepasst werden kann. Zudem greifen einige Firmen auf bereits entwickelte Impfstoffe zurück wie Impfstoffe gegen das Mers- oder das SARS-Virus. Deshalb sei es möglich gewesen, innerhalb von zwei Monaten nach Aufkommen des Virus SARS-CoV-2 Impfstoffe zu designen.

Bei der Organisation wird gerade sehr effektiv gearbeitet

Auf organisatorischer Basis werden Zeiträume verkürzt, weil einzelne Etappen vorbereitet werden, während eine andere Etappe noch läuft. „Das ist bestmöglich organisiert, weil die Behörden permanent dabei sind“, sagt Hömke. Geforscht wird an drei verschiedenen Impfstoffen: Totimpfstoffen, Lebendimpfstoffen und genbasierten Impfstoffen. Ein Impfstoff, die mit einem genbasierten Impfstoff hergestellt wurde, ist noch nicht zugelassen worden. Ziel ist es, möglichst viele Impfstoffe zu finden, die eine Zulassung erhalten, um große Mengen herstellen zu können. „Eine einzelne Firma würde es nicht schaffen, den Impfstoff für die ganze Welt herzustellen“, sagt Hömke.

Neben Impfstoffen wird nach Medikamenten gesucht, die gegen das Coronavirus helfen könnten. „Die klinischen Studien, die angefangen haben, laufen mit Medikamenten, die schon da waren“, sagt Dr. Holger Zimmermann, wissenschaftlicher Geschäftsführer von AiCuris. Dabei schaue man, ob ein Medikament, das zum Beispiel gegen Ebola wirkt, auch gegen Corona wirken könnte. Das habe den Riesenvorteil, dass die Substanzen schon entwickelt und durch klinische Studien am Menschen gelaufen sind und man nur noch testen muss, ob sie bei Covis-19-Patienten wirken. Das sei der schnellste Ansatz, so Zimmermann. AiCuris testet jetzt Substanzen, die schon in der klinischen Entwicklung sind, auf Wirksamkeit gegen das Coronavirus.

Ähnlich wie bei der Entwicklung eines Impfstoffes muss ein Medikament ähnliche Stufen durchlaufen, bis es zugelassen wird. Bei der Entwicklung eines neuen Medikamentes müsse man mit einem Prozess rechnen, der zehn Jahre oder mehr dauert, sagt Zimmermann. Die Tests seien notwendig: „Man möchte immer ein hochspezifisches, hochwirksames Medikament haben, das aber gleichzeitig auch sehr sicher ist“, sagt er. Deshalb seien die einzelnen Phasen bis zur Zulassung unentbehrlich.

In ganz Deutschland arbeiten zahlreiche Pharmafirmen daran, Mittel gegen das Coronavirus zu finden. „Als die Epidemie kam, war in ganz vielen Unternehmen klar, das wird etwas Großes: lass uns anfangen“, sagt Dr. Rolf Hömke. Deshalb wird jetzt auf vielen verschiedenen Wegen geforscht, wie das Virus bekämpft werden kann. Welches Mittel am Ende zum Ziel führt, bleibt abzuwarten.

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