Kriminalität Wie die Polizei den Brandstifter vom Ostersbaum fasste

Wuppertal · Über Kamera-Aufnahmen kamen die Ermittler dem 22-jährigen Verdächtigen auf die Spur.

 Die Feuerwehr in Wuppertal musste in den vergangenen Wochen mehrfach zum Ostersbaum ausrücken.

Die Feuerwehr in Wuppertal musste in den vergangenen Wochen mehrfach zum Ostersbaum ausrücken.

Foto: Tim Oelbermann

In der Nacht auf Mittwoch, 11. September, hat die Polizei einen jungen Mann (22) festgenommen, der gerade einen Brand im Keller eines Hauses an der Lothringer Straße gelegt hatte. Jetzt wird ermittelt, ob er auch für weitere Brände in dem Viertel verantwortlich ist.

Am Donnerstagnachmittag erging auch ein Haftbefehl. Der 22-Jährige sitzt seither in Untersuchungshaft in der JVA Wuppertal.

Schon seit Wochen sind Bewohner und Ermittler beunruhigt über die Brandserie. Insgesamt acht Mal hat es dort innerhalb weniger Wochen Brände in Kellern gegeben.

Nachts ein Feuer in einem Wohnhaus zu legen, sei „furchtbar gefährlich“, betont Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Wenn das Feuer wie im letzten Fall gegen 3 Uhr beginne, lägen die Bewohner wahrscheinlich im Tiefschlaf und hätten wenig Chancen, den Brand zu bemerken. Die Polizei prüft daher auch, ob der Täter den Tod von Menschen in Kauf nahm.

Die Polizei hatte erhebliche Anstrengungen unternommen, den Täter zu finden: „Dafür sind viele Arbeitsstunden aufgewendet worden“, so Baumert. Die Polizei fuhr verstärkt Streife, auch Beamte in Zivil waren im Viertel unterwegs.

Der 22-Jährige gibt an,
krank zu sein

Die Ermittler werteten zudem Videoaufnahmen von privaten Kameras aus dem Viertel aus. Und dabei war ihnen bereits ein junger Mann aufgefallen, der mehrfach im Zeitraum eines Brandes jeweils in der Nähe aufgenommen wurde.

Das Bild dieses Verdächtigen ging an alle Streifenwagen. Eine Streife erkannte den Mann, als er auf seinem Balkon eine Zigarette rauchte. Daraufhin wurde eine Überwachung genehmigt.

Deshalb konnte die Polizei in der Nacht auf Mittwoch schnell eingreifen, als sie einen Feuerschein in dem Haus an der Lothringer Straße sah. Als die Beamten das Haus betraten, begegneten sie dem 22-Jährigen. Dieser wehrte sich zunächst heftig gegen eine Festnahme. Er habe dabei gesagt: „Ich bin krank“, berichtet Baumert, damit habe er wohl sagen wollen, er müsse Brände legen. Ob er bei der Aussage bleibe und ob er tatsächlich ein „Pyromane“ sei, müssten die Ermittlungen zeigen.

In den Vernehmungen am Mittwoch habe der 22-Jährige die Brandstiftung an der Lothringer Straße zugegeben, eine Verantwortung für die übrigen Brände bestritten. Der junge Mann, der am Ostersbaum lebt, ist bereits einmal als Jugendlicher in Köln wegen Brandstiftung verurteilt worden.

Wer Feuer in Häusern mit Wohnungen legt, begeht eine schwere Brandstiftung. Dafür sieht das Gesetz eine Strafe zwischen einem und 15 Jahren Haft vor. Sollten die Ermittler zu dem Ergebnis kommen, dass er den Tod von Menschen billigend in Kauf nahm, könnte ihm auch versuchter Mord vorgeworfen werden.

Die Bewohner des Hauses an der Lothringer Straße waren von den Polizisten geweckt worden und konnten das Haus verlassen. Ein Bewohner kam wegen des Verdachts einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus, auch vier Polizeibeamte wurden von der Feuerwehr untersucht.

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