Wuppertaler Designer kritisieren Schenkung an die Verwaltung

In einem offenen Brief äußern mehr als 50 Designer Kritik an der kostenlosen Übergabe des neuen Corporate Designs an die Stadt.

Wuppertal. Das neue Corporate Design der Stadt sorgt für Ärger — vor allem, weil die Stadt für den einheitlichen Auftritt in Briefen, Prospekten und Plakaten nichts bezahlt hat. Jetzt wenden sich die Wuppertaler Designer in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Peter Jung: Darin stellen sie klar, dass sie ein Corporate Design für die Stadt Wuppertal begrüßen, kritisieren aber die Schenkung und die Intransparenz bei Ausschreibungen.

Wie berichtet, hat die Agentur Illigen Wolf Partner das Corporate Design für die Stadt erstellt und es ihr geschenkt. Das Geschenk umfasst unter anderem einen mehr als 100 Seiten starken Leitfaden, der als Vorlage für alle Kommunikation, die von der Stadt ausgeht, dienen soll. Genau darin liegt nach Ansicht der Verwaltung der Vorteil eines Corporate Designs: Nicht nur bei Knöllchen erkennen die Bürger, dass sie es mit der Stadt zu tun haben, sondern auch bei schönen Veranstaltungen im Zoo, LCB oder Opernhaus.

Dem stimmen auch die Wuppertaler Designer zu, die in ihrem offenen Brief schreiben, dass das Design eine „wichtige Lücke schließt“. Dann folgt das Aber: Zum einen sei der Zeitpunkt der Schenkung ungünstig gewählt. Kritisiert wird „die zeitlich und inhaltlich sehr ungeschickten Meldungen über ein mittelgroßes Budget für die Entwicklung einer Stadtidentität“, die dazu noch an eine Düsseldorfer Agentur vergeben worden sei (siehe Kasten). Dabei werfen die Wuppertaler Designer der Stadt bei Ausschreibungen dieser Art mangelnde Transparenz vor.

Zudem werde „der Wert von Kreativ- und Designleistungen grundsätzlich infrage gestellt“. Nach vorsichtiger Schätzung von Dirk Büchsenschütz, dem Initiator des gemeinsamen Briefes, kostet die Analyse, Konzeption und Gestaltung eines Corporate Designs in diesem Umfang etwa 10.000 bis 50.000 Euro.

Jens Albrecht von der Designagentur Bürger Albrecht Partner, die seit 1995 an der Luisenstraße ansässig ist, erklärt die Kritik: „Wir beschäftigen sechs Mitarbeiter, die wir bezahlen müssen. Es ist kein gutes Signal, wenn die Arbeit verschenkt wird, mit der wir Geld verdienen müssen.“

Dirk Büchsenschütz gibt sich im Gespräch mit der WZ mühe, keine Feindseligkeit aufkommen zu lassen: „Wir haben uns auch an Illigen Wolf Partner gewandt und werden demnächst einen Termin für ein gemeinsames Gespräch vereinbaren. Wir wollen den offenen Dialog.“

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