Engelsjahr 2020 Auf den Spuren der Familie Engels

3,5 Millionen Euro investiert die Stadt ins Engelshaus. Eröffnung ist am 28. November 2020, dem 200. Geburtstag des Philosophen.

 Dezernent Matthias Nocke, Lars Bluma, Leiter des Historisches Zentrums, und Projektleiterin und Architektin Stefanie Hentrich besichtigen den Salon im ersten Obergeschoss.

Dezernent Matthias Nocke, Lars Bluma, Leiter des Historisches Zentrums, und Projektleiterin und Architektin Stefanie Hentrich besichtigen den Salon im ersten Obergeschoss.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Am 28. November 2020 jährt sich der Geburtstag von Friedrich Engels zum 200. Mal. An diesem Tag will die Stadt das Engels-Haus, das 1775 von den Großeltern des Philosophen erbaut wurde, mit historischen Räumen und einer Dauerausstellung neu präsentieren. Rund 3,5 Millionen Euro lässt sich die Stadt Wuppertal das „Geburtstagsgeschenk“ kosten. Der Besuch des sanierten Gebäudes soll für die Wuppertaler und die Besucher der Stadt zu einem der Höhepunkte im Engelsjahr werden. Mit einem vielfältigen Programm wird vom 15. Februar 2020 bis zum 20. Februar 2021 der runde Geburtstag gefeiert.

Bei dem Engelshaus handelt es sich nicht um das Geburtshaus des großen Sohnes der Stadt, denn das hat die Zeiten nicht überdauert. Der kleine Friedrich hatte es aber nicht weit bis zum Haus seiner Großeltern am anderen Ende des heutigen Engelsgartens. „Es gibt zwar keine gesicherten Quellen, aber man kann davon ausgehen, dass Friedrich Engels seine Großeltern öfter dort besucht hat“, sagt Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums.

Viele Jahre tat sich die Stadt Wuppertal mit dem Erbe von Friedrich Engels schwer. Das könnte ein Grund sein, warum es das Gebäude erst 1992 in die Denkmalliste schaffte. Das Haus hat für die Denkmalschützer nicht nur einen großen Wert, weil hier ein Mann aufwuchs, der mit seinen Theorien die Welt veränderte, sondern weil es sich um ein typisches Beispiel für ein großbürgerliches Fachwerkwohnhaus des bergischen Spätbarocks handelt.

„Wir werden in der geplanten Dauerausstellung mit modernen Mitteln das Leben und Werk von Friedrich Engels präsentieren, aber das Engelshaus selbst ist ein museales Exponat“, sagt Lars Bluma. In den vergangenen Monaten wurde das Fachwerk restauriert und in der ursprünglichen „altdeutschen Deckung“ neu verschiefert. „Die Fassade war der schwierigste Teil des Projektes“, sagt Bauleiterin Stefanie Hentrich. Vor bösen Überraschungen blieb das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal (GMW) bei den Außenarbeiten verschont, denn Dach und Fassade verfügen über eine gute Substanz.

Bestandsaufnahme der Denkmalschützer dauerte ein Jahr

Ein Jahr dauerte allein die Bestandsaufnahme der historischen Bausubstanz. Dabei wurde festgestellt, dass es um das Jahr 1800 einen großen Umbau gegeben haben muss, den sich die Fabrikantenfamilie Engels, deren Firma im Barmer Bruch Garn herstellte, dank guter Geschäfte leisten konnte.

Stefanie Hentrich wies bei einer Baustellenbegehung auf Wandbemalungen und Tapeten hin, die zeigen, wie das Haus verändert wurde. Außerdem wurden kleinere Zimmer im Erdgeschoss in repräsentativere Räume umgewandelt, indem man die Zwischenwand entfernte.

„In enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde mussten wir zunächst einmal festlegen was wir später überhaupt zeigen wollten“, sagt Hans-Uwe Flunkert, Betriebsleiter des GMW.

Die Besucher sollen sowohl einen Eindruck vom ursprünglichen Zustand der Räume im Jahr 1775 als auch von der schmuckreichen Version ab dem Jahr 1800 erhalten. Das Musikzimmer im Erdgeschoss sowie der Salon im ersten Obergeschoss sollen den Zeitgeist wiedergeben, während die übrigen Räume in diesen beiden Etagen für die Multi-Media-Ausstellung über Engels genutzt werden.

„Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, dass sich das Haus pünktlich zum Jubiläum den Besuchern aus aller Welt in neuem Glanz präsentiert“, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke. Die Öffnung des Engelshauses wird aufgrund der im Brandschutz geforderten beiden Flucht-Ausgänge nur möglich sein, wenn bis dahin der Verbindungsbau zur Kannegießerschen Fabrik und dem Museum für Frühindustriealisierung mit Aufzug und Treppe zumindest als Durchgang nutzbar ist. Im Sommer 2021 soll das Historische Zentrum dann komplett fertig gestellt sein.

Der Verbindungsbau soll als „Ankerpunkt China NRW“ zehn Millionen Euro kosten. Daran beteiligt sich das Land NRW mit 4,7 Millionen Euro. Aufgrund steigender Baukosten wird der Neubau, wo größere Empfänge stattfinden können, in einer abgespeckten Version gebaut. Der Keller des Engelshauses, früher Treffpunkt prominenter Gäste der Stadt, wird nicht mehr als „Partykeller“ zur Verwendung stehen. Für das Kellergewölbe wird über eine neue Nutzung nachgedacht.

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