Wuppertal will draußen sitzen
In zehn Jahren hat sich die Zahl der Wirte, die Außengastronomie bieten, vervierfacht. Und das, obwohl die Stadtverwaltung vergleichsweise hohe Gebühren erhebt.
Sonnenbrille auf der Nase, Cappuccino in der Hand. An diesem Wochenende fällt bei bestem Frühlingswetter der inoffizielle Startschuss zur Straßencafé-Saison. Draußen essen und trinken liegt in Wuppertal stark im Trend. 2017 meldeten sich bei der Stadt 79 Betriebe an, die ihre Gäste unter freiem Himmel bewirten. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 32, 2007 gab es im ganzen Stadtgebiet lediglich 19 Lokale mit Tischen vor der Tür.
Alexandra Tsanakidis, Wuppertals Dehoga-Vorsitzende
Mit dem Frühlingswetter wird auch wieder die Diskussion um die hohen Gebühren für Gastronomen mit Außenbereich zum Thema. In Wuppertal bezahlen Wirte für die Sondernutzung des öffentlichen Raums eine monatliche Gebühr von 6,10 Euro pro Quadratmeter, in den Toplagen — dazu gehören die Fußgängerzonen in Elberfeld und Barmen — sogar 9,70 Euro. Das ist mit Blick auf andere Städte vergleichsweise viel. In Köln etwa zahlen die Betriebe je nach Lage 2,20 bis 6,30 Euro pro Quadratmeter. Beim Nachbar Solingen kann man zwar an begehrten Plätzen ähnlich viel zahlen wie in Wuppertal, dafür fangen die Gebühren in schlechter Lage bei 0,70 Euro pro Quadratmeter an.
Stadtsprecherin Martina Eckermann verweist auf die steigenden Zahlen in der Außengastronomie und sagt: „Es scheint sich ja für die Gastronomen zu rechnen.“ Wuppertals Dehoga-Vorsitzende Alexandra Tsanakidis weiß allerdings, dass viele Gastronomen trotzdem unter der hohen Gebührenlast leiden: „Das mag sich grundsätzlich rechnen, ist aber auch ein sehr filigranes Gebilde, weil die Außengastronomie sehr abhängig vom Wetter ist.“
Tsanakidis kritisiert auch, dass die Stadt seit Jahren fest auf ihrer Satzung beharrt. „Wir sind mehrfach auf die Stadt zugegangen und haben nachgefragt, ob wir wenigstens in den Wintermonaten von den Gebühren befreit werden können“, sagt die Gastronomin. Doch während andere Städte zwischen Oktober und April zumindest einen starken Preisnachlass bieten, zahlen die Betreiber im Tal immer dasselbe. Das findet Tsanakidis nicht richtig — auch mit Hinblick auf Gastronomen, die in Elberfeld und Barmen teils monatelang in diversen Baustellen ihre Gäste bewirtet haben. „Da wünschen wir uns ein größeres Entgegenkommen der Stadt“, sagt sie.
Auch bei der Abmessung der Gastronomiebereiche gebe es immer wieder Probleme. „Jedes Jahr ist der Antrag der Konzession eine Wundertüte.“ Dass den Wirten „öfter Steine in den Weg gelegt werden“, sieht Tsanakidis gerade vor dem Hintergrund kritisch, dass die Cafés zur Belebung der Innenstadt beitragen. „Genau das wünscht sich ja auch der Oberbürgermeister.“