Zentrum. Bürger kämpfen um Innenstadt-Bäume

Wuppertal · Thomas Pusinelli hat einen Bürgerantrag eingebracht, der den Erhalt der Platanen am Wupperpark Ost zum Ziel hat. Stadt hält an Plänen fest.

 Thomas Pusinelli (vorne rechts) setzt sich gemeinsam mit anderen Bürgern für die Platanen ein.

Thomas Pusinelli (vorne rechts) setzt sich gemeinsam mit anderen Bürgern für die Platanen ein.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Eigentlich sagt Thomas Pusinelli, Inhaber des Fachgeschäftes für Schmuck und Accessoires „Lichtblick“ in den City-Arkaden, von sich: „Ich bin ein Einzelkämpfer“. Doch sein Bürgerantrag, in dem er sich für den Erhalt der alten Bäume am zukünftigen Wupperpark Ost einsetzt, hat schon nach wenigen Tagen im Internet etwa 1000 Anhänger, unter denen sich die Fotografin Claudia Otte mit Elan einsetzt, weitere Abholzungen von alten Bäumen in der Stadt zu verhindern.

„Die Platanen am zukünftigen Wupperpark Ost müssen unbedingt erhalten bleiben“, so Claudia Otte. Sie weiß aber: „Zwei der Bäume sind in kürzester Zeit ohne Blätter oder sehen krank aus. Wir vermuten ganz stark, dass die Wurzeln dieser beiden Bäume mutwillig zerstört wurden“, fährt Otte starkes Geschütz auf.

Thomas Pusinelli weist darauf hin, dass in der City, etwa auf dem Wall wegen des Busverkehrs während des Döppersberg-Umbaus oder zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Wuppertal Institut zahlreiche alte Bäume gefällt wurden. „Nun sollen auch die letzten Bäume im geplanten Wupperpark Ost daran glauben“, so Pusinelli, der der Stadt Scheinheiligkeit vorwirft, wenn sie die schon getätigten oder geplanten Neuanpflanzungen ins Feld führt. „Die kleinen, kümmerlichen Bäumchen sind der derzeitigen Dürre gar nicht gewachsen und ökologisch völlig wertlos. Sie können, was die Umwandlung von CO2 in Sauerstoff und die Kühlung der Umgebung durch Wasserverdunstung angeht, den alten Bäumen buchstäblich nicht das Wasser reichen“, stellt Pusinelli fest und führt auch die Luftverschmutzung der Innenstädte und deshalb drohenden Fahrverboten an. „Gerade bei Stickoxyden und Feinstaub sind alte Laubbäume unersetzlich.“

Claudia Otte nennt die Neuanpflanzungen karikierend „Zahnstocher“, die man nicht als Bäume bezeichnen könne. „Schmal und pflegeleicht, möglichst Gewächse, die kein Laub abwerfen“, zeigt sich die engagierte Naturschützerin erbost und plädiert dafür, den alten Baumbestand in der Innenstadt unbedingt nicht weiter auszudünnen.

Bäume sollen unter
„Platanen-Krebs“ leiden

Der Bürgerantrag von Thomas Pusinelli ist an die Baubegleitkommission Döppersberg zurückverwiesen worden. Die hatte sich vorher nach Expertenberichten aus der Verwaltung entschieden, den größten Teil der Bäume zu fällen. Die Experten des Ressorts „Grünflächen und Forsten“ hatten den Verdacht auf den hierzulande noch nicht aufgetretenen „Platanen-Krebs“ diagnostiziert und Zweifel geäußert, dass die alten Bäume und ihr Wurzelwerk die Bauarbeiten und Erdbewegungen unbeschadet überstehen. Zweifel, die angesichts des traurigen Bildes, das die Bäume derzeit abgeben, mehr als berechtigt sind.

Klaus Jürgen Reese (SPD), der Vorsitzende der Baubegleitkommission, ist, was den Erhalt des Baumbestandes angeht, mehr als skeptisch und räumt dem Überleben der altehrwürdigen Baumriesen wenig Chancen ein.

„Was den Gesundheitszustand der alten Bäume angeht, haben wir keinen Grund, an den Expertisen des Ressorts Grünflächen und Forsten zu zweifeln“, so Reese, der viel Verständnis für die Initiativen der Baumschützer aufbringt und hofft, dass so viele Laubbäume wie möglich stehen bleiben können. „Aber, es wäre fatal, wenn wir die offensichtlich stark angegriffenen Bäume erhalten würden und sie dann doch noch eingehen.“ Eine Neuplanung, bei denen die Bäume erhalten blieben, schlüge mit mindestens 500 000 Euro zu Buche, und die Fertigstellung des Wupperparks Ost würde sich um ein Jahr, also bis 2021, verzögern.

Die Baubegleitkommission, die über den Erhalt der Bäume entscheidet, tagt am 3. September. Anderthalb Monate Zeit der vagen Hoffnung für Thomas Pusinelli und die 1000 Unterstützer seiner Online-Petition.

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