Literatur : Lieselotte Bhatia erzählt von ihrer Spurensuche
Wuppertal Die Wuppertalerin schreibt in ihrem Buch von dem bunten Indien und dem schweren Los der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg.
Faszinierende Einblicke aus Indien, aber auch vom schweren Los der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg bietet Lieselotte Bhatia in ihrem Buch „Meine Spurensuche“, das sie im kleinen Verlag De Noantri von Stephan Stracke herausgebracht hat.
Eigentlich vereint sie auf den 376 Seiten drei verschiedene Bücher: Erst erzählt die Wuppertalerin auf 197 Seiten in bildreicher Sprache, wie sie als junge Frau ihrem indischen Ehemann nach Indien gefolgt ist und später mit ihm nach Saudi-Arabien zog. Dann spürt sie der NS-Vergangenheit ihres Vaters nach und deckt auf, dass auch Kripobeamten an der Erschießung von Zwangsarbeitern im Burgholz beteiligt waren. Den Abschluss bilden Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter, in denen diese ihre Lebensumstände in Wuppertal schildern.
Große Gegensätze,
ungewohnte Traditionen
Lilo Bhatia lässt schnell die bunte und laute Welt Indiens vor den Augen des Lesers erstehen – mit vielfältigen Früchten, großen Gegensätzen und ungewohnten Traditionen. So bekommt sie am Anfang von allen Besuchern Geld als Hochzeitspräsent geschenkt, das sie jedoch erst nach mehrmaliger Ablehnung annehmen darf. Oder sie muss von einer Verwandten erst einmal lernen, mit dem fünf Meter langen gewickelten Sari die in den Boden eingelassenen Toiletten unfallfrei zu benutzen. Auch das Fahren hinten auf dem Motorrad im Damensitz gleicht für sie anfangs einer Gymnastikübung.
Das andere Klima erwähnt Lilo Bhatia eher am Rande, die glühende Hitze, die mittags über der Stadt liegt. Und sie schildert einen Sandsturm, den die Familie bei geschlossenen Fensterläden in der Wohnung im Dunkeln verbringt, während die Kakerlaken aus allen Ecken kriechen und von Geckos verspeist werden. Anschließend müssen alle den eingedrungenen Sand entfernen.
Ein großes Ärgernis ist dem jungen Paar, dass seine Pläne für eine eigene Existenz in Indien durchkreuzt werden. Aus Deutschland hatten sie eine Luxuslimousine nach Indien verschifft, die sie dort verkaufen und von dem Geld einen Druckereimaschinenhandel eröffnen wollten. Ständig wechselnde Regelungen und mangelnde Beziehungen zu Entscheidungsträgern machen ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung.