Deutsch-Französische Kita Zwei Sprachen, zwei Kulturen, eine Gemeinschaft

Wuppertal · Im Deutsch-Französischen Kindergarten kommt geballte kulturelle Vielfalt zusammen. Das Miteinander unterliegt einem klaren Konzept.

 Stefanie Althaus ist im Vorstand des Deutsch-Französischen Kindergartens.

Stefanie Althaus ist im Vorstand des Deutsch-Französischen Kindergartens.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Eine kleine Welt, in der noch alles in Ordnung zu sein scheint. Eine Welt, wie man sie sich auch für die Großen wünschen würde, ohne Vorurteile und Rassismus, ohne Schubladendenken. Eine Welt, in der Franzosen neben Afrikanern sitzen, Türken mit Chinesen an einem Tisch essen und Sprachbarrieren keine Rolle spielen. In diese Welt taucht man ein, wenn man den Deutsch-Französischen Kindergarten an dem neuen Gebäude an der Jägerhofstraße betritt.

Wobei der Name täuschen kann, denn nicht nur deutsche und französische Kinder sind hier untergebracht, sondern auch sämtliche andere Nationalitäten - sowohl bei den Kindern als auch bei den Erziehern. Dieser Kindergarten lebt von Vielfalt, von Zusammenhalt und von buntem Zusammenleben. Widergespiegelt auch in den vier Gruppen, die nach den Farben blau, rot, grün und gelb benannt worden und in denen Kinder der Altersklassen zwei bis sechs untergebracht sind.

„Wir sind bunt“, erklärt Vorstandsmitglied Steffi Althaus. Es wird klar, wie wichtig das Konzept des Kulturellen und Interkulturellen in diesem Kindergarten ist. Kreativität, Partizipation, Selbstbildung, interkulturelles Lernen und kulturelle Bildung sind hier die Stichworte, die sie nennt. Ihnen sei wichtig, die Kinder schon früh zu einem offenen Menschen zu erziehen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, um allen Kulturen gegenüber vorurteilsfrei begegnen zu können.

Dabei werde viel mit Sprache gearbeitet, vor allem natürlich mit französischer und deutscher. Pro Gruppe gibt es jeweils eine deutsche und eine französische Erzieherin, die Morgenkreise werden in beiden Sprachen abgehalten und alle Mitteilungen, die im Gebäude aushängen beziehungsweise auf der Webseite stehen, werden übersetzt. Auch werden frank­ophone Kinder, also solche, in deren Familien französisch die Muttersprache ist, bei der Aufnahme bevorzugt. Insgesamt 60 Kinder werden aktuell in dem Kindergarten betreut, etwa die Hälfte davon sind frankophon, schätzt Althaus.

Elterninitiative erfordert
viel Zeit und Engagement

Doch nicht nur das Zweisprachige ist besonders an diesem Kindergarten, der übrigens einzigartig ist in Wuppertal. Auch das Gelände, das sich unmittelbar neben der Station Natur und Umwelt mitten im Grünen befindet, ist es. Vom Johannistal sind die Kinder Ende Dezember in die Jägerhofstraße gezogen. Aus Platzgründen, aber auch, weil es am alten Standort kein richtiges Außengelände gab. Davon haben sie nun mehr als genug, auch wenn aktuell Matsch und brachliegende Fläche das Bild bestimmen.

„Das soll als nächstes Projekt angegangen werden. Für Spielgeräte haben wir sogar schon über ein Crowdfunding 4700 Euro zusammenbekommen - mehr als erwartet“, freut sich die Vorsitzende, die selbst zwei Kinder in dem Kindergarten untergebracht hat. Ganz alleine und ohne Umzugsunternehmen habe man alles organisiert, dafür haben die Eltern viel Zeit aufgewendet und teilweise tief in die Tasche gegriffen.

Denn der Kindergarten ist eine reine Elterninitiative, das bedeutet Engagement aller Eltern in jeglicher Hinsicht ist gefragt. Sei es putzen, kochen, einkaufen, Aktionen planen – viele Dinge fallen an und müssen durch Elternstunden gestemmt werden. „Deshalb sind Sponsoren immer gerne gesehen“, fügt Althaus augenzwinkernd hinzu.

Karneval wurde natürlich auch gebührend gefeiert. Unter dem Motto „Karneval der Tiere“ feierten am Freitag viele kleine Marienkäfer und Bienen mit den Großen zusammen, für den ausgehungerten Jecken gab es ein von den Eltern gesponsertes Essensbuffet. „Wir durften sogar in den Toberaum und haben für alle Eltern einen Tanz aufgeführt“, erzählt Mulema stolz. Das aus Afrika stammende Mädchen hatte am Tag nach Altweiber noch ein Einhorn ins Gesicht gemalt bekommen, auf dem Gesicht ihrer Freundin leuchtet ein Regenbogen. Nach dem kurzen Gespräch flitzen die zwei schon wieder in den nächsten Raum - wahrscheinlich ins Atelier, in die „Minikinderküche“ oder in einen der vier Gruppenräume zum Spielen.

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