Demonstration Wuppertaler bilden Lichterkette gegen geplante Forensik

Wuppertal · Mehr als 700 Menschen kamen - mit leuchtenden Regenschirmen und Mützen - um gegen die geplante Forensik in Wuppertal zu demonstrieren. Eine Bürgerinitiative hatte aufgerufen.

 Die Teilnehmer bildeten eine leuchtende Menschenkette rund um das umstrittene Gebiet.

Die Teilnehmer bildeten eine leuchtende Menschenkette rund um das umstrittene Gebiet.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Leuchtende Regenschirme und Mützen, Taschenlampen und Traktoren säumten die Fläche, die nach Willen von Teilen der Stadtpolitik durch eine neue Forensik bebaut werden soll. Gisela Krischnak und ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative (BI) Kleine Höhe stehen schon lange vor Beginn der geplanten Fotoaktion auf dem durchnässten Wegen und weisen den Weg. Die Frage „Wo sollen wir uns hinstellen?“ werden sie an diesem Abend öfter beantworten. Mit heißem Punsch halten sie die Demonstranten bei Laune. Geplant hatte die BI einen Drohnenflug, der das Lichtermeer rund um die Fläche einfangen sollte. Dicht an dicht standen pünktlich um 18 Uhr alle paar Meter die Gegner der Bebauung, teilweise in Zweierreihen.

Stück für Stück verschwindet die Ackerfläche, klagt der Landwirt

Auch Nebenerwerbslandwirt Peter Schmal ist mitsamt Traktor gekommen: „Da kommen Leute raus, die hätten doch was besseres zu tun an einem Sonntagabend.“ Dem Landwirt, der das Stroh von den Feldern an der Kleinen Höhe für die Viehaufzucht nutzt, geht es bei der Bebauung ums Prinzip: „Wir haben immer weniger Fläche, sollen aber immer ökologischer werden.“

Die sechs Hektar, die die Forensik benötigte, wären „nicht der große Einschnitt“, erklärt er. Sorge bereite ihm, dass Stück für Stück Ackerfläche verschwinde und zeigt von seinem Trecker über das Tal in Richtung Rosenhügel. „Da hat es auch mit ein paar Häusern angefangen, und jetzt stehen dort vier- bis fünfgeschossige Häuser.“

Aktueller Hintergrund der Demonstration ist eine Beschlussvorlage der Stadtratsfraktionen von SPD und FDP für den 25. Februar. Eigentlich hätte der Antrag schon am 17. Dezember behandelt werden sollen, wurde aber vertagt. Nach der Vorstellung der Antragssteller soll die Forensik auf der Kleinen Höhe entstehen.

Gleichzeitig fordert der Antrag, dass die Stadt eine Änderung des Regionalplans, der von der Regionalplanungsbehörde der Bezirksregierung Düsseldorf erstellt wird, beantragt, so dass neben der Forensik keine Bebauung der Kleinen Höhe erfolgt und als landwirtschaftliche Nutzfläche erhalten bleibt.

Nicht überzeugend findet diesen Plan Arndt Paehler-Kläser von der Bürgerinitiative Kleine Höhe. „Es findet nie ein Flächenvergleich statt, sondern es wird immer reflexartig auf die Kleine Höhe verwiesen“, so Paehler-Kläser. Zudem glaubt die BI nicht daran, dass es bei der einzelnen Bebauung der Kleinen Höhe bleibe. Die BI fordert indessen, dass die Forensik auf dem Gelände an der Parkstraße gebaut werden solle.

Dieser Planung widerspricht allerdings ein jüngst in der Bezirksvertretung (BV) Ronsdorf beschlossener Antrag, der die Fläche als Gewerbegebiet ausweisen will. Knackpunkt hier: Das Gelände an der Parkstraße gehört dem Land, der Beschluss der BV ist zudem nur eine Empfehlung. Entschieden wird über diesen Antrag am 14. Februar im Stadtentwicklungsausschuss. Das Land wiederum will das Grundstück nur als Gewerbegebiet abtreten, wenn der Bau der Forensik auf der Kleinen Höhe gesichert ist. Dies erklärte der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Uwe Dönisch-Seidel im September in einem Brief an den Oberbürgermeister.

Grundsätzlich enttäuscht zeigt sich Paehler-Kläser von der städtischen Politik: „Über Jahre werden da Planungskosten reingesteckt. Das ist der Wahnsinn, den wir da sehen.“ Der Erhalt der Fläche sei laut BI vor allem aus ökologischer Sicht sinnvoll: Artenschutz und die Tatsache, dass die Fläche Teil der letzten durchgängigen Freiluftschneise von Rheinland bis Ruhrgebiet ist, führen die Initiatoren ins Feld.

Paehler-Kläser ist indes sicher, dass die BI das Vorhaben noch verhindern kann. „Wir werden klagen und das verzögern.“ Das Kalkül: Verlängert sich der Suchprozess noch weiter, könnte das Land nach Ansicht der Bürgerinitiative schon bald eine Entscheidung treffen. Ein Grundstück in Landesbesitz an der Parkstraße stünde bereit.

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